Ludwig Schmidt
S. studierte nach dem Besuch des Dresdner Kreuzgymnasiums 1881 bis 1884 an der Universität Leipzig Geschichte, zusammen mit Woldemar Lippert, dem späteren Direktor des Sächsischen Hauptstaatsarchivs Dresden. Zu S.s Lehrern gehörte
Heinrich Brandes, der das Interesse des Studenten auf die Völkerwanderungszeit lenkte, ein Thema, das diesen lebenslang beschäftigen sollte. Bereits seine Dissertation 1884 beschäftigte sich mit der „Älteste(n) Geschichte der Langobarden“. Im gleichen Jahr trat S. als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in die Königliche öffentliche Bibliothek Dresden ein, wo er vier Jahre später eine Bibliothekarsstelle erhielt. Zu seinen Aufgaben gehörte die Betreuung des alphabetischen Katalogs und die Bearbeitung der Bände drei und vier des von Franz Schnorr von Carolsfeld begonnenen Handschriftenkatalogs. 1919 wurde S. zum Oberbibliothekar und 1921 zum stellvertretenden Direktor der Bibliothek ernannt. 1926 trat er in den Ruhestand. – Seine wissenschaftlichen Interessen beschränkten sich nicht auf die Geschichte der Völkerwanderungszeit. Neben kartografiegeschichtlichen Themen widmete er sich auch der sächsischen Landesgeschichte. Mit großem Engagement trat er für die Gründung der Königlichen Kommission für Geschichte ein und regte die Erarbeitung der „Bibliographie zur Sächsischen Geschichte“ an. Im Rahmen des „Codex diplomaticus Saxoniae regiae“ bearbeitete S. das „Urkundenbuch der Stadt Grimma und des Klosters Nimbschen“ (1895). 1905 gab er mit Hilfe eines neuen Druckverfahrens die Urschrift der Chronik des Thietmar von Merseburg als Faksimile heraus. 1904 bis 1918 erschien S.s wissenschaftliches Hauptwerk, die „Geschichte der deutschen Stämme bis zum Ausgang der Völkerwanderung“. Wegen ihrer Materialfülle ist diese Publikation noch heute unentbehrlich. Einen Auszug aus diesem Werk stellt die „Allgemeine Geschichte der Germanischen Völker bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts“ dar. S. verfasste auch einige populärwissenschaftliche Darstellungen zu diesem Thema. Außerdem arbeitete er an der „Cambridge Medieval History“ mit. Seit 1934 erschien eine Neubearbeitung seiner „Geschichte der deutschen Stämme“ (unvollendet), die aber nicht den Vorstellungen der offiziellen nationalsozialistischen Geschichtsschreibung entsprach. – 1907 erhielt S. für seine wissenschaftlichen Verdienste den Professorentitel und 1910 das Ritterkreuz erster Klasse des sächsischen Albrechtordens. Er war zudem korrespondierendes Mitglied der Preußischen und seit 1942 ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Einen Antrag der Bibliothek in dieser Zeit, S. die Goethemedaille für Wissenschaft und Kunst zu verleihen, lehnte das sächsische Volksbildungsministerium ohne Angabe von Gründen ab.
Quellen Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Handschriftensammlung, Personalakte S.
Werke Älteste Geschichte der Langobarden, Diss. Leipzig 1884; (Bearb.), Urkundenbuch der Stadt Grimma und des Klosters Nimbschen, Leipzig 1895 (Codex diplomaticus Saxoniae regiae II,15); Geschichte der Wandalen, Leipzig 1901, 21942; Geschichte der deutschen Stämme bis zum Ausgang der Völkerwanderung, Bd. I,1-II,4, Berlin 1904-1918, 21934ff.; Die Dresdner Handschrift der Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg (Faksimile), Dresden 1905; Allgemeine Geschichte der germanischen Völker bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts, München/Berlin 1909 (ND Osnabrück 1971); Die germanischen Reiche der Völkerwanderung, Leipzig 1913, 21918; (Bearb.), Katalog der Handschriften der Königlichen Öffentlichen Bibliothek zu Dresden, Bd. 3-4, Leipzig 1916-1923; mit O. Fiebinger, Inschriftensammlung zur Geschichte der Ostgermanen, Wien 1917; Geschichte der germanischen Frühzeit, Bonn 1925, Köln 21934.
Literatur DBA II, III; Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Bd. 27, Berlin u.a. 22004, S. 190-193; T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 201f.
Reinhardt Eigenwill
1.12.2011
Empfohlene Zitierweise:
Reinhardt Eigenwill, Artikel: Ludwig Schmidt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22284 [Zugriff 21.11.2024].
Ludwig Schmidt
Quellen Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Handschriftensammlung, Personalakte S.
Werke Älteste Geschichte der Langobarden, Diss. Leipzig 1884; (Bearb.), Urkundenbuch der Stadt Grimma und des Klosters Nimbschen, Leipzig 1895 (Codex diplomaticus Saxoniae regiae II,15); Geschichte der Wandalen, Leipzig 1901, 21942; Geschichte der deutschen Stämme bis zum Ausgang der Völkerwanderung, Bd. I,1-II,4, Berlin 1904-1918, 21934ff.; Die Dresdner Handschrift der Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg (Faksimile), Dresden 1905; Allgemeine Geschichte der germanischen Völker bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts, München/Berlin 1909 (ND Osnabrück 1971); Die germanischen Reiche der Völkerwanderung, Leipzig 1913, 21918; (Bearb.), Katalog der Handschriften der Königlichen Öffentlichen Bibliothek zu Dresden, Bd. 3-4, Leipzig 1916-1923; mit O. Fiebinger, Inschriftensammlung zur Geschichte der Ostgermanen, Wien 1917; Geschichte der germanischen Frühzeit, Bonn 1925, Köln 21934.
Literatur DBA II, III; Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Bd. 27, Berlin u.a. 22004, S. 190-193; T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 201f.
Reinhardt Eigenwill
1.12.2011
Empfohlene Zitierweise:
Reinhardt Eigenwill, Artikel: Ludwig Schmidt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22284 [Zugriff 21.11.2024].