Peter Reinhold
R. amtierte 1920 und 1924 bis 1926 als Finanzminister in Sachsen sowie 1926/27 in derselben Funktion im Deutschen Reich. Zudem betätigte er sich als Verleger und war in zahlreichen Aufsichtsräten aktiv. – R. legte 1906 am Vitzthumschen Gymnasium in Dresden sein Abitur ab. Anschließend studierte er Geschichte, Kunstgeschichte, Literatur, Nationalökonomie und Völkerkunde in Genf (Schweiz), Rom, Freiburg/Breisgau, Berlin und Leipzig. 1910 promovierte er in Leipzig mit der Arbeit „Die Empörung König
Heinrichs (VII.) gegen seinen Vater“ zum Dr. phil. Anschließend engagierte sich R. für das Verlagswesen. Er übernahm 1913 das nationalliberale „Leipziger Tageblatt“, das er 1921 an den Berliner Ullstein-Verlag verkaufte, und die Zeitschrift „Europäische Revue“. Zusammen mit seinem Schwager gründete er 1917 den Verlag „Der Neue Geist“ und führte diesen bis 1946 unter verschiedenen Namen. – Hinzu kam sein politisches Engagement. Für die DDP wurde R. 1919 im Wahlkreis 2 in den Sächsischen Landtag gewählt, dem er bis 1924 angehörte. R. wirkte in dieser Zeit in zahlreichen Ausschüssen mit, so etwa im Rechenschaftsausschuss, im Haushaltsausschuss A und im Rechtsausschuss. Von April bis Dezember 1920 übte er das Amt des sächsischen Finanzministers aus. 1922 bis 1924 war er Vorsitzender der DDP-Fraktion im Sächsischen Landtag. Sein Landtagsmandat legte er am 9.2.1924 nieder, da er im Januar desselben Jahres noch einmal zum sächsischen Finanzminister ernannt wurde. Dieses Amt gab er am 20.1.1926 auf, um als Reichsfinanzminister in das Kabinett
Hans Luther II nach Berlin zu wechseln. Als dieses Kabinett bereits nach wenigen Monaten scheiterte, wurde er im Nachfolgekabinett
Wilhelm Marx III am 17. Mai desselben Jahrs erneut zum Finanzminister berufen. Auf R.s Initiative wurde ein Programm zur Steuersenkung beschlossen, das vorsah, die Überschüsse des Staats aus dem Jahr 1924 wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückzuführen. Das von R. eingeführte Verfahren, Ausgaben des außerordentlichen Haushalts durch Anleiheermächtigungen zu decken, führte aber zu Haushaltsschwierigkeiten. Aus diesem Grund trat er nunmehr für eine strikte Ausgabenbegrenzung ein. Am 17.12.1926 trat das Kabinett zurück, führte aber bis zum 29.1.1927 einstweilig die Geschäfte weiter. Dem neuen Kabinett, Wilhelm Marx IV, gehörte er nicht mehr an. Im Oktober 1928 war R. Mitbegründer und Vorsitzender des Aufsichtsrats und des Verwaltungsrats der Zentralbank Deutscher Industrieller. Für den Reichstag konnte er im selben Jahr im Wahlkreis 19 (Hessen-Nassau) für die DDP, die 1930 in der Deutschen Staatspartei aufging, ein Mandat erringen, welches er bis 1932 ausübte. Nach 1933 war R. v.a. in der Privatwirtschaft tätig, so u.a. als Aufsichtsratsvorsitzender einer Zellstoff- und Papierfabrik. Den Aufsichtsrat der E. Merck AG in Darmstadt leitete er von 1953 bis zu seinem Tod.
Quellen Archiv des Sächsischen Landtags, Landtag 1919/20, 1920/21, 1922/26; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Landtag 1919-1933.
Werke Die Empörung König Heinrichs (VII.) gegen seinen Vater, Leipzig 1911; Die Reichstagsparteien, ihre Geschichte und ihre Programme, Leipzig 1911; Deutsche Finanz- und Wirtschaftspolitik, Leipzig 1927; Finanz-Reform, Leipzig 1929; Maria Theresia verhindert einen Krieg und gewinnt das Innviertel, Linz 1946; Maria Theresia, Wiesbaden 1957, Frankfurt/Main ²1979.
Literatur G. Wenzel (Bearb.), Deutscher Wirtschaftsführer, Hamburg 1929, S. 1797; C. Horkenbach (Hg.), Das Deutsche Reich von 1918 bis heute, Berlin 1930, S. 730; K.-H. Minuth (Bearb.), Die Kabinette Luther I und II, 2 Bde., Boppard 1977; G. Abramowski (Bearb.), Die Kabinette Marx III und IV, 2 Bde., Boppard 1988. – DBA II, III; DBE 8, S. 224; NDB 21, S. 369f.; Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Bd. 2, Berlin 1931, S. 1505 (Bildquelle); H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist’s?, Leipzig 101935, S. 1282; W. Kosch (Hg.), Deutsches Staatshandbuch, Bd. 2, Bern/München 1963, S. 1024; M. Schumacher (Hg.), M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus, Düsseldorf 31994, S. 385.
Andreas Peschel
8.5.2014
Empfohlene Zitierweise:
Andreas Peschel, Artikel: Peter Reinhold,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3296 [Zugriff 19.11.2024].
Peter Reinhold
Quellen Archiv des Sächsischen Landtags, Landtag 1919/20, 1920/21, 1922/26; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Landtag 1919-1933.
Werke Die Empörung König Heinrichs (VII.) gegen seinen Vater, Leipzig 1911; Die Reichstagsparteien, ihre Geschichte und ihre Programme, Leipzig 1911; Deutsche Finanz- und Wirtschaftspolitik, Leipzig 1927; Finanz-Reform, Leipzig 1929; Maria Theresia verhindert einen Krieg und gewinnt das Innviertel, Linz 1946; Maria Theresia, Wiesbaden 1957, Frankfurt/Main ²1979.
Literatur G. Wenzel (Bearb.), Deutscher Wirtschaftsführer, Hamburg 1929, S. 1797; C. Horkenbach (Hg.), Das Deutsche Reich von 1918 bis heute, Berlin 1930, S. 730; K.-H. Minuth (Bearb.), Die Kabinette Luther I und II, 2 Bde., Boppard 1977; G. Abramowski (Bearb.), Die Kabinette Marx III und IV, 2 Bde., Boppard 1988. – DBA II, III; DBE 8, S. 224; NDB 21, S. 369f.; Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Bd. 2, Berlin 1931, S. 1505 (Bildquelle); H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist’s?, Leipzig 101935, S. 1282; W. Kosch (Hg.), Deutsches Staatshandbuch, Bd. 2, Bern/München 1963, S. 1024; M. Schumacher (Hg.), M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus, Düsseldorf 31994, S. 385.
Andreas Peschel
8.5.2014
Empfohlene Zitierweise:
Andreas Peschel, Artikel: Peter Reinhold,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3296 [Zugriff 19.11.2024].