Moritz Morgenstern

Moritz Morgenstern war der einzige Jude in Chemnitz, der nachweisbar vor der formalen Gleichstellung der Juden im Königreich Sachsen vom 3.12.1868 einen festen Wohnsitz in der Stadt hatte. Die Chemnitzer Juden bestimmten den Handwerker später zu ihrem ersten Synagogendiener. – Als im August 1882 der Vorstand der Chewra Kadischa, des Krankenpflege-, Unterstützungs- und Bestattungs-Vereins, einen Totengräber für den vier Jahre zuvor errichteten Israelitischen Friedhof in Altendorf bei Chemnitz gesucht hatte, fiel die Wahl auf den in der Stadt lebenden Fabrikschlosser Morgenstern. Zusammen mit der ebenfalls neu eingestellten Leichenfrau Pauline Barth war er Gewähr dafür, dass die zu dieser Zeit eingeweihte Trauerhalle ihrer Bestimmung übergeben und ein den im Königreich Sachsen seit 1850 geltenden Vorschriften gemäßer Leichendienst eingerichtet werden konnte. Morgenstern sollte als Totengräber bei Sterbefällen die Wächter bestellen, für Ruhe und Ordnung auf den Friedhof sorgen und die Gräber der Verstorbenen nach gesetzlicher Vorschrift anlegen. Als zum Jahreswechsel 1885/1886 die Begräbnisstätte in die Verantwortung der damals als Körperschaft registrierten Israelitischen Religionsgemeinde überführt wurde, wurde Morgenstern als Synagogendiener angestellt und war damit auch für das am 29.3.1878 eingeweihte Bethaus in der Chemnitzer Innenstadt (Neugasse 3) zuständig. – Über Morgensterns Leben liegen nur wenig gesicherte Angaben vor. Gesichert ist, dass er am 18.11.1844 in der Kirche St. Jakobi in Chemnitz die Ehe mit der Protestantin Christiane Wilhelmine Putze einging, die aus Oederan stammte und deren Vater Schankpächter des Kellerhauses in Chemnitz war. Es ist anzunehmen, dass Morgenstern also spätestens seit 1844 in Chemnitz oder seinem Umland lebte. Ab Mai 1850 wurde er Pächter eines Gasthauses bei Frankenberg, wo das Ehepaar bis 1851 lebte und wo auch ihr Sohn Carl Otto geboren wurde. Möglicherweise lebten die Eheleute und ihr Sohn später eine Zeit lang in Weißbach bei Zschopau, bevor sie vor 1876 nach Gablenz bei Chemnitz zogen. – Morgenstern wohnte zuletzt in dem 1885 erbauten Haus Martinstraße 11 in Chemnitz, wo er am Nachmittag des 20.1.1887 starb. Der Verstorbene wurde am Nachmittag des 23.1.1887 auf dem Israelitischen Friedhof bestattet. In der Grabinschrift wurde auf die „Lust seiner Hände“ verwiesen. Die Schrifttafel mit der Inschrift wurde erst im April 2001 in einem an den Friedhof angrenzenden Kleingarten wieder aufgefunden.

Quellen Ev.-Luth. St.-Jakobi-Kreuz-Kirchgemeinde Chemnitz, Archiv, Traubuch St. Jakobi 1816-1844, S. 563, Nr. 106, Taufbuch 1845, Nr. 9, Taufbuch 1847, Nr. 192; Stadtarchiv Frankenberg, Familienbögen, B6al Bd. 13, Geburts- und Sterbekarteikarten 1785-1875; ancestry.de; Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Chemnitz, che-657[LINK#http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?id=che-657; Chemnitz Adreßbuch, Bd. 4, Chemnitz 1847, S. 48.

Literatur Intelligenz- und Wochenblatt für Frankenberg mit Sachsenburg und Umgebung 11.5.1850; ebd. 26.4.1851; Jürgen Nitsche/Ruth Röcher (Hg.), Juden in Chemnitz. Die Geschichte der Gemeinde und ihrer Mitglieder. Mit einer Dokumentation des Jüdischen Friedhofes, Dresden 2002, S. 173, 298.

Jürgen Nitsche
12.6.2025


Empfohlene Zitierweise:
Jürgen Nitsche, Artikel: Moritz Morgenstern,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29255 [Zugriff 18.8.2025].

Moritz Morgenstern



Quellen Ev.-Luth. St.-Jakobi-Kreuz-Kirchgemeinde Chemnitz, Archiv, Traubuch St. Jakobi 1816-1844, S. 563, Nr. 106, Taufbuch 1845, Nr. 9, Taufbuch 1847, Nr. 192; Stadtarchiv Frankenberg, Familienbögen, B6al Bd. 13, Geburts- und Sterbekarteikarten 1785-1875; ancestry.de; Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Chemnitz, che-657[LINK#http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?id=che-657; Chemnitz Adreßbuch, Bd. 4, Chemnitz 1847, S. 48.

Literatur Intelligenz- und Wochenblatt für Frankenberg mit Sachsenburg und Umgebung 11.5.1850; ebd. 26.4.1851; Jürgen Nitsche/Ruth Röcher (Hg.), Juden in Chemnitz. Die Geschichte der Gemeinde und ihrer Mitglieder. Mit einer Dokumentation des Jüdischen Friedhofes, Dresden 2002, S. 173, 298.

Jürgen Nitsche
12.6.2025


Empfohlene Zitierweise:
Jürgen Nitsche, Artikel: Moritz Morgenstern,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29255 [Zugriff 18.8.2025].