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Sibylla Elisabeth von Württemberg

S. wurde als älteste Tochter des Grafen Friedrich von Württemberg-Mömpelgard und Sibylla von Anhalt geboren. Als S. neun Jahre alt war, starb der regierende Herzog Ludwig von Württemberg und Friedrich wurde sein Nachfolger. Am herzoglichen Hof in Stuttgart erhielt S. eine standesgemäße Erziehung und Ausbildung. Als erstgeborene Tochter war sie die Erbtochter und hatte daher gute Chancen auf eine entsprechende fürstliche Verheiratung. Zwar ließen sich die väterlichen Pläne einer Eheschließung S.s mit Kurfürst Christian II. von Sachsen nicht verwirklichen, doch akzeptierte er auch eine Verbindung mit dessen Bruder, Herzog Johann Georg von Sachsen. V.a. erhoffte sich Herzog Friedrich I. von Württemberg durch die familiäre Bindung an Kursachsen eine Stärkung seiner politischen Machtstellung. Als neuer Herzog von Württemberg musste er sich einerseits gegen Versuche des Kaisers zur Wehr setzen, das Herzogtum als kaiserliches Lehen einzuziehen, andererseits galt es, sich im katholisch geprägten süddeutschen Raum als protestantisches Herzogtum weitere Verbündete im Reich zu suchen. Kursachsen als führender protestantischer Reichsstand erfüllte diese württembergischen Anforderungen in jeder Hinsicht. – S. kam 1604 im Alter von 20 Jahren an den Dresdner Hof. Als Herzogin von Sachsen übernahm sie von Anfang an repräsentative Pflichten. Wie andere fürstliche Frauen erfüllte sie wichtige Aufgaben als Fürbitterin und Vermittlerin beim Kurfürsten. Ihrer Leichenpredigt ist zu entnehmen, dass sich S. auch selbst sozial engagierte. Sie unterhielt offenbar, ähnlich wie die sächsischen Kurfürstinnen Anna und Hedwig von Dänemark, eine eigene Apotheke, von der auch Arme und Bedürftige profitierten. Damit nahm sie für fürstliche Frauen wichtige Betätigungsfelder im sozialen Bereich wahr. Bis zu ihrem Tod lebte S. mit ihrem Mann in Dresden an einem eigenen herzoglichen Hof. S. verstarb bereits wenige Monate nach ihrer Hochzeit kinderlos. Die in der Literatur vielfach vertretene These, sie sei bei der Geburt eines Kindes verstorben, ist anhand der überlieferten Quellenlage nicht haltbar. – Mit dem Tod S.s endete ein nur kurzer Versuch zur Etablierung kursächsisch-württembergischer Beziehungen auf familiärer Ebene. Ein kultureller Austausch zwischen beiden Höfen oder ein Einfluss der jungen Herzogin auf Hofleben und Kultur in Dresden sind aufgrund fehlender Quellen nicht nachweisbar. Nach ihrem Tod gab es keine weitere familiäre Bindung zwischen dem herzoglichen Haus Württemberg und Kursachsen.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Urkunden; Landesarchiv Baden-Württemberg - Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Württembergisches Hausarchiv, Altwürttembergisches Archiv.

Literatur R. Uhland (Hg.), 900 Jahre Haus Württemberg, Stuttgart u.a. 1985; C. E. Vehse, Die Höfe zu Württemberg, Leipzig/Weimar 1992; U. Essegern, Kursächsische Eheverträge in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, in: M. Schattkowsky (Hg.), Witwenschaft in der Frühen Neuzeit, Leipzig 2003, S. 115-135; dies., Fürstinnen am kursächsischen Hof, Leipzig 2007, S. 221-251. – S. Lorenz (Hg.), Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, Stuttgart/Berlin/Köln 1997, S. 147.

Porträt J. G. Mentzel, S. Elisabeth von Sachsen, Kupferstich, in: E. Tentzel, Saxonia Numismatica … Der Albertinischen Linie, Bd. 2, Dresden 1705, S. 393.

Ute Essegern
6.8.2009


Empfohlene Zitierweise:
Ute Essegern, Artikel: Sibylla Elisabeth von Württemberg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23437 [Zugriff 1.5.2024].

Sibylla Elisabeth von Württemberg



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Urkunden; Landesarchiv Baden-Württemberg - Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Württembergisches Hausarchiv, Altwürttembergisches Archiv.

Literatur R. Uhland (Hg.), 900 Jahre Haus Württemberg, Stuttgart u.a. 1985; C. E. Vehse, Die Höfe zu Württemberg, Leipzig/Weimar 1992; U. Essegern, Kursächsische Eheverträge in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, in: M. Schattkowsky (Hg.), Witwenschaft in der Frühen Neuzeit, Leipzig 2003, S. 115-135; dies., Fürstinnen am kursächsischen Hof, Leipzig 2007, S. 221-251. – S. Lorenz (Hg.), Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, Stuttgart/Berlin/Köln 1997, S. 147.

Porträt J. G. Mentzel, S. Elisabeth von Sachsen, Kupferstich, in: E. Tentzel, Saxonia Numismatica … Der Albertinischen Linie, Bd. 2, Dresden 1705, S. 393.

Ute Essegern
6.8.2009


Empfohlene Zitierweise:
Ute Essegern, Artikel: Sibylla Elisabeth von Württemberg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23437 [Zugriff 1.5.2024].