Ludwig Philippson
Ludwig Philippson war in Dresden über zwölf Jahre als Bankier tätig. Sein Name wird zumeist im Zusammenhang mit der Gründung des späteren Bankhauses „Gebr. Arnhold“ genannt. – Philippson und Max Arnhold stammten beide aus
Dessau, das noch im Geburtsjahr Philippsons als einer der bedeutendsten Orte für die jüdische Emanzipation und das jüdische Geistesleben galt. Von hier stammten u.a. der Philosoph Moses Mendelssohn, der Komponist Kurt Weill und der Namensvetter, Rabbiner und Schriftsteller Ludwig Philippson. Bis 1830 lebten hier mehr als 800 Juden, was fast 9 Prozent der Gesamtbevölkerung entsprach. Nach dem Machtantritt von Leopold IV. Friedrich, Herzog von Anhalt-Dessau, 1817, der die jüdischen Emanzipationsbestrebungen weitgehend stoppte, halbierte sich diese Zahl. Die verschlechterten Lebensbedingungen führten zu einer massiven Abwanderung der Dessauer Juden. Auch Philippson verließ Dessau und wählte für sich nach einem zeitweiligen Aufenthalt in
Paris schließlich Dresden als seinen neuen Aufenthaltsort. Er entstammte einer jüdischen Familie, in der viel Wert auf eine gute Bildung der Kinder gelegt wurde. Sein Vater Simon Philippson war zunächst Schuldiener und später Lehrer an der jüdischen Freischule in Dessau. Seine Brüder
Moritz Philippson und Gustav Philippson promovierten. Moritz wurde Arzt und Gustav arbeitete zunächst ebenfalls als Lehrer. Später wurde er Rabbiner und Schriftsteller in Berlin. – Philippsohn war zunächst in Dessau als Getreidehändler tätig. Am 25.11.1864 erhielt der 38-jährige Philippson das Bürgerrecht in Dresden. Im gleichen Jahr hatte er gemeinsam mit dem gerade erst 19-jährigen Max Arnhold das Geldgeschäft „Ludwig Philippson, Bank und Wechselgeschäft“ mit einem Startkapital von lediglich 6.000 Talern eröffnet. Das kleine Bankhaus befand sich zunächst auf der Dresdner Galeriestr. 18 im Parterrebereich. 1873 konnten neue Geschäftsräume in der Seestraße bezogen werden. Philippson selbst wohnte in der zweiten Etage einer herrschaftlichen Villa auf der Lindengasse 7 unweit des Großen Gartens. 1871 wird Philippson im Verzeichnis der „selbstständigen Einwohner und längere Zeit hier aufhältlichen Fremden“ aufgeführt. Im selben Jahr machte Philippson Arnhold zum Miteigentümer des Bank- und Wechselgeschäfts und trat 1876 mit 50 Jahren aus dem Geschäft aus. 1881 stieg der Bruder von Max Arnhold, Georg Arnhold, in die Firma ein, die daraufhin ab 1882 als „Bankhaus Gebr. Arnhold“ im Handelsregister eingetragen wurde. Philippson wurde im Adressbuch der Stadt Dresden zunächst noch als Bankier bzw. später als Rentier in Privatwohnungen an wechselnden Adressen in Dresden aufgeführt. Mehr Informationen zu seinem weiteren Lebensweg sind bisher noch nicht bekannt. Möglicherweise konvertierte er, da er in jüdischen Registern nicht mehr auftaucht.
Quellen Archiv des Leo Baeck Instituts, New York; Dresdner Anzeiger 14.6.1867, S. 4.
Literatur Simone Lässig, Kultur und Kommerz - Das Beispiel der Bankiersfamilie Arnhold, in: Dresdner Hefte 49/1997, S. 39-46; dies., Jüdische Privatbanken in Dresden, in: ebd. 61/2000, S. 85-97; dies., Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Werner Grossert, Geschichte der Dessauer Juden 1672-1932, Dessau 2006; Frank Kreißler, „Die Toleranz ist in Dessau ganz zu Hause …“ - Fürst Franz und die jüdische Gemeinde in Dessau im Spiegel der fürstlichen Verordnungen, in: Holger Zaunstöck (Hg.), Das Leben des Fürsten. Studien zur Biografie Leopolds III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817), Halle/Saale 2008, S. 82-93; Gisela Hoppe, Erinnerungen an „Das Bankhaus Gebrüder Arnhold“, in: Dresdner Amtsblatt 2014, H. 45, S. 5; Klaus-Dieter Alicke, Dessau (Sachsen-Anhalt), in: Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum.
Heike Liebsch
3.9.2025
Empfohlene Zitierweise:
Heike Liebsch, Artikel: Ludwig Philippson,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29402 [Zugriff 12.11.2025].
Ludwig Philippson
Quellen Archiv des Leo Baeck Instituts, New York; Dresdner Anzeiger 14.6.1867, S. 4.
Literatur Simone Lässig, Kultur und Kommerz - Das Beispiel der Bankiersfamilie Arnhold, in: Dresdner Hefte 49/1997, S. 39-46; dies., Jüdische Privatbanken in Dresden, in: ebd. 61/2000, S. 85-97; dies., Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Werner Grossert, Geschichte der Dessauer Juden 1672-1932, Dessau 2006; Frank Kreißler, „Die Toleranz ist in Dessau ganz zu Hause …“ - Fürst Franz und die jüdische Gemeinde in Dessau im Spiegel der fürstlichen Verordnungen, in: Holger Zaunstöck (Hg.), Das Leben des Fürsten. Studien zur Biografie Leopolds III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817), Halle/Saale 2008, S. 82-93; Gisela Hoppe, Erinnerungen an „Das Bankhaus Gebrüder Arnhold“, in: Dresdner Amtsblatt 2014, H. 45, S. 5; Klaus-Dieter Alicke, Dessau (Sachsen-Anhalt), in: Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum.
Heike Liebsch
3.9.2025
Empfohlene Zitierweise:
Heike Liebsch, Artikel: Ludwig Philippson,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29402 [Zugriff 12.11.2025].