Pietro Moretti

M.s Verdienst bestand v.a. in der Förderung von Komödien, Opere buffe und Konzerten in einem kommerziell betriebenen Theater in der Nähe des Dresdner Zwingers. Zwischen 1755 und 1771 ermöglichte er Adligen und Bürgerlichen somit den Zugang zu zeitgenössischer moderner Komödienliteratur, Musiktheater, Tanz und zeitgenössischer Musik, was insbesondere während des Siebenjährigen Kriegs sowie der kulturell sparsamen Zeit nach dem Tod Kurfürst Friedrich Augusts II. (August III.) 1763, u.a. aufgrund des Weggangs von Johann Adolph Hasse, von Bedeutung war. Sein Kunstmanagement prägte das Zukunftskonzept einer fortschrittlichen Konzert- und Theaterstadt entscheidend mit. Trotz der großen Bedeutung für die Entwicklung der Dresdner Kulturgeschichte und die internationale Theaterforschung konnten Leben und Schaffens M.s bislang nur lückenhaft erschlossen werden. – M.s frühe Biografie ist unbekannt. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde er von Friedrich August II. (August III.) nach Dresden geholt, wo M. gemeinsam mit seiner Frau als Schauspieler, Tänzer, Librettist und Spielleiter tätig war. Kraft eines königlichen Privilegs ließ er 1754/1755 von Julius Heinrich Schwarze und Christian Gottlieb Reuß ein hölzernes Theater im Italienischen Dörfchen errichten, das 1761 als Steinhaus einen festen Standpunkt auf dem Theaterplatz erhielt. M. leitete dieses Haus unter Einbeziehung eines vielseitigen Repertoires, das von der italienischen Oper, der französischen und deutschen Komödie bis zum Abonnementkonzert reichte. So kamen neben den Opern von Baldassare Galuppi („Il Filosofo di Campagna“, „LʼArcadia in Brenta“ und „Il conte Camarella“) Intermezzi und Komödien zur Aufführung, z.B. 1762 zum Karneval die intermezzi in musica „La vedova scaltra“ nach Tommaso Mariani und anlässlich des Geburtstags der Kurfürstin Maria Antonia Walburga am 18. Juli M.s „Prolog einer Helden-Muse“. Im August 1762 inszenierte er das Intermezzo in Musica „Il Filosofo Convinto in Amore“ (Text: Johann Friedrich Agricola) und in der Karnevalszeit 1763 hielt man in M.s Theater Maskeraden ab. Darüber hinaus organisierte er Konzerte, die teilweise durch Adlige selbst bestritten wurden, ein Unternehmen, das er als Collegium musicum bezeichnete. – Die Abonnementkonzerte fanden drei Mal wöchentlich statt und dienten dazu, die Virtuosität der Musizierenden unter Beweis zu stellen. M. fungierte demnach als Konzertmanager und Theaterinspektor, war aber auch als Impresario einer italienischen Operntruppe und für die deutsche Komödie tätig. Dabei engagierte er kontinuierlich neue Künstler: Im Juni 1763 verpflichtete er die Mezzosopranistin Signora Rosa und einen Sänger namens Borgioni aus Bayreuth, wo M. mehrfach wirkte, für Dresden und im August 1763 gastierte eine französische Schauspielgesellschaft in seinem Theater. Gelegentlich spielten auch die italienische Opernkompanie des Impresario Giovanni Battista Locatelli sowie deutsche Komödianten des Dresdner Hofs unter seiner Intendanz. So stellte sein vielseitig ausgerichtetes Unternehmen eine Ergänzung zu dem Theater Heinrich von Brühls auf dem Wall (der sog. Locatelli-Bühne) dar, wobei M. seine Gewinne aus dem Kunstmanagement der Generalakziskasse vorzulegen hatte. – Während der Trauerzeit nach dem Tod Friedrich Augusts II. (Augusts III.) im Oktober 1763 ruhte der Opern- und Theaterbetrieb. Es fanden in dieser Zeit umfangreiche Baumaßnahmen in dem Theater statt. In diesem Zusammenhang korrespondierte M. mit dem Oberlandbaumeister Christian Friedrich Exner. – 1766 wurde M. die Inspektion des „Großen Churfürstlichen Theaters“ sowie die Aufsicht über die Theatergarderobe übertragen. Zudem hatte ihm Administrator Prinz Xaver die Inspektion der rund 40 Mitglieder zählenden Comédie Française und des französischen Corps de ballet anvertraut, die Ballette und Opéras Comiques aufführten sowie Redouten und Bälle gestalteten. Italienische Opern wurden durch einige vom Hof subventionierte Gastspieltruppen geboten, wobei die Opere buffe das Theatergeschehen in M.s Haus bestimmten. Anlässlich der Hochzeit seines Dienstherrn Kurfürst Friedrich August III. (Friedrich August I.) mit Maria Amalie Auguste, Pfalzgräfin von Zweibrücken-Birkenfeld-Bischweiler, produzierte er 1769 ausnahmsweise die Opera seria „La Clemenza di Tito“ von Johann Gottlieb Naumann. – 1771 erhielt M. seine Entlassung, agierte im Theaterbetrieb aber bis mindestens 1773 weiter. Seine späten Lebensjahre liegen im Dunkeln.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10006 Oberhofmarschallamt, KVII/13, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 908/1, Loc. 908/3, Loc. 910/1, Loc. 910/3, Loc. 382/7; Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abt. Digitale Sammlungen, Abt. Deutsche Fotothek.

Werke Inszenierungen: La vedova scaltra, Dresden 1762; Il Filosofo Convinto in Amore, Dresden 1762. – Dichtung: An dem Höchsten Geburths-Fest Ihro Königl. Hoheit, Maria Antonia, Königl. Prinzeßin von Pohlen und Litthauen, Herzogin zu Sachsen ... unser gnädigsten Churprinzeßin, wird von der Helden-Muse ein poetischer Prologus auf dem hiesigen Theatro im Zwinger, in allerunterthänigster Demuth und Veneration vorgestellet, und Höchst Deroselben dediciret, genannt: Der von redlich-gesinnten Herzen, in den Tempel der Weißheit entzündete Weyrauch, Dresden 1762.

Literatur Moritz Fürstenau, Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Dresden, Dresden 1862 (ND Leipzig 1971); Friedrich August O’Byrn, Giovanni Casanova und die Comici italiani am polnisch-sächsischen Hofe, in: NASG 1/1880, S. 289-314; Ortrun Landmann, Die Italienische Oper in Dresden nach Johann Adolf Hasse. Entwicklungszüge 1765-1832, in: Günther Stephan (Hg.), Die italienische Oper in Dresden von Johann Adolf Hasse bis Francesco Morlacchi, Dresden 1987, S. 393-416; Romy Petrick, Dresdens bürgerliches Musik- und Theaterleben im 18. Jahrhundert, Marburg 2011. – MGG2S, Sp. 1539-1545.

Uta Dorothea Sauer
21.7.2022


Empfohlene Zitierweise:
Uta Dorothea Sauer, Artikel: Pietro Moretti,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29188 [Zugriff 30.6.2024].

Pietro Moretti



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10006 Oberhofmarschallamt, KVII/13, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 908/1, Loc. 908/3, Loc. 910/1, Loc. 910/3, Loc. 382/7; Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abt. Digitale Sammlungen, Abt. Deutsche Fotothek.

Werke Inszenierungen: La vedova scaltra, Dresden 1762; Il Filosofo Convinto in Amore, Dresden 1762. – Dichtung: An dem Höchsten Geburths-Fest Ihro Königl. Hoheit, Maria Antonia, Königl. Prinzeßin von Pohlen und Litthauen, Herzogin zu Sachsen ... unser gnädigsten Churprinzeßin, wird von der Helden-Muse ein poetischer Prologus auf dem hiesigen Theatro im Zwinger, in allerunterthänigster Demuth und Veneration vorgestellet, und Höchst Deroselben dediciret, genannt: Der von redlich-gesinnten Herzen, in den Tempel der Weißheit entzündete Weyrauch, Dresden 1762.

Literatur Moritz Fürstenau, Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Dresden, Dresden 1862 (ND Leipzig 1971); Friedrich August O’Byrn, Giovanni Casanova und die Comici italiani am polnisch-sächsischen Hofe, in: NASG 1/1880, S. 289-314; Ortrun Landmann, Die Italienische Oper in Dresden nach Johann Adolf Hasse. Entwicklungszüge 1765-1832, in: Günther Stephan (Hg.), Die italienische Oper in Dresden von Johann Adolf Hasse bis Francesco Morlacchi, Dresden 1987, S. 393-416; Romy Petrick, Dresdens bürgerliches Musik- und Theaterleben im 18. Jahrhundert, Marburg 2011. – MGG2S, Sp. 1539-1545.

Uta Dorothea Sauer
21.7.2022


Empfohlene Zitierweise:
Uta Dorothea Sauer, Artikel: Pietro Moretti,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29188 [Zugriff 30.6.2024].