Richard von Könneritz
Den Grafentitel hatte K.s Vater 1852 in Belgien erlangt und durfte diesen nur auf seinen ältesten Sohn vererben. Da der Vater, ein Bruder des sächsischen Ministers Julius Traugott von Könneritz, während der 1830er- und 1840er-Jahre als Botschafter Sachsens in Paris und Brüssel arbeitete, verbrachte K. seine Jugend teils in Sachsen, teils in Frankreich. Das Abitur legte er 1846 in Freiberg ab und studierte anschließend Jura an der Universität Leipzig. Nach der Promotion ging K. 1850 als Assessor an das Landgericht Bautzen und wechselte von dort in den diplomatischen Dienst. Einer Position als Gesandtschaftssekretär in Paris und Berlin folgte schon 1853 die Ernennung zum Geschäftsträger in Hannover. Ab 1862 war er Botschafter in Brüssel, 1864 wechselte er nach St. Petersburg und 1867 nach München. Mit 46 Jahren zog sich K. 1874 ins Privatleben zurück. 1856 verkaufte sein Vater das Rittergut Lossa an seinen Sohn
Richard, im folgenden Jahr das Gut Erdmannsdorf an seinen Sohn Robert, welcher 1876 bis 1890 sächsischer Finanzminister war. Ihre Schwester
Anna war mit dem preußischen Diplomaten
Albrecht Graf von Bernstorff verehelicht. K. selbst blieb unverheiratet. Zum Landtag 1875/76 ernannte König Albert den reichen Rittergutsbesitzer auf Lebenszeit zum Mitglied der Ersten Kammer des Sächsischen Landtags. Vom Oberhaus wurde er im Oktober 1877 als Sekretär ins Direktorium gewählt. Nach dem Rücktritt des hochbetagten Präsidenten Ludwig von Zehmen entschieden sich König und Erste Kammer zu Beginn des Landtags 1891/92 für K. als dessen Nachfolger. 1891 wurde er auch von den in Evangelicis beauftragen Ministern, die für den katholischen Landesherrn dessen Funktion als Oberhaupt der lutherischen Landeskirche ausübten, in die Landessynode berufen. Er leitete die Synoden der Jahre 1891, 1896 und 1901. K. engagierte sich auch in landwirtschaftlichen Interessenvertretungen und war mehrere Jahre lang Vizepräsident des Deutschen Landwirtschaftsrats. 1894 rückte K. auch zum Domherrn des Meißner Hochstifts auf. Drei Jahre später wurde er Domdechant und 1907 Dompropst. Sein Amt als Präsident der Ersten Kammer hat K. nach den Beratungen von 1903/04 aufgegeben. Auf sein Mandat als vom König ernannter Rittergutsbesitzer verzichtete er nach dem folgenden Landtag 1905/06.
Literatur K., in: Kalender für den sächsischen Staatsbeamten 1902, S. 5; K. auf Lossa, in: Heimatklänge sächsischer Familienblätter 1/1905, S. 687; Dem Gedächtnis unseres Herren K. auf Lossa. Nachruf, Wurzen 1910, S. 4; J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 25f. (P). – DBA II, III; NDB 12, S. 364.
Josef Matzerath
17.7.2008
Empfohlene Zitierweise:
Josef Matzerath, Artikel: Richard von Könneritz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16626 [Zugriff 22.12.2024].
Richard von Könneritz
Literatur K., in: Kalender für den sächsischen Staatsbeamten 1902, S. 5; K. auf Lossa, in: Heimatklänge sächsischer Familienblätter 1/1905, S. 687; Dem Gedächtnis unseres Herren K. auf Lossa. Nachruf, Wurzen 1910, S. 4; J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 25f. (P). – DBA II, III; NDB 12, S. 364.
Josef Matzerath
17.7.2008
Empfohlene Zitierweise:
Josef Matzerath, Artikel: Richard von Könneritz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16626 [Zugriff 22.12.2024].