Melchior Brenner
B. führte im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert umfangreiche Baumaßnahmen für den sächsischen Hof aus. Der Steinmetz und Baumeister, der wahrscheinlich aus Freiberg stammte, bediente sich zeitgemäßer Renaissanceformen, benutzte gleichzeitig aber auch traditionelle Elemente der Spätgotik. Durch ihn blieben gotische Bauformen in Sachsen bis ins 17. Jahrhundert hinein lebendig. Dem Merseburger Schloss, einer bedeutenden frühneuzeitlichen Schlossanlage, gab er 1604 bis 1608 seine heutige Baugestalt. – B. war unter Kurfürst Christian I. ab 1586 an der Umgestaltung des Jagdschlosses Moritzburg beteiligt. 1595 errichtete er zwei Gewölbefelder im Mittelschiff des Doms zu Meißen, die nach einem schweren Brand 1547 eingestürzt waren. Bemerkenswert ist hier, dass er gotische Kreuzrippengewölbe ausbildete, um eine Angleichung an den mittelalterlichen Baubestand zu erreichen. – Herzog Johann Georg, Administrator des Bistums Merseburg und ab 1611 Kurfürst von Sachsen, beauftragte B. 1604 mit der Umgestaltung des spätgotischen Bischofsschlosses in Merseburg. B. überformte die Dreiflügelanlage im Baustil der Renaissance, behielt aber viele spätgotische Baudetails bei. Er schuf die Portale und Treppentürme am Ost- und Westflügel, darunter auch den reich gestalteten Kammerturm, wo er an einer Gewölbekonsole sein Steinmetzzeichen und Monogramm anbringen ließ. Der Treppenturm erhielt ein spätgotisches Gewölbe aus sich kreuzenden Rippenstücken. Von besonderer Qualität sind die Wappen- und Bildnisreliefs an den Treppenstufen. – Für Kurfürst Christian II. errichtete B. 1605 ein achteckiges turmartiges Lusthaus auf dem Sonnenstein in Pirna, das aber 1639 wieder abgetragen wurde. 1606 wurde er mit einer Erweiterungsplanung des Schlosses Sonnenstein beauftragt, die unausgeführt blieb. B. leitete 1609/10 den Bau des Fürstlichen Hauses an der Elbstraße in Dresden und war an Baumaßnahmen im Residenzschloss beteiligt. B. wohnte seit 1590 in Dresden und starb nach 1610, ohne dass sich ein genaues Datum ermitteln lässt.
Literatur W. Bachmann/W. Hentschel, Die Kunstdenkmäler des Freistaates Sachsen. Die Stadt Pirna, Dresden 1929, S. 30f.; W. Hentschel, Dresdner Bildhauer des 16. und 17. Jahrhunderts, Weimar 1966, S. 22, 136; P. Ramm, Pfalz und Schloss zu Merseburg, Dössel 1997, S. 25-31. – DBA II; Thieme/Becker, Bd. 5, Leipzig 1911, S. 142; AKL, Bd. 14, München/Leipzig u.a. 1996, S. 569.
Matthias Donath
16.1.2006
Empfohlene Zitierweise:
Matthias Donath, Artikel: Melchior Brenner,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23519 [Zugriff 22.12.2024].
Melchior Brenner
Literatur W. Bachmann/W. Hentschel, Die Kunstdenkmäler des Freistaates Sachsen. Die Stadt Pirna, Dresden 1929, S. 30f.; W. Hentschel, Dresdner Bildhauer des 16. und 17. Jahrhunderts, Weimar 1966, S. 22, 136; P. Ramm, Pfalz und Schloss zu Merseburg, Dössel 1997, S. 25-31. – DBA II; Thieme/Becker, Bd. 5, Leipzig 1911, S. 142; AKL, Bd. 14, München/Leipzig u.a. 1996, S. 569.
Matthias Donath
16.1.2006
Empfohlene Zitierweise:
Matthias Donath, Artikel: Melchior Brenner,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23519 [Zugriff 22.12.2024].