Leonhard Badehorn
B. stammte ursprünglich aus Meißen, zog aber wahrscheinlich bereits mit 14 Jahren nach Leipzig, um dort sein Studium aufzunehmen. Er wurde 1525 an der Universität immatrikuliert und war Mitglied der Meißnischen Nation. Seine Ausbildung schloss er mit einem Magister der Artistenfakultät ab. Nach seinem Studium nahm er zunächst eine Stelle als Schuldirektor in Annaberg an, blieb dort aber nur für zwei Jahre. Anschließend kehrte er wieder nach Leipzig zurück. Hier trieb er seine akademische Karriere im Bereich der Universitätsverwaltung voran: Im Wintersemester 1537/38 war er zunächst Rektor der Universität. In dieser Position hatte er die Aufgabe, die Rektoratsmatrikel zu führen, in die alle Studenten nach dem geleisteten Immatrikulationseid eingetragen wurden. Auch übte er während seiner Amtszeit die Universitätsgerichtsbarkeit aus. Im Sommersemester 1538 nahm er die Position des Dekans der Artistenfakultät ein, im Wintersemester 1538/39 dann die des Vizekanzlers der Universität. 1538 war er außerdem als Kollegiat des kleinen Fürstenkollegs nachweisbar. – Anschließend setzte B. bis 1544/45 sein Studium fort und begab sich hierfür nach Italien. Er wählte die berühmte Universität von Padua (ital. Padova), um dort zum Doktor der beiden Rechte zu promovieren. – Nach der Erlangung seines Doktorgrads zog es B. wieder zurück nach Leipzig, wo er erneut an der dortigen Universität im Wintersemester 1545/46 das Amt des Rektors bekleidete. – Neben seinen universitären Verpflichtungen übernahm er richterliche Tätigkeiten sowohl an der Juristischen Fakultät der Universität als auch am Leipziger Schöffenstuhl. 1551 ist er erstmals als Schöffenschreiber erwähnt, wird bald darauf aber auch Beisitzer und Oberschöffenschreiber am Schöffenstuhl sowie am Oberhofgericht. – Obwohl B. mit diesen Tätigkeiten bereits eine wichtige Persönlichkeit in Leipzig darstellte, erwarb er erst am 27.7.1552 das Bürgerrecht dieser Stadt. Wahrscheinlich hing dies damit zusammen, dass er nun in städtische Ämter zu gelangen versuchte, für die das Bürgerrecht unabdingbar war. Wie bereits seine universitäre Karriere, so trieb er in gleicher Weise sein städtisches Engagement voran: 1556 und 1559 war er Assessor des Leipziger Rats, in den Jahren 1562, 1565, 1568 und 1571 übernahm er das Amt des regierenden Bürgermeisters. 1567 war er darüber hinaus Stadtrichter und 1570 Baumeister der Stadt Leipzig. Damit gehörte er zur Elite des Leipziger Bürgertums. – Aus welchen Gründen B. aus dem Stadtrat ausschied, ist nicht näher bekannt. Die Behauptung, er sei 1574 aufgrund des Verdachts dem Calvinismus anzuhängen aus dem Rat ausgeschieden, kann nicht nachgewiesen werden. Wahrscheinlicher ist, dass persönliche Auseinandersetzungen zwischen ihm und einem weiteren Ratsmitglied und Bürgermeister, Hieronymus Rauscher, zu seinem Austritt aus dem Stadtrat führten. – Überdies spielte B. auch auf Landesebene eine nicht unerhebliche Rolle. Nach dem Sieg über den Schmalkaldischen Bund 1547 und der Politik des Augsburger Interims
Karls V. 1548 entsandte Kurfürst Moritz von Sachsen B. 1552 zum Konzil von Trient. Dort sollte er die sächsische und besonders die evangelische Position gegenüber der katholischen, päpstlichen Sicht beim Streit um den Umgang mit der Reformation im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation vertreten. Ebenso wirkte B. als Deputierter der Leipziger Juristenfakultät bei der Beratung der kursächsischen Konstitutionen mit. Daraus ging ein späteres Gesetzbuch Kurfürst Augusts hervor, welches sich u.a. mit Zaubereibestimmungen auseinandersetzte. Anzuzweifeln ist dagegen, dass er im Jahr 1547 bischöflicher Rat in Zeitz war. Die Kombination all dieser ausgeübten Ämter brachte ihm in Leipzig und darüber hinaus großes Ansehen ein. – B. soll zudem mit Philipp Melanchthon, Joachim Camerarius d.Ä., Johann Pfeffinger, Heinrich Salmuth und Wolfgang Meurer befreundet gewesen sein. Sogar mit Martin Luther persönlich wird ihm eine Freundschaft nachgesagt, jedoch ohne Nachweis. Sein Sohn
Siegmund wiederrum verkehrte mit evangelischen Theologen wie Nicolaus Selnecker oder Georg Weinrich, sodass davon auszugehen ist, dass auch diese zu B.s persönlichem Umfeld gehörten. Das bemerkenswerte Leben B.s drückte sich auch in dem Wunsch aus, seinen Glauben und dadurch seine eigene Person in einem repräsentativen Gemälde von Lucas Cranach d.J. wie auch in einem Epitaph (gestiftet für seine erste Ehefrau
Anna) in der Leipziger Nikolaikirche zu verewigen. Hier zeigt sich die evangelische Glaubenseinstellung B.s deutlich.
Quellen Stadtarchiv Leipzig, Ratsstube; G. Fabricus, Annalium Urbis Misnae, Bd. 3, Jena/Leipzig 1597/98, S. 102; Codex diplomaticus Saxoniae Regiae, II. Hauptteil, Bd. 16: Die Matrikel der Universität Leipzig, hrsg. von G. Erler, Bd. 1, Leipzig 1895, S. 592; Leichenpredigt von Leonhard B.s gehalten von Kaspar Jungermann, Leipzig 1587; Regesten des Melanchthon-Briefwechsels, hrsg. von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Regesten: 6283, 6313, 6321, 6323, 6326, 6340, 6343, 8214.
Literatur L Series Syndicorum Reverend, in: Lausitzisches Magazin 3/1770, S. 246-251; J. L. Rüling, Geschichte der Reformation zu Meissen, im Jahre 1539 und folgenden Jahren, nebst beweisenden und erläuternden Anmerkungen, Meißen 1839, S. 78; G. Buchwald, Leonhard B., in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Meißen 2/1891, S. 20-23; E. Friedberg, Die Leipziger Juristenfakultät, ihre Doktoren und ihr Heim, Leipzig 1909, S. 131; E. Müller, Leipziger Neubürgerliste 1502-1556, A-M, bearb. von A. Franke, Leipzig 1981, S. 9; S. Heiland, Auferstehung Christi mit Stifterfamilie, in: H. Guratzsch (Hg.), Vergessene Altdeutsche Gemälde, Leipzig 1997, S. 87f.; J. Nicolaisen, Der Hofmaler in der Handelsstadt, in: ebd., S. 100-111; H. Wießner, Das Bistum Naumburg, Teil 2: Die Diözese, Berlin/New York 1998, S. 1100; E. Bünz/M. Rudersdorf/D. Döring (Hg.), Geschichte der Universität Leipzig 1409-2009, Bd. 1: Spätes Mittelalter und Frühe Neuzeit 1409-1830/31, Leipzig 2009, S. 89; J. Pätzold, Leipziger gelehrte Schöffenspruchsammlung, Berlin 2009, S. 59; D. Zerbe, Reformation der Memoria, Leipzig 2013. – ADB 1, S. 759; NDB 1, S. 509f.; D. Mundus/K. Kühling, Leipzigs regierende Bürgermeister vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Beucha 2000, S. 22 (P).
Porträt Bildnis des sächsischen Juristen Leonhard B., Gemälde, L. Cranach d.J., Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie, Inventar-Nr. 614; Leonhard B., Gemälde, J. de Perre, Leipzig, Universität Leipzig, Kustodie; Auferstehung Christi (Epitaph), Gemälde, L. Cranach d.J., 1554, Leipzig, Museum der bildenden Künste, Inv. Nr. 47.
Vicky Rothe
31.5.2016
Empfohlene Zitierweise:
Vicky Rothe, Artikel: Leonhard Badehorn,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/301 [Zugriff 21.11.2024].
Leonhard Badehorn
Quellen Stadtarchiv Leipzig, Ratsstube; G. Fabricus, Annalium Urbis Misnae, Bd. 3, Jena/Leipzig 1597/98, S. 102; Codex diplomaticus Saxoniae Regiae, II. Hauptteil, Bd. 16: Die Matrikel der Universität Leipzig, hrsg. von G. Erler, Bd. 1, Leipzig 1895, S. 592; Leichenpredigt von Leonhard B.s gehalten von Kaspar Jungermann, Leipzig 1587; Regesten des Melanchthon-Briefwechsels, hrsg. von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Regesten: 6283, 6313, 6321, 6323, 6326, 6340, 6343, 8214.
Literatur L Series Syndicorum Reverend, in: Lausitzisches Magazin 3/1770, S. 246-251; J. L. Rüling, Geschichte der Reformation zu Meissen, im Jahre 1539 und folgenden Jahren, nebst beweisenden und erläuternden Anmerkungen, Meißen 1839, S. 78; G. Buchwald, Leonhard B., in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Meißen 2/1891, S. 20-23; E. Friedberg, Die Leipziger Juristenfakultät, ihre Doktoren und ihr Heim, Leipzig 1909, S. 131; E. Müller, Leipziger Neubürgerliste 1502-1556, A-M, bearb. von A. Franke, Leipzig 1981, S. 9; S. Heiland, Auferstehung Christi mit Stifterfamilie, in: H. Guratzsch (Hg.), Vergessene Altdeutsche Gemälde, Leipzig 1997, S. 87f.; J. Nicolaisen, Der Hofmaler in der Handelsstadt, in: ebd., S. 100-111; H. Wießner, Das Bistum Naumburg, Teil 2: Die Diözese, Berlin/New York 1998, S. 1100; E. Bünz/M. Rudersdorf/D. Döring (Hg.), Geschichte der Universität Leipzig 1409-2009, Bd. 1: Spätes Mittelalter und Frühe Neuzeit 1409-1830/31, Leipzig 2009, S. 89; J. Pätzold, Leipziger gelehrte Schöffenspruchsammlung, Berlin 2009, S. 59; D. Zerbe, Reformation der Memoria, Leipzig 2013. – ADB 1, S. 759; NDB 1, S. 509f.; D. Mundus/K. Kühling, Leipzigs regierende Bürgermeister vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Beucha 2000, S. 22 (P).
Porträt Bildnis des sächsischen Juristen Leonhard B., Gemälde, L. Cranach d.J., Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie, Inventar-Nr. 614; Leonhard B., Gemälde, J. de Perre, Leipzig, Universität Leipzig, Kustodie; Auferstehung Christi (Epitaph), Gemälde, L. Cranach d.J., 1554, Leipzig, Museum der bildenden Künste, Inv. Nr. 47.
Vicky Rothe
31.5.2016
Empfohlene Zitierweise:
Vicky Rothe, Artikel: Leonhard Badehorn,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/301 [Zugriff 21.11.2024].