Franz Alexander Maximinus Hirsch

H. gehörte zu den bedeutendsten Glasfabrikanten im Königreich Sachsen. Die Einführung der Pressglas-Herstellung und die Glasentfärbung verhalfen ihm zu einem bleibenden Platz in der Geschichte der Glasindustrie. – Geboren in Carlshof bei Birnbaum (poln. Międzychód) zog H. mit seinen Eltern und Geschwistern 1867 nach Moritzdorf. Hier erlernte er in der Sächsischen Glasfabrik August Walther & Söhne AG den Glasmacherberuf. 1879 gründete H. in Radeberg seine eigene Glasfabrik und war später mit seinen Brüdern an zwei weiteren Radeberger Glashütten beteiligt. – H. war immer auf der Suche nach neuen Ideen, um die Rentabilität seiner Glashütten zu verbessern. Dazu unternahm er mehrere Reisen in westeuropäische Glaszentren sowie nach Böhmen und Russland. Die Pressglasherstellung nach sog. amerikanischer Art, wobei das Glas mit einem Stempel in einer Metallform zu einem Hohlkörper ausgepresst wird, lernte er in Frankreich und Belgien kennen. Seine neuartigen Pressgläser, die er ab 1883 produzieren ließ, wurden zu einem großen wirtschaftlichen Erfolg. Schnell etablierte sich dieses industrielle Verfahren. Wenig später war die Pressglastechnologie, mit deren Einsatz preiswerte Hohlgläser in großen Mengen produziert werden konnten, in Sachsen, in der Lausitz, in Brandenburg, Schlesien, Bayern und Böhmen weit verbreitet. So gab es 1889 in Deutschland bereits zehn Maschinenbaufirmen, die Glaspressen anboten, darunter zwei Firmen in Radeberg. 1895 gelang H. ein weiterer wirtschaftlicher Coup. Er erwarb die Patentrechte eines weitgehend unbekannten Chemikers aus Dresden, Georg Richter, für ein neues Entfärbungsverfahren der Gläser. Selen und Selenverbindungen bewirken in entsprechender Dosierung einen rötlichen Farbstich im Glas. Als Komplementärfarbe schalten sie die unbeliebte, durch Eisenoxid hervorgerufene Grünfärbung im Glas aus. Nahezu ohne Farbstich konnten fortan helle Gläser geschmolzen werden. H. erkannte sofort die Bedeutung seines Entfärbungsverfahrens und sorgte gewinnbringend für dessen Verbreitung in Europa und in Nordamerika. Über 100 Jahre gehörte die Entfärbungstechnologie nach H. nunmehr zum Standard in der Glasindustrie. 1902 zum Kommerzienrat durch den sächsischen König Albert ernannt, verstarb H. 1931. Die Geschäftsführung seiner Firma M.&E. Hirsch ging 1930 endgültig an seinen Sohn Georg über.

Quellen Stadtverwaltung Radeberg, Bauabteilung, Bauarchiv 3015-18, 3241, 3251-3255; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Bestand 11087 Amtsgericht Radeberg, Handelsregister, Nr. 207, 208; Kirchenbücher der ev. Kirchgemeinden zu Ottendorf, Radeberg, Langebrück, Angstedt; Deutsches Patent- und Markenamt Berlin, Patentschrift (DE88615); Privatarchiv Familie Hirsch, Kopie der Ernennungsurkunde zum Kommerzienrat 1902, Ahnentafel für Georg Wolfram Hirsch (beurkundet 1935).

Literatur Dietrich Mauerhoff, Die Kommerzienräte Wilhelm und Max H., in: Radeberger Blätter zur Stadtgeschichte 5/2007, S. 94-101; ders., Die Kommerzienräte Wilhelm und Max H., die bedeutendsten Vertreter der Familie Hirsch in Radeberg, in: Pressglas-Korrespondenz 3/2007, S. 249-270.

Porträt Max Hirsch, Fotografie, Privatsammlung Christine Paetzold, Lauf/Pegnitz (Bildquelle).

Dietrich Mauerhoff
17.04.2020


Empfohlene Zitierweise:
Dietrich Mauerhoff, Artikel: Franz Alexander Maximinus Hirsch,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/28024 [Zugriff 22.11.2024].

Franz Alexander Maximinus Hirsch



Quellen Stadtverwaltung Radeberg, Bauabteilung, Bauarchiv 3015-18, 3241, 3251-3255; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Bestand 11087 Amtsgericht Radeberg, Handelsregister, Nr. 207, 208; Kirchenbücher der ev. Kirchgemeinden zu Ottendorf, Radeberg, Langebrück, Angstedt; Deutsches Patent- und Markenamt Berlin, Patentschrift (DE88615); Privatarchiv Familie Hirsch, Kopie der Ernennungsurkunde zum Kommerzienrat 1902, Ahnentafel für Georg Wolfram Hirsch (beurkundet 1935).

Literatur Dietrich Mauerhoff, Die Kommerzienräte Wilhelm und Max H., in: Radeberger Blätter zur Stadtgeschichte 5/2007, S. 94-101; ders., Die Kommerzienräte Wilhelm und Max H., die bedeutendsten Vertreter der Familie Hirsch in Radeberg, in: Pressglas-Korrespondenz 3/2007, S. 249-270.

Porträt Max Hirsch, Fotografie, Privatsammlung Christine Paetzold, Lauf/Pegnitz (Bildquelle).

Dietrich Mauerhoff
17.04.2020


Empfohlene Zitierweise:
Dietrich Mauerhoff, Artikel: Franz Alexander Maximinus Hirsch,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/28024 [Zugriff 22.11.2024].