Paul Wicke

Nach Absolvierung der Volksschule besuchte W. 1907 bis 1910 die Industrie- und Gewerbeschule Bautzen und erlernte in der Lithographischen Anstalt und Steindruckerei Gebrüder Weigang den Beruf eines Lithografen. 1912/13 arbeitete W. als Lithograf in Höxter und Hannover, ehe er 1914 nach Bautzen zurückkehrte. – Nach seiner Musterung wurde W. im Juni 1914 dem Landsturm zugewiesen. Er unterlag somit in Friedenszeiten keiner militärischen Kontrolle, konnte aber bei außerordentlichem Bedarf zur Ergänzung des Heers oder der Marine herangezogen werden. Noch im September desselben Jahrs wurde er jedoch wegen Untauglichkeit ausgemustert. – Rudolf Weigang, in dessen Firma W.s Vater 1914 tödlich verunglückt war, ermöglichte den beiden hinterbliebenen Söhnen ein künstlerisches Studium. W. entschied sich für die Malerei, sein Bruder Richard wählte das Fach Musik. 1915 bis 1922 studierte W. an der Akademie der bildenden Künste Dresden bei Richard Müller, Georg Lührig und Otto Gußmann. 1919 wurde er für hervorragende Studienergebnisse ausgezeichnet. Ab dieser Zeit beteiligte er sich u.a. an Ausstellungen der Freien Künstler-Vereinigung Bautzen, des Stettiner Museumsvereins und des Lausitzer Künstlerbunds. Das 1929 vom Dresdner Lehrerverein neu herausgegebene Schulbuch „Muttersprache. Lesebuch für Volksschulen“ wurde von W. und Heinrich Göttler aus Schwabach bei Nürnberg illustriert. Er unternahm mehrere Studienreisen nach Bayern und Tirol. – 1929 übersiedelte W. mit seiner Familie nach Lausa bei Dresden. Dort widmete er sich neben der Malerei auch dem Kunstgewerbe und beteiligte sich u.a. 1932 an der 53. Kunstschau des Sächsischen Kunstausstellungsverbands in Bautzen. – In der Zeit des Nationalsozialismus war W. vom Dienst in der Wehrmacht und von „Aufgaben der Reichsverteidigung“ zurückgestellt. Künstlerisch hat er sich im nationalsozialistischen Sinn nicht betätigt, er orientierte sich vielmehr auf leicht verkäufliches Kunstgewerbe, um seine Familie zu ernähren. Nach den alliierten Luftangriffen auf Dresden im Februar 1945 dokumentierte er „mit dem widerspruchsvoll sanften Pastell“ ( Dieter Hoffmann, 1986) die zerstörte Innenstadt. Der 50 Blatt umfassende Zyklus „Dresden 1945“ wurde erstmalig im März und April 1946 in Weixdorf gezeigt. – Ab Herbst 1945 übernahm W. Aufträge für die Anhaltinische Kohlenwerke AG in Welzow/Niederlausitz, gestaltete das neue Belegschaftsheim in Zeißholz/Oberlausitz und schuf Industrie- und Landschaftsbilder. Eine Ausstellung in Zeißholz, ergänzt durch Pastelle aus dem Zyklus „Dresden 1945“, fand großes Interesse und sicherte neue Aufträge. Die Gemeindeverwaltung Weixdorf betraute ihn u.a. mit der Ausgestaltung der neu erbauten Grundschule. – W.s 1946 gestellter Antrag um Aufnahme in die Sparte Bildende Kunst des Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds wurde erst nach mehreren Fürsprachen im April 1948 genehmigt. Trotz schlechter Lebensbedingungen in den Nachkriegsjahren und ungeachtet seiner fortschreitenden Krebserkrankung arbeitete W. unermüdlich, schuf v.a. Ölgemälde und beteiligte sich an Kunstausstellungen. – Seit 1999 trägt eine Straße in Dresden-Weixdorf W.s Namen.

Quellen Unterlagen zur Familie Wicke, Privatbesitz.

Werke Dresden - Blick vom Neustädter Ufer auf die Hofkirche, 1921, Öl auf Leinwand, Privatbesitz; Stilleben mit Herbstblumen und Früchten vor hellem Hintergrund, 1924, Öl auf Leinwand, Museum Bautzen; 17 Illustrationen, in: Muttersprache. Lesebuch für Volksschulen, Ausgabe A, Teil 2, neubearbeitet und hrsg. vom Dresdner Lehrerverein, Leipzig 1929; Dorfteich in Weixdorf, 1934, Linolschnitt, Museum Bautzen; Anemonen, 1941, Öl auf Leinwand, Privatbesitz; Motiv aus Weixdorf, 1942, Öl auf Sperrholz, Privatbesitz; Dresden 1945 (Zyklus, bestehend aus 50 Blättern), 1945, Pastell, Privatbesitz; Dorfstraße in Weixdorf, 1947, Öl auf Pappe, Privatbesitz.

Literatur Fahrt zu Paul W., in: Lausaer Nachrichten 1/1931, Nr. 3, S. 1f.; D. Hoffmann, Kunst aus Dresden nach 1945, Frankfurt/Main 1986; G. Claußnitzer, Landschaft der Verzweiflung, in: Sächsische Zeitung 1.6.1992; A. Thormüller [d.i. D. Hoffmann], Farbige Ruinen, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung 10.7.1992; Sonderausstellung „Paul W.: Dresden 1945“, hrsg. vom Militärhistorischen Museum Dresden, Dresden 1992 [Faltblatt]; C. Hermann, „Überall dieser Mut zur Farbe …“, in: Fama. Das Kunstmagazin aus Sachsen 18/1998, S. 42f.; Paul W., Malerei und Grafik, hrsg. vom Stadtmuseum Bautzen, Bautzen 1998 (WV); C. Hermann, Sonderausstellung „Paul W.: Dresden 1945“, in: Schriftenreihe des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden 1/2000, S. 29f.; ders., Überall dieser Mut zur Farbe, in: Dresdner Neueste Nachrichten 2.9.2002, S. 9; ders., Wissenswertes zu Weixdorfer Straßennamen - Paul-Wicke-Straße, Weixdorf 2009. – DBA II; Vollmer, Bd. 5, Leipzig 1999, S. 125.

Porträt Paul Hermann W., Fotografie, um 1943/44, Privatbesitz (Bildquelle).

Christian Hermann
31.3.2010


Empfohlene Zitierweise:
Christian Hermann, Artikel: Paul Wicke,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18838 [Zugriff 22.11.2024].

Paul Wicke



Quellen Unterlagen zur Familie Wicke, Privatbesitz.

Werke Dresden - Blick vom Neustädter Ufer auf die Hofkirche, 1921, Öl auf Leinwand, Privatbesitz; Stilleben mit Herbstblumen und Früchten vor hellem Hintergrund, 1924, Öl auf Leinwand, Museum Bautzen; 17 Illustrationen, in: Muttersprache. Lesebuch für Volksschulen, Ausgabe A, Teil 2, neubearbeitet und hrsg. vom Dresdner Lehrerverein, Leipzig 1929; Dorfteich in Weixdorf, 1934, Linolschnitt, Museum Bautzen; Anemonen, 1941, Öl auf Leinwand, Privatbesitz; Motiv aus Weixdorf, 1942, Öl auf Sperrholz, Privatbesitz; Dresden 1945 (Zyklus, bestehend aus 50 Blättern), 1945, Pastell, Privatbesitz; Dorfstraße in Weixdorf, 1947, Öl auf Pappe, Privatbesitz.

Literatur Fahrt zu Paul W., in: Lausaer Nachrichten 1/1931, Nr. 3, S. 1f.; D. Hoffmann, Kunst aus Dresden nach 1945, Frankfurt/Main 1986; G. Claußnitzer, Landschaft der Verzweiflung, in: Sächsische Zeitung 1.6.1992; A. Thormüller [d.i. D. Hoffmann], Farbige Ruinen, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung 10.7.1992; Sonderausstellung „Paul W.: Dresden 1945“, hrsg. vom Militärhistorischen Museum Dresden, Dresden 1992 [Faltblatt]; C. Hermann, „Überall dieser Mut zur Farbe …“, in: Fama. Das Kunstmagazin aus Sachsen 18/1998, S. 42f.; Paul W., Malerei und Grafik, hrsg. vom Stadtmuseum Bautzen, Bautzen 1998 (WV); C. Hermann, Sonderausstellung „Paul W.: Dresden 1945“, in: Schriftenreihe des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden 1/2000, S. 29f.; ders., Überall dieser Mut zur Farbe, in: Dresdner Neueste Nachrichten 2.9.2002, S. 9; ders., Wissenswertes zu Weixdorfer Straßennamen - Paul-Wicke-Straße, Weixdorf 2009. – DBA II; Vollmer, Bd. 5, Leipzig 1999, S. 125.

Porträt Paul Hermann W., Fotografie, um 1943/44, Privatbesitz (Bildquelle).

Christian Hermann
31.3.2010


Empfohlene Zitierweise:
Christian Hermann, Artikel: Paul Wicke,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18838 [Zugriff 22.11.2024].