Otto Ludwig von Schönburg
Nachdem bereits zu Lebzeiten seines Vaters für O. eine eigene Hofhaltung in Waldenburg eingerichtet worden war, erbte er 1681 die Reichsafterlehen Waldenburg, Lichtenstein und Hartenstein und verlegte daraufhin seine Residenz nach Hartenstein. Seit dem Regierungsantritt sah sich O. mit dem kursächsischen Bestreben konfrontiert, ihn zur Anerkennung des Kurfürsten als Landesherrn zu zwingen. O.s rechtlich begründeten Widerspruch beantwortete Kursachsen damit, ihm die Belehnung mit der Grafschaft Hartenstein zu verweigern und ihn während eines persönlichen Aufenthalts in Dresden am 22.8.1683 zur Abfassung eines Unterwerfungsreverses zu nötigen. Das Verhältnis zwischen O. und dem sächsischen Kurfürsten blieb auf Dauer von starken Spannungen geprägt, die zur Abfassung weiterer Reverse und Memoriale führten. – In seinem Herrschaftsgebiet verfolgte O. eine progressive Wirtschaftspolitik, die v.a. zur Belebung von Handel, Handwerk und Gewerbe in der Grafschaft Hartenstein führte. Bedeutung erlangten dabei hauptsächlich die von O. privilegierte Arsenikhütte bei Lößnitz (1687) und die Papiermühle Niederlößnitz (1698). Einen durchschlagenden Erfolg erzielte O. auch mit der Gründung der Dörfer Raum (1686/88) und Oberpfannenstiel (1691), die aufgrund ihrer dauerhaften Steuerbefreiung zu den attraktivsten Gewerbestandorten des Westerzgebirges zählten. Weniger erfolgreich waren dagegen O.s Versuche zur Schaffung einer einheitlichen Kirchenorganisation für die Schönburgischen Herrschaften. Seine 1682 gestartete Initiative zur Errichtung eines gemeinschaftlichen Konsistoriums scheiterte, da die übrigen schönburgischen Herrschaftsbesitzer das Projekt nicht mittrugen. – Eine übergroße Härte legte O. bei der Handhabung der Rechtspflege und der Polizeigewalt an den Tag. Dies spiegelt sich auch in der am 10.9.1691 erlassenen Polizeiordnung wider. Seine eigenen strengen Moralvorstellungen zugrundelegend, verhängte er für sittliche Vergehen drakonische Strafen bis hin zur Landesverweisung. – O. wurde am 7.8.1700 von Kaiser
Leopold I. in den Reichsgrafenstand erhoben. Im Spätherbst 1701 erlitt er bei einer Reise nach Glauchau einen Schlaganfall, an dessen Folgen er kurz darauf starb. Da O. es versäumt hatte, eine Primogeniturordnung aufzurichten, wurden seine Besitzungen am 1.6.1702 unter seine vier erbberechtigten Söhne aufgeteilt, womit die Zersplitterung der Schönburgischen Herrschaften ihren Höhepunkt erreichte. Eine auf den Tod O.s geprägte Gedächtnismedaille zählte bereits im 18. Jahrhundert zu den numismatischen Raritäten.
Literatur A. Michaelis, Die staatsrechtlichen Verhältnisse der Fürsten und Grafen Herren von Schönburg, Gießen 1861, S. 41-48; E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 115; M. Wetzel, Das schönburgische Amt Hartenstein 1702-1878, Leipzig 2004; M. Wetzel/G. Troll, Die Schönburger und Lößnitz, Lößnitz 2006.
Porträt O. v. Schönburg, Öl auf Leinwand, Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau.
Michael Wetzel
8.6.2007
Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Otto Ludwig von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22427 [Zugriff 25.11.2024].
Otto Ludwig von Schönburg
Literatur A. Michaelis, Die staatsrechtlichen Verhältnisse der Fürsten und Grafen Herren von Schönburg, Gießen 1861, S. 41-48; E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 115; M. Wetzel, Das schönburgische Amt Hartenstein 1702-1878, Leipzig 2004; M. Wetzel/G. Troll, Die Schönburger und Lößnitz, Lößnitz 2006.
Porträt O. v. Schönburg, Öl auf Leinwand, Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau.
Michael Wetzel
8.6.2007
Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Otto Ludwig von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22427 [Zugriff 25.11.2024].