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Otto Carl Friedrich von Schönburg

O.s auf den Ideen der Aufklärung basierende Regentschaft leitete gegen Ende des 18. Jahrhunderts eine grundlegende Neuorientierung der schönburgischen Politik ein und schuf mit Schloss Waldenburg ein Zentrum der romantischen Kunstpflege in Sachsen. Familiengeschichtlich kommt O. aufgrund seiner Erhebung in den Reichsfürstenstand am 9.10.1790 eine besondere Bedeutung zu. – Die ersten Lebensjahre verbrachte der frühzeitig verwaiste O. am reußischen Hof in Köstritz, der zur damaligen Zeit als Eliteschule für den frommen protestantischen Adel in hohem Ansehen stand. Mit 14 Jahren erhielt er den vielseitig gebildeten Georg Friedrich Ayrer als Mentor und Hofmeister zur Seite gestellt. Ayrer erwies sich als optimaler Förderer seines Zöglings, indem er O. eine umfassende wissenschaftliche und musische Bildung ermöglichte und ihn für neue geistige Strömungen, insbesondere die Aufklärung, sensibilisierte. Von April 1774 bis April 1777 besuchte O. die Universität Leipzig, um anschließend unter Führung Ayrers die „Große Kavalierstour“ zu beginnen. In knapp anderthalb Jahren bereiste er Süddeutschland, die Schweiz, Frankreich und England. In Zürich knüpfte er Kontakte zu dem Philosophen und Literaten Johann Kaspar Lavater. Neben der Beschäftigung mit Literatur und Kunst studierte O. insbesondere westeuropäische Wirtschaftsformen. In England entwickelte er ein Interesse für Parklandschaften und Gartenkunst. Die Schlösser Windsor, Kensington, Hamptoncourt, Kew etc. dienten ihm später als Vorbilder zur Gestaltung seiner eigenen Residenzen. – Am 2.2.1779 trat O. die Regierung über die Herrschaft Stein und die Hälfte der Herrschaften Waldenburg und Lichtenstein an. Als sein einstiger Vormund Friedrich Albert von Schönburg-Hartenstein 1786 ohne Nachkommen starb, vereinigte O. als nunmehr einziger Stammhalter der Oberen Linie des Hauses Schönburg deren sämtliche Besitzungen (Waldenburg, Lichtenstein, Hartenstein und Stein) unter seiner Hand. 1797 kaufte er zudem noch die Herrschaft Remse von der Unteren Linie. Innerhalb kürzester Zeit gelang O. die finanzielle Konsolidierung seiner Herrschaften. Ein wirtschaftlicher Aufschwung erfolgte insbesondere durch zahlreiche infrastrukturelle Verbesserungen. Nach französischem Muster legte er Chausseen an und ließ steinerne Brücken errichten. Die Chaussee von Waldenburg nach Lichtenstein verband dabei nicht nur seine beiden Hauptresidenzen miteinander, sondern entwickelte sich zu einer der Hauptverkehrsadern der Schönburgischen Herrschaften. Darüber hinaus ersetzte O. ab 1790 systematisch die bäuerlichen Frondienste durch eine Geldabgabe und schuf damit neue Entfaltungsmöglichkeiten für die Landwirtschaft. Das Profil der herrschaftlichen Vorwerke richtete er verstärkt auf die Schafzucht aus. Handwerk und Gewerbe förderte O. durch eine freizügige, von den kursächsischen Behörden zunehmend beargwöhnte Vergabe von Privilegien und Konzessionen. Mit Unterstützung O.s entstand eine Kattundruckerei in Waldenburg und am 4.1.1800 erschien die erste schönburgische Zeitung unter dem Titel „Wöchentliche Schönburgische Anzeigen zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse“ durch den Buchdrucker Witzsch in Glauchau. – Zu den herausragenden Leistungen O.s zählt zweifellos der Ausbau der Schlösser Waldenburg und Lichtenstein zu künstlerischen und kulturellen Zentren ersten Ranges. In Waldenburg begründete er eine eigene Hauskapelle, die kammermusikalische Stücke aufführte und an der er selbst und seine Kinder mitwirkten. Als Porträtmaler und Zeichenlehrer konnte O. Christian Lebrecht Vogel verpflichten und auch der Landschaftsmaler Johann Christian Klengel sowie der Kunsttischler David Roentgen fanden am Waldenburger Hof ein reiches Betätigungsfeld. Ein architektonisches Glanzstück stellte zudem Schloss Lichtenstein dar, das unter O. eine klassizistische Umgestaltung erfuhr. Gekrönt wurde O.s Kunstschaffen jedoch durch den in den 1780er-Jahren im Tal des Oberwinkler Baches bei Waldenburg angelegten Grünfelder Park. Die verschiedene Reiseeindrücke aufnehmende und wahrscheinlich auf Pläne von Christian Friedrich Schuricht zurückgehende Parkanlage mit ihren sentimentalen Erinnerungsmalen, Bauten und Inschriften spiegelte am deutlichsten die der Empfindsamkeit und Romantik verpflichtete Kunstauffassung O.s wider. Grünfeld zählt zu den bedeutendsten Werken sächsischer Gartenbaukunst. – Gegenüber Kursachsen verfolgte O. eine ausgleichende Politik. Die Anerkennung der sächsischen Oberhoheit über die Schönburgischen Herrschaften begriff er als eine historische Notwendigkeit. Er versäumte es daher nach seiner Erhebung in den Reichsfürstenstand nicht, eine auf den 4.4.1794 datierte Erklärung darüber abzugeben, aus der Standeserhöhung keinerlei Ansprüche gegen Kursachsen geltend machen zu wollen. Dagegen muss es als schwerer Fehler gewertet werden, dass O. nicht um die landesherrliche Bestätigung seiner am 8.4.1786 aufgerichteten Primogeniturordnung für die Obere Linie des Hauses Schönburg nachsuchte. Unter seinen Nachkommen kam es daher zu langwierigen Prozessen und neuerlichen Besitzteilungen. – Im Herbst 1799 erlitt O. in Wernigerode bei der Einfahrt in einen Schacht einen Ohnmachtsanfall. Wenige Monate später verstarb an einer Verengung der Herzadern. Der Leichnam wurde in Lichtenstein beigesetzt, da sich das für O. erbaute Mausoleum im Grünfelder Park wegen der Feuchtigkeit der Gewölbe zur Bestattung als ungeeignet erwies.

Literatur O. E. Schmidt, Fürst O. von Schönburg und die Seinen, Leipzig [1931] (P); W.-D. Röber, Schönburgische Burgen und Schlösser im Tal der Zwickauer Mulde, Beucha 1999, S. 30-32; 72f. (P); M. Wetzel, Das schönburgische Amt Hartenstein 1702-1878, Leipzig 2004, S. 136-139 (P).

Porträt Fürst O. v. Schönburg-Waldenburg, C. L. Vogel, um 1795, Öl auf Leinwand, Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau (Bildquelle).

Michael Wetzel
20.12.2004


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Otto Carl Friedrich von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22436 [Zugriff 19.11.2024].

Otto Carl Friedrich von Schönburg



Literatur O. E. Schmidt, Fürst O. von Schönburg und die Seinen, Leipzig [1931] (P); W.-D. Röber, Schönburgische Burgen und Schlösser im Tal der Zwickauer Mulde, Beucha 1999, S. 30-32; 72f. (P); M. Wetzel, Das schönburgische Amt Hartenstein 1702-1878, Leipzig 2004, S. 136-139 (P).

Porträt Fürst O. v. Schönburg-Waldenburg, C. L. Vogel, um 1795, Öl auf Leinwand, Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau (Bildquelle).

Michael Wetzel
20.12.2004


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Otto Carl Friedrich von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22436 [Zugriff 19.11.2024].