Max Andrä
A. erwarb sich bedeutende Verdienste als Bodendenkmalpfleger im Kreis Meißen. – A. wurde als Kind einer Großbauernfamilie auf dem seit 1796 im Familienbesitz befindlichen Hof in Seebschütz in der Lommatzscher Pflege geboren. Er besuchte zunächst die Volksschule in Zehren. Anschließend kam er an die Realschule in Bautzen, wo sein Interesse für vorgeschichtliche Grabungen geweckt wurde. Zunächst erlernte er jedoch den Beruf des Landwirts und besuchte bis 1885 die Landwirtschaftliche Schule in Döbeln. 1896 kaufte er den elterlichen Hof und bewirtschaftete diesen bis 1918. In dieser Zeit widmete er sich neben dem Ackerbau besonders dem Obstbau. Außerdem wirkte er 1905 bis 1919 als Gemeindevorsteher in Seebschütz. 1918 verpachtete A. seinen Betrieb und wandte sich fortan ganz seiner eigentlichen Leidenschaft zu, der Archäologie und Bodendenkmalpflege. Bereits in den vorangegangenen Jahren hatte er zahlreiche Bodenfunde gemacht, verschliffene Wallanlagen und hunderte Feuerstellen entdeckt, die einer eingehenden wissenschaftlichen Untersuchung bedurften. Dabei stand er in engem Kontakt mit den Dresdner Archäologen
Alfred Deichmüller und Georg Bierbaum. – Außerdem veranlasste A. Untersuchungen im Umfeld des bei Seebschütz befindlichen Kaolinbergbaus, da er einen Zusammenhang zwischen der frühgeschichtlichen Tonbildnerei und der Erfindung des Meißner Porzellans vermutete. Schon in seiner Jugend hatte A. eine umfangreiche Sammlung frühen Meißner Porzellans, sächsischen Steinguts sowie sächsischer und thüringischer Fayencen angelegt. Auch seine Sammlung frühneuzeitlicher Meißner Ofenkacheln ist von großem wissenschaftlichen Wert. Er untersuchte und klassifizierte die Sammlungsstücke und gab sie schließlich als Leihgabe in das 1934 umgestaltete Meißner Stadtmuseum. Hier bildeten sie einen Hauptbestandteil der Sachgebiete Ur- und Frühgeschichte, Keramik und Porzellan. – Unmittelbar nach A.s Tod wollte der Dresdner Archäologe Werner Coblenz den in Seebschütz verbliebenen Teil der Sammlung für das Landesmuseum für Vorgeschichte erwerben. Doch A.s Neffe, Adoptivsohn und Hoferbe
Georg verfügte im Dezember 1946 das Weiterbestehen der Sammlung Max Andrä in Form des kleinen Privatmuseums auf dem Gutshof in Seebschütz. Außerdem bestätigte er den Verbleib der Leihgaben im Stadtmuseum Meißen. Durch nicht näher bekannte Umstände musste die Familie Andrä in den 1950er-Jahren den Seebschützer Hof verlassen und die Sammlung zurücklassen. 1975 fanden Dresdner Wissenschaftler die Sammlung in zerstörtem Zustand vor und verbrachten sie in das Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden. – Noch bevor es in Sachsen eine staatliche Bodendenkmalpflege gab, hat A. in seinem Umfeld sachgerecht Funde und Fundkomplexe geborgen und umfangreich darüber publiziert. Auf diese Weise konnte er das allgemeine Interesse an Archäologie und Bodendenkmalpflege erheblich fördern. Außerdem legte er eine bedeutende Sammlung an, welche die Geschichte der Keramik in Sachsen museal dokumentiert.
Quellen Archäologisches Landesamt Sachsen mit Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden, Ortsregister, Ortsakte Seebschütz.
Werke Was mir mein Ackerboden von der Vorzeit erzählt, in: A. Neuberg/A. Seydel (Hg.), Tausend Jahre Meißner Land, Meißen 1929, S. 12-16; Vorgeschichtliche Funde in Seebschütz, in: Die Lommatzscher Pflege. Heimatbeilage zum Lommatzscher Anzeiger und Tageblatt 7/1935, S. 1f.; Wertvolle Funde aus der La-Tène-Zeit, in: Sächsischer Bauernkalender 1940, S. 50-52; Wie ich volkskundlicher Sammler wurde, in: Das Heimatmuseum 13/1941, H. 3/4, S. 116-119.
Literatur H. Hansen, Der tönerne Schatz von Seebschütz, in: Dresdner Neueste Nachrichten 8.2.1931, S. 8; I. M. Andrä, Max A., in: Cirin - Zehren. Chronik einer kleinen Gemeinde in Sachsen an der Elbe, Nieschütz 2003, S. 348f.; S. Förster, Bauer und Kunstsammler, in: Die Union. Ausgabe Meißen 18./19.10.1991, S. 16; ders, Max A. Bauer, Museologe, Bodendenkmalpfleger, in: Curiositas 5-6/2005/2006, S. 95-101.
Porträt Max Andrä-Sebschütz, R. Hentschel, 1943, Öl auf Leinwand, Stadtmuseum Meißen (Bildquelle).
Steffen Förster
7.2.2012
Empfohlene Zitierweise:
Steffen Förster, Artikel: Max Andrä,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24970 [Zugriff 22.11.2024].
Max Andrä
Quellen Archäologisches Landesamt Sachsen mit Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden, Ortsregister, Ortsakte Seebschütz.
Werke Was mir mein Ackerboden von der Vorzeit erzählt, in: A. Neuberg/A. Seydel (Hg.), Tausend Jahre Meißner Land, Meißen 1929, S. 12-16; Vorgeschichtliche Funde in Seebschütz, in: Die Lommatzscher Pflege. Heimatbeilage zum Lommatzscher Anzeiger und Tageblatt 7/1935, S. 1f.; Wertvolle Funde aus der La-Tène-Zeit, in: Sächsischer Bauernkalender 1940, S. 50-52; Wie ich volkskundlicher Sammler wurde, in: Das Heimatmuseum 13/1941, H. 3/4, S. 116-119.
Literatur H. Hansen, Der tönerne Schatz von Seebschütz, in: Dresdner Neueste Nachrichten 8.2.1931, S. 8; I. M. Andrä, Max A., in: Cirin - Zehren. Chronik einer kleinen Gemeinde in Sachsen an der Elbe, Nieschütz 2003, S. 348f.; S. Förster, Bauer und Kunstsammler, in: Die Union. Ausgabe Meißen 18./19.10.1991, S. 16; ders, Max A. Bauer, Museologe, Bodendenkmalpfleger, in: Curiositas 5-6/2005/2006, S. 95-101.
Porträt Max Andrä-Sebschütz, R. Hentschel, 1943, Öl auf Leinwand, Stadtmuseum Meißen (Bildquelle).
Steffen Förster
7.2.2012
Empfohlene Zitierweise:
Steffen Förster, Artikel: Max Andrä,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24970 [Zugriff 22.11.2024].