Robert Bauer

B. war maßgeblich am Aufbau der NSDAP-Parteistrukturen im oberen Erzgebirge beteiligt und agierte u.a. ab 1930 als Kreisleiter der Partei. – Nach dem Besuch der Oberrealschule im westerzgebirgischen Schwarzenberg meldete sich B. 1916 als Kriegsfreiwilliger und nahm bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil. Zwischen 1919 und 1926 war er als kaufmännischer Angestellter tätig, ehe er 1927 eine eigene Firma zum Verkauf von Weihnachtsartikeln gründete. – Bereits 1923, also im selben Jahr, in dem die erste NSDAP-Ortsgruppe Sachsens in Zwickau entstanden war, bildete B. eine Ortsgruppe der Partei in Lengefeld, der er bis 1932 selbst vorstand. Gleichzeitig trat er in die SA ein. Nach dem Ende des NSDAP-Verbots 1925 war er am Wiederaufbau der Parteistrukturen beteiligt, ab 1926 als Leiter des Bezirks Obererzgebirge. Nach organisatorischen Umgestaltungen übernahm er am 1.6.1930 den Posten des Kreisleiters der NSDAP-Gliederung Obererzgebirge. Bis 1932 hatte diese Dienststelle ihren Sitz in Lengefeld, danach siedelte sie nach Annaberg um. Zugleich war B. zwischen 1929 und 1932 in Lengefeld Stadtverordneter für die NSDAP. Auch in der SA stieg er weiter auf. 1930 zum SA-Standartenführer ernannt, war er bis 1933 Führer der SA-Standarte III. – Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde B. vom sächsischen Reichskommissar Manfred von Killinger zum Unterkommissar für Annaberg eingesetzt, um die Verwaltung der Stadt und der Amtshauptmannschaft zu kontrollieren. Vom März 1933 an war er bis 1945 Mitglied des Reichstags. Im Mai 1933 verließ er das Erzgebirge, da er nach Dresden berufen wurde, wo er als Organisationsleiter der sächsischen NSDAP arbeitete. Bereits im Oktober desselben Jahrs gab er diese Stelle auf und wechselte in die Münchner Parteizentrale. Hier war er als Beauftragter der Parteileitung und Organisationsleiter für die Gaue Sachsen, Thüringen, Halle-Merseburg und Magdeburg-Anhalt tätig. Hintergrund für seine Versetzung nach München waren offenbar Konflikte mit dem sächsischen Gauleiter Martin Mutschmann, den B. für unfähig hielt. – Ab Juni 1936 leitete B. als Kommandant den Aufbau der nationalsozialistischen Ordensburg in Sonthofen. Im Februar 1941 schied er aus dieser Funktion aus. Vorgeblich wegen gesundheitlicher Probleme, die aus einem Unfall resultierten, wurde er im Beisein des NSDAP-Reichsorganisationsleiters Robert Ley verabschiedet. Mit Wirkung vom 9.11.1938 wurde er in das Erziehungshauptamt der Obersten SA-Führung versetzt und zum SA-Oberführer befördert. Von Juni 1941 bis 1944 war B. Hauptkommissar im Reichskommissariat Ostland, ab 30.1.1942 im Dienstgrad eines SA-Brigadeführers. – B.s weiterer Lebensweg ist nur vage rekonstruierbar. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er in der BRD und verstarb im Alter von 66 Jahren in Tübingen.

Literatur F. Weil, Entmachtung im Amt, Köln/Weimar/Wien 2004; L. Vogel, Nationalsozialistische „Machtergreifung“ und Gleichschaltung in Annaberg im oberen Erzgebirge, in: NASG 78/2007, S. 307-323. – DBA II; Reichstags-Handbuch. VIII. Wahlperiode, Berlin 1933, S. 93; Reichstags-Handbuch. IX. Wahlperiode, Berlin 1934, S. 131; Der Deutsche Reichstag 1936, Berlin 1936, S. 102; E. Kienast (Hg.), Der Großdeutsche Reichstag 1938, Berlin 1938, S. 153, S.469 (Bildquelle); M. Schwarz, MdR. Biographisches Handbuch der Reichstage, Hannover 1965, S. 614; E. Stockhorst, Fünftausend Köpfe. Wer war was im Dritten Reich, Velbert/Kettwig 1967, S. 45; M. Schumacher, M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus, Düsseldorf ³1994, S. 23; J. Lilla (Bearb.), Statisten in Uniform, Düsseldorf 2004, S. 25.

Lutz Vogel
23.2.2012


Empfohlene Zitierweise:
Lutz Vogel, Artikel: Robert Bauer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9727 [Zugriff 27.4.2024].

Robert Bauer



Literatur F. Weil, Entmachtung im Amt, Köln/Weimar/Wien 2004; L. Vogel, Nationalsozialistische „Machtergreifung“ und Gleichschaltung in Annaberg im oberen Erzgebirge, in: NASG 78/2007, S. 307-323. – DBA II; Reichstags-Handbuch. VIII. Wahlperiode, Berlin 1933, S. 93; Reichstags-Handbuch. IX. Wahlperiode, Berlin 1934, S. 131; Der Deutsche Reichstag 1936, Berlin 1936, S. 102; E. Kienast (Hg.), Der Großdeutsche Reichstag 1938, Berlin 1938, S. 153, S.469 (Bildquelle); M. Schwarz, MdR. Biographisches Handbuch der Reichstage, Hannover 1965, S. 614; E. Stockhorst, Fünftausend Köpfe. Wer war was im Dritten Reich, Velbert/Kettwig 1967, S. 45; M. Schumacher, M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus, Düsseldorf ³1994, S. 23; J. Lilla (Bearb.), Statisten in Uniform, Düsseldorf 2004, S. 25.

Lutz Vogel
23.2.2012


Empfohlene Zitierweise:
Lutz Vogel, Artikel: Robert Bauer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9727 [Zugriff 27.4.2024].