Sie sind hier:

Maria Amalia von Brandenburg

Als letzte Landesherrin der Sekundogenitur Sachsen-Zeitz spielte M. gleichzeitig eine überaus aktive Rolle in der Landespolitik. Mit ihrer propreußischen Politik stellte sie sich offen gegen die Parteigänger Kurfürsts Friedrich August I. (August II., der Starke). Außerdem förderte M. Kirchenbauten und tat sich als fürstliche Bauherrin hervor, wovon die Orangerie in Zeitz noch Zeugnis ablegt. – Über die Kindheit M.s am Berliner Hof ist wenig bekannt. Die Erziehung der zahlreichen kurfürstlichen Kinder muss v.a. musisch angelegt gewesen sein. Mehrere von ihnen wirkten an Oper- und Theateraufführungen als Darsteller oder Regisseure mit. M. galt als Virtuosin der Instrumentalmusik und soll selbst komponiert haben. 1708 kam wohl auf ihre Vermittlung der Merseburger Kapellmeister Johann Theile nach Berlin; er hatte 1701 die Hofoper in Naumburg und Zeitz eröffnet. – Nach einer nur 7-monatigen Ehe mit Erbprinz Karl von Mecklenburg-Güstrow wurde M. durch die am 25.6.1689 im Potsdamer Stadtschloss geschlossene Verbindung mit Herzog Moritz Wilhelm regierende Landesfürstin im Herzogtum Sachsen-Zeitz. Die zugesicherte freie Ausübung ihrer reformierten Religion, zog Gleichgläubige u.a. aus Berlin, Frankfurt/Oder, Stettin (poln. Szczecin) und der Mark Brandenburg nach Zeitz. Politisch gelang Herzog Moritz Wilhelm durch die Vermählung mit der Brandenburgerin die Anbindung an die verwandten Oranier und Welfen in Hannover, die beide auf dem englischen Thron (1689-1702, 1714-1901) regierten. Der Rang Sachsens und Brandenburgs erhöhte sich 1697 bzw. 1701 mit den Kronen von Polen und Preußen. M. erschloss ihrem Gemahl durch ihre weitreichende Verwandtschaft nicht nur neue Bündnismöglichkeiten, sondern spielte als seine Beraterin und Landesmutter eine aktive politische Rolle im Zeitzer Herzogtum. Bei Differenzen erbat sie sogar ohne sein Wissen zum Wohle ihrer Familie und des Landes um Beistand bei ihrem Bruder, König Friedrich I. in Preußen, in Berlin. Während längerer Abwesenheiten Moritz Wilhelms scheinen die Regierungsgeschäfte ganz in ihren Händen gelegen zu haben, so z.B. Januar bis Mai 1693 und in den Wintermonaten 1709/10. Mit der Selbstkrönung ihres Bruders zum ersten preußischen König im Januar 1701 erwarb auch M. den Titel „Königliche Hoheit“. Ihr Gemahl bekam im Zuge dessen den Orden vom Schwarzen Adler verliehen; Insignien, Tracht und Statuten wurden ihm 1705 feierlich überreicht. Die weiteren Annährungen an Berlin müssen zwangsweise zu Konflikten mit dem sächsischen Kurhaus geführt haben; so übersandte Herzog Moritz Wilhelm beispielsweise 1707 sein Testament nach Berlin und bestimmte den preußischen König zum Vormund seiner Kinder. Durch die Bequartierung von Zeitz im Zuge des Großen Nordischen Kriegs verschärften sich die Differenzen mit August dem Starken noch mehr. Schließlich siedelte der junge Zeitzer Erbprinz allein auf Betreiben seiner Mutter M. ins brandenburgische Halle über, um ihn möglichen Zugriffen aus Dresden zu entziehen. – Hauptsächlich in der letzten Dekade der Zeitzer Sekundogenitur war M. eine treibende Kraft. Trotz der Residenzverlegung ihres Gemahls nach Weida im Dezember 1717 hielt die Herzogin weiter in Zeitz Hof. Im Juli 1718 nahm sie Kontakt zu August Hermann Francke in Halle/Saale auf und gewährte ihm Audienz in ihrer Orangerie. Anschließend disputierte Francke persönlich in Weida und in der Folgezeit schriftlich mit Herzog Moritz Wilhelm über Religionsfragen. M. hielt sich im August und September bei ihrem Gemahl auf, um dessen Rekonversion selbst beobachten und lenken zu können. Zurück in Zeitz musste sie auf Befehl aus Dresden die Residenz verlassen und zog sich auf Wunsch Moritz Wilhelms nach Pegau zurück, wo der Herzog am 16.10.1718 wieder zum Luthertum zurückkehrte. Die mehrfach geäußerten Hoffnungen auf Wiedererlangung der Naumburger Administration zerschlugen sich mit dem Tod Moritz Wilhelms am 15.11.1718. – Herzogin M. nahm 1720 ihren Sitz in Schleusingen. Aus der Zeit ihrer Witwenschaft gibt es nur wenige Informationen. Bekannt ist eine umfangreiche Korrespondenz mit den Landgrafen Wilhelm VIII. und Friedrich II. von Hessen-Kassel sowie König Friedrich Wilhelm I. in Preußen. Außerdem versuchte sie eigene Interessen gegenüber König August II. von Polen durchzusetzen und stiftete 1732 100 Taler an die Hugenottengemeinde Hildburghausen. Die Herzogin verstarb am 17.11.1739 in Schleusingen und wurde am 4.1.1740 nach Kassel überführt. – Neben ihrem politischen Engagement betätigte sich M. als Bauherrin. Bereits 1689 gelangte die Haynsburg in Besitz der Herzogin, 1697 ließ sie dort die Kirche renovieren, ab 1700 in der Nähe des Orts eine Papier-, Mahl-, Öl- und Schneidemühle errichten und 1702/1703 in Zeitz einen Lustgarten mit Orangerie nach niederländischem Vorbild anlegen. Überliefert ist bis 1706 der Bau des dortigen „Grünen Lusthauses“, ab 1709 der Bau des „Amalienhofs“ als Landhaus in Zangenberg, 1715 die Renovierung der Dorfkirche Breitenbach bei Zeitz sowie 1719/20 vermutlich Instandsetzungs- und Umbauarbeiten an der Bertholdsburg in Schleusingen. Unter M. erfolgten darüber hinaus 1730 die Renovierung bzw. der Neubau der Dorfkirche in Zangenberg und um 1735 der Umbau an der Orangerie in Zeitz. Inwieweit sie darüber hinaus noch in Schleusingen und Umgebung als Bauherrin tätig war, wäre noch zu untersuchen.

Quellen Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, I. HA GR, Rep. 41, Brandenburg Preußisches Hausarchiv; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat; Hessisches Staatsarchiv Marburg, Fürstliche Personalien; Evangelisches Pfarramt St. Michael Zeitz, Kirchenregister Schlossgemeinde.

Literatur G. S. Corvinus, Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon, Leipzig 1715; G. C. Lehm, Teutschlands Galante Poetinnen, Frankfurt/Main 1715; A. Schendel, Der Große Kurfürst und seine Residenzen, in: H.-J. Giersberg/C. Meckel/G. Bartoschek (Red.), Der Große Kurfürst, Potsdam 1988, S. 100-104; K. Witter, Die Hugenotten in Sachsen-Hildburghausen, in: H. Hoffmeister/V. Wahl (Hg.), Die Wettiner in Thüringen, Weimar 1999, S. 222-229; R. S. Pegah, „Die renommirten Berlinischen Virtuosen“. Berliner Hofmusik und Hoftheater 1701-1713, in: Preußen 1701, Bd. 2, hrsg. vom Deutschen Historischen Museum und von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Berlin 2001, S. 375-381; C. Pönitz, Das Rittergut Zangenberg. Seine Blüte als Landhaus der Herzogin Maria Amalia von Sachsen-Zeitz, Aachen 2015

Christian Pönitz
26.4.2016


Empfohlene Zitierweise:
Christian Pönitz, Artikel: Maria Amalia von Brandenburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24383 [Zugriff 9.11.2024].

Maria Amalia von Brandenburg



Quellen Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, I. HA GR, Rep. 41, Brandenburg Preußisches Hausarchiv; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat; Hessisches Staatsarchiv Marburg, Fürstliche Personalien; Evangelisches Pfarramt St. Michael Zeitz, Kirchenregister Schlossgemeinde.

Literatur G. S. Corvinus, Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon, Leipzig 1715; G. C. Lehm, Teutschlands Galante Poetinnen, Frankfurt/Main 1715; A. Schendel, Der Große Kurfürst und seine Residenzen, in: H.-J. Giersberg/C. Meckel/G. Bartoschek (Red.), Der Große Kurfürst, Potsdam 1988, S. 100-104; K. Witter, Die Hugenotten in Sachsen-Hildburghausen, in: H. Hoffmeister/V. Wahl (Hg.), Die Wettiner in Thüringen, Weimar 1999, S. 222-229; R. S. Pegah, „Die renommirten Berlinischen Virtuosen“. Berliner Hofmusik und Hoftheater 1701-1713, in: Preußen 1701, Bd. 2, hrsg. vom Deutschen Historischen Museum und von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Berlin 2001, S. 375-381; C. Pönitz, Das Rittergut Zangenberg. Seine Blüte als Landhaus der Herzogin Maria Amalia von Sachsen-Zeitz, Aachen 2015

Christian Pönitz
26.4.2016


Empfohlene Zitierweise:
Christian Pönitz, Artikel: Maria Amalia von Brandenburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24383 [Zugriff 9.11.2024].