Richard Garbe

G. vertrat während des Nationalsozialismus die Grundsätze der „Bekennenden Kirche“ (BK). Dadurch gehörte er zu jenen Pfarrern, die erheblichen Konflikten bei ihrer Berufsausübung ausgesetzt waren. – G. studierte in Leipzig und legte im Juli 1934 das erste theologische Staatsexamen ab. Anfang 1935 erhielt er seine erste Anstellung als Pfarrvikar von Großdrebnitz und Goldbach und wurde im Februar 1936 ordiniert. Seine Zuständigkeit für die Kirchgemeinde Goldbach brachte G. in Konfrontation zu den dort einflussreichen „Deutschen Christen“ (DC), einer mit dem Nationalsozialismus systemkonformen Glaubensrichtung. Bereits 1931/32 hatte ein anhaltender Kirchenstreik der Gemeindeglieder in Goldbach stattgefunden, der auch die Aussetzung von Hochzeiten und Taufen einschloss. Das Kirchenregiment der DC bewirkte die Dienstentlassung G.s zum Dezember 1937. Zugrunde lag eine Denunziation zu Predigtinhalten, tatsächlich war es eine Machtdemonstration der Goldbacher DC. Den Nationalsozialisten gelang es jedoch nicht, die Großdrebnitzer Bevölkerung gegen ihren Pfarrer aufzubringen. Die Entlassung aus dem Amt in Großdrebnitz wurde kurzfristig zurückgenommen und G. nach Verordnung des Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamts vom 28.2.1939 als Pfarrer bestätigt. In Goldbach durfte er allerdings seine Tätigkeit nicht wieder aufnehmen. Bis zur Einberufung zum Wehrdienst im August 1939 wurde er der allsonntäglichen Beaufsichtigung durch die Polizei unterstellt. Zum Kriegsende kam G. an der Westfront in amerikanische Gefangenschaft und wurde noch 1945 entlassen. Nach Sachsen zurückgekehrt, teilte er am 25.10.1945 der Superintendentur mit, dass er seine Amtstätigkeit in Großdrebnitz wieder aufgenommen habe. 1951 trat G. eine Pfarrstelle an der Jacobikirche in Freiberg an. Er musste bald erkennen, dass die DDR kirchenfeindliche Züge annahm. In Freiberg geriet er erneut in Konfrontation mit den Machthabern. G. sah sich persönlichen Verleumdungen ausgesetzt. Zermürbt durch den nicht enden wollenden Kampf gegen Willkür, aber auch aus Furcht vor inszenierter Strafverfolgung flüchtete er nach Westberlin. Dem Einsatz des Landesbischofs Gottfried Noth war es zu verdanken, dass G. in die DDR zurückkehren konnte. 1960 wurde er als Landespfarrer für Frauenarbeit berufen. Gleichzeitig wirkte er bis Ende 1966 als Gemeindepfarrer in Dresden-Kaditz. Nach Beendigung seiner Tätigkeit als Landespfarrer für Frauenarbeit im Sommer 1977 reiste G. in die Bundesrepublik aus.

Quellen Pfarrarchiv Großdrebnitz, Martinskirche; Evangelisch-Lutherisches Landeskirchenamt Sachsens; Persönliche Mitteilungen Pfarrer Sebastian Führer, Martinskirche Großdrebnitz; Interviews mit Erika Garbe und Klaus Giesemann.

Werke Vorarbeiten für eine Dorfchronik von Großdrebnitz, in: Unsere Heimat, Beilage zum Sächsischen Erzähler 11.4./18.4.1938.

Literatur Der Kirchenstreit in Goldbach, Kirchgemeindebrief April/Mai, Großdrebnitz 1997; F. Fiedler, Richard G., Pfarrer in Großdrebnitz in schwerer Zeit, 2003 [MS, Pfarramt Großdrebnitz].

Porträt Richard G. mit Frau, April 1953, Foto, Privatbesitz F. Fiedler.

Frank Fiedler
17.5.2006


Empfohlene Zitierweise:
Frank Fiedler, Artikel: Richard Garbe,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23488 [Zugriff 19.4.2024].

Richard Garbe



Quellen Pfarrarchiv Großdrebnitz, Martinskirche; Evangelisch-Lutherisches Landeskirchenamt Sachsens; Persönliche Mitteilungen Pfarrer Sebastian Führer, Martinskirche Großdrebnitz; Interviews mit Erika Garbe und Klaus Giesemann.

Werke Vorarbeiten für eine Dorfchronik von Großdrebnitz, in: Unsere Heimat, Beilage zum Sächsischen Erzähler 11.4./18.4.1938.

Literatur Der Kirchenstreit in Goldbach, Kirchgemeindebrief April/Mai, Großdrebnitz 1997; F. Fiedler, Richard G., Pfarrer in Großdrebnitz in schwerer Zeit, 2003 [MS, Pfarramt Großdrebnitz].

Porträt Richard G. mit Frau, April 1953, Foto, Privatbesitz F. Fiedler.

Frank Fiedler
17.5.2006


Empfohlene Zitierweise:
Frank Fiedler, Artikel: Richard Garbe,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23488 [Zugriff 19.4.2024].