Manja Behrens

B. war als Schauspielerin fast zwei Jahrzehnte am Dresdner Staatsschauspiel tätig und fand zudem als Filmschauspielerin große Beachtung. – Aufgrund finanzieller Nöte ihrer Eltern musste B. ein in Prag begonnenes Englisch-Studium abbrechen, nach Dresden zurückkehren und zunächst als Zahnarzthelferin arbeiten. Nach privatem Schauspielunterricht ab 1930 bei dem Kammersänger Waldemar Staegemann und bei Erich Ponto gehörte B. 1935 bis 1954 dem Ensemble des Dresdner Staatsschauspiels an. Der Weg dorthin war bereits durch die Positionen der Eltern vorgezeichnet. Der Vater hatte als Rechtsanwalt die Generaldirektion des Hauses und das zuständige Ministerium in einigen Prozessen vertreten, B.s Mutter war Schauspielerin und als Hannele in Gerhart Hauptmanns „Hanneles Himmelfahrt“ (1910) berühmt geworden. B. spielte bis zu ihrem 50-jährigen Bühnenjubiläum insgesamt 105 Rollen, in Dresden u.a. 1936 Catherine in „Der erste Frühlingstag“ von Dave Smith, 1937 Pippa in „Und Pippa tanzt“ von Gerhart Hauptmann, 1938 Janthe in „Des Meeres und der Liebe Wellen“ von Franz Grillparzer, 1939 Hero in „Viel Lärm um nichts“ von William Shakespeare, 1940 Käte Mirenbach in „Intermezzo am Abend“ von Alfred Möller und Hans Lorenz, Geralda in „Die Tochter der Kathedrale“ von Gerhart Hauptmann, Dina Dorf in „Die Stützen der Gesellschaft“ von Henrik Ibsen sowie Angelina in „Ein Windstoß“ von Giovacchino Forzano. 1941 spielte sie die Titelrolle in „Prinzessin Eigensinn“ von Maj Gunnel von Nordenswan, Agariste in „Die Brautschau von Sikyon“ von Ernst Raimund Leander, Fotis in „Kirschen für Rom“ von Hans Hömberg, 1942 Henriette in „Die beiden Klingsberg“ von Kotzebue, die Titelrolle in „Nora“ von Henrik Ibsen, Melissinde in „Die Enttäuschung der Melissinde“ von Ceasare Meano, 1943 Mattea in „Onkel Buonaparte“ von Giovacchino Forzano, Prinzessin Juliane in „Torso“ von Eugen Linz, Jeanette in „Clavigos Erbe“ von Georg Döring, Carla in „Große Welt“ von Friedrich Michael. Nachdem die Dresdner Theater 1944 geschlossen wurden, arbeitete B. als Schraubendreherin in einer Fabrik. Nach der Wiedereröffnung der Theater 1945 spielte sie u.a. Dorine in „Tartuffe“ von Molière, 1946 Jessy in „Die russische Frage“ von Konstantin Simonow, Sheila Birling in „Ein Inspektor kommt“ von John B. Priestley, 1947 die Titelrolle in „Emilia Galotti“ von Gotthold Ephraim Lessing, Carola Weber in „Mit meinen Augen“ von Curt Johannes Braun, Dr. Jean Linden in „Familie Professor Linden“ von John B. Priestley, 1948 die Titelrolle in „Ljubow Jarowaja“ von Konstantin Trenjow, Arva Marti in „Haben“ von Julius Hay, die Titelrolle in „ Maria Stuart“ von Friedrich Schiller, Cleopatra in „ Caesar und Cleopatra“ von George Bernard Shaw, 1949 Gretchen in Goethes Faust“, Rosalinde in „Wie es euch gefällt“ von Shakespeare, Julia in „Romeo und Julia“ von Shakespeare, Tatjana in „Die Feinde“ von Maxim Gorki, 1950 die Titelrolle in „Minna von Barnhelm“ von Gotthold Ephraim Lessing und 1951 die Titelrolle in „Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang von Goethe. – 1946 trat sie zudem als Sprecherin von weihnachtlichen Dichtungen mit Peter Schreier unter der Leitung von Rudolf Mauersberger in der Stadthalle am Nordplatz auf. Ab 1952 war sie in Berlin beschäftigt, zuerst im Theater am Schiffbauerdamm, dann 1953 bis 1967 an der Volksbühne und ab 1967 am Maxim-Gorki-Theater. Sie spielte die Herta in Hedda Zinners „Teufelskreis“, die Titelrolle in „Anna Karenina“ von Leo Tolstoi, Elisabeth in Goethes „ Götz von Berlichingen“, Frau John in „Die Ratten“ von Gerhart Hauptmann, Anisja in Tolstois „Die Macht der Finsternis“, Claire Zachanassian in „Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt. Am Maxim-Gorki-Theater, dem sie über 25 Jahre angehörte verkörperte sie u.a. die Wassa Schelesnowa im gleichnamigen Stück von Gorki, Frau Azzara in Luigi Pirandellos „Liolà“ (1968), Krupskaja in Michail Filippowitsch Schatrows „Bolschewiki“ (1969), Bogajewskaja in Gorkis „Barbaren“ (1972) und die Hausherrin in „Das gewöhnliche Wunder“ von Jewgeni Schwarz. – Ihre Filmkarriere begann 1936 mit „Susanne im Bade“. Nach der zweiten Hauptrolle im Film „Stärker als Paragraphen“ erließ Joseph Goebbels ein Filmverbot gegen sie. Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte B. u.a. in Filmen wie „Gejagt bis zum Morgen“ (1957), „Sonnensucher“ (1958, Uraufführung 1972), „Ehesache Lorenz“ (1959) oder „Kirmes“ (1960). – Mitte der 1960er-Jahre wurde ihre langjährige Liebesbeziehung zu Martin Bormann, welche sie während der NS-Zeit führte, durch den britischen Historiker Hugh Trevor-Roper aufgedeckt, der die Tagebücher Bormanns untersucht und B. identifiziert hatte. Es folgte ein fast 20-jähriges Filmverbot. Ab 1980 spielte sie wieder größere Rollen im DDR-Fernsehen und in bundesdeutschen Fernsehfilmen. Gastrollen führten sie ans Staatstheater Bern, das Stadttheater Ingolstadt sowie ans Burgtheater Wien. – 1974 erhielt B. den Kunstpreis der DDR.

Literatur C. Trilse/K. Hammer/R. Kabel (Hg.), Theater-Lexikon, Berlin 1977; E. Ulischberger, Schauspiel in Dresden, Berlin 1989; A. M. Sigmund, Die Frauen der Nazis, Wien 2000; H. Schneider, Dresdner Theater 1933-1945, Berlin 2003; „Guten Tag, Manja...“. Zum Tode der Schauspielerin Manja Beherens, in: Dresdner Neueste Nachrichten 24.1.2003. – DBA II; F.-B. Habel/V. Wachter, Lexikon der DDR-Stars, Berlin 1999; Künstler am Dresdner Elbhang, Bd. 1, hrsg. vom Ortsverein Loschwitz-Wachwitz e.V./Ortsverein Pillnitz e.V./Elbhangfest e.V., Dresden 1999, S. 20; H. Müller-Enbergs/J. Wielgohs/D. Hoffmann (Hg.), Wer war wer in der DDR? Ein biographisches Lexikon, Berlin 22001, S. 57.

Manfred Altner
23.3.2007


Empfohlene Zitierweise:
Manfred Altner, Artikel: Manja Behrens,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/19446 [Zugriff 22.12.2024].

Manja Behrens



Literatur C. Trilse/K. Hammer/R. Kabel (Hg.), Theater-Lexikon, Berlin 1977; E. Ulischberger, Schauspiel in Dresden, Berlin 1989; A. M. Sigmund, Die Frauen der Nazis, Wien 2000; H. Schneider, Dresdner Theater 1933-1945, Berlin 2003; „Guten Tag, Manja...“. Zum Tode der Schauspielerin Manja Beherens, in: Dresdner Neueste Nachrichten 24.1.2003. – DBA II; F.-B. Habel/V. Wachter, Lexikon der DDR-Stars, Berlin 1999; Künstler am Dresdner Elbhang, Bd. 1, hrsg. vom Ortsverein Loschwitz-Wachwitz e.V./Ortsverein Pillnitz e.V./Elbhangfest e.V., Dresden 1999, S. 20; H. Müller-Enbergs/J. Wielgohs/D. Hoffmann (Hg.), Wer war wer in der DDR? Ein biographisches Lexikon, Berlin 22001, S. 57.

Manfred Altner
23.3.2007


Empfohlene Zitierweise:
Manfred Altner, Artikel: Manja Behrens,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/19446 [Zugriff 22.12.2024].