Kurt Weckel
Nach der schulischen Ausbildung absolvierte W. das Lehrerseminar in Auerbach/Vogtland. 1896 erhielt er seine erste Anstellung als Lehrer in Rodewisch bei Auerbach und trat dem sächsischen Lehrerverein bei. Bereits zwei Jahre später wurde er nach Dresden versetzt, wo er sich als Volksschullehrer betätigte. 1918 trat W. der USPD bei und wurde für diese in den Sächsischen Landtag gewählt, welchem er bis 1933 angehörte. Nachdem er 1920 bis 1922 Sekretär und schulpolitischer Sprecher der USPD-Landtagsfraktion war, wurde er 1922 Mitglied der SPD. Von 1921 bis 1933 leitete er als Direktor eine Dresdner Versuchsschule, die neue Unterrichtsmethoden erprobte. 1922 wurde der Parteilinke Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Dresden. Dieses Amt behielt er bis 1930. W. blieb jedoch darüber hinaus Mitglied landesweiter Parteigremien, so war er z.B. Mitglied des Reichsausschusses des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. Er engagierte sich v.a. in der Kultur- und Bildungspolitik und leitete zunächst die Dresdner und ab 1925 die sächsische Landesorganisation der Kinderfreunde. Ab 1928 stand er dem Landesausschuss für sozialistische Bildungsarbeit vor. Im folgenden Jahr wurde W. zum Mitbegründer der Allgemeinen Freien Lehrergewerkschaft. 1929 bis 1932 war W. Präsident des Sächsischen Landtags. Dass er sich bei der Neuwahl am 24.11.1932 nicht wieder durchsetzen konnte, lässt sich auch als Symbol für die schwindende Integrationskraft des Parlaments verstehen. Der Kandidat der Deutschnationalen, August Eckardt, wurde übrigens in einer Stichwahl gegen W. mit nur 40 Stimmen gewählt, obwohl SPD und KPD gemeinsam über 45 Mandate verfügten. – Nachdem
Adolf Hitler am 30.1.1933 zum Reichskanzler ernannt worden war, wirkte sich die diktatorische Aushöhlung der Weimarer Republik auch rasch auf Sachsen aus. Nach der Amtsenthebung der Regierung Schieck wurde Manfred von Killinger am 10.3.1933 als Reichskommissar für Sachsen ernannt. Bei einem Überfall uniformierter SA- und SS-Männer am 9.3.1933 auf den Sächsischen Landtag wurde der SPD-Fraktionsvorsitzende Karl Böchel so schwer misshandelt und verletzt, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. W. emigrierte daraufhin noch im selben Monat, am 15.3., in die Tschechoslowakei und bemühte sich zunächst von Teplitz (tschech. Teplice) aus, über die Grenze hinweg für den Bezirk Dresden zu arbeiten. Er nahm dann jedoch am Prager Gymnasium Athenium eine Stelle als Deutschlehrer an. Aber auch diese Position musste er nach dem deutschen Einmarsch im März 1939 aufgeben. Er wich den Nationalsozialisten, die ihm bereits am 14.4.1937 die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt hatten, aus und gelangte über Polen nach Großbritannien. In London war W. Vorstandsmitglied der dortigen SPD-Ortsgruppe und des Arbeitsausschusses der Landesgruppe deutscher Gewerkschafter in Großbritannien. Er half bei der Schulung deutscher Kriegsgefangener. 1945 ging er zunächst nach Westdeutschland, kehrte aber 1946 auf Wunsch seiner lebensbedrohlich erkrankten Frau nach Sachsen zurück. In der Sowjetischen Besatzungszone wurde er Mitglied der SED und arbeitete zuerst als pädagogischer Berater für vier Leipziger Grund- und Oberschulen. Ab 1950 durfte der 73-Jährige nur noch als Lehrer tätig sein und wurde 1952 entlassen. W. übersiedelte daraufhin nach Hanau in die Bundesrepublik. Dort stand er noch vier Jahre lang dem lokalen Verband der Sowjetzonenflüchtlinge vor.
Werke mit A. Arzt, Die Arbeitsschule eine Notwendigkeit unserer Zeit, [Leipzig] 1911; Anschauungsbilder für die Hand der Kinder, Leipzig 1912; mit A. Arzt, Gegen die Schulreaktion, Dresden 1925.
Literatur C. J. R. Berge, Erinnerungen an Curt W., in: Dresdner Monats-Blätter 12/1961, Folge 5, S. 46; M. Schmeitzner/M. Rudloff, Geschichte der Sozialdemokratie im Sächsischen Landtag, Dresden 1997, S. 224f.; J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 144f. (Bildquelle). – DBA II, III; H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist’s?, Leipzig 81922, S. 1654; W. Röder (Hg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 1, München 1980, S. 799; W. H. Schröder, Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1867-1933, Düsseldorf 1995, S. 791.
Josef Matzerath
25.3.2009
Empfohlene Zitierweise:
Josef Matzerath, Artikel: Kurt Weckel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16597 [Zugriff 22.12.2024].
Kurt Weckel
Werke mit A. Arzt, Die Arbeitsschule eine Notwendigkeit unserer Zeit, [Leipzig] 1911; Anschauungsbilder für die Hand der Kinder, Leipzig 1912; mit A. Arzt, Gegen die Schulreaktion, Dresden 1925.
Literatur C. J. R. Berge, Erinnerungen an Curt W., in: Dresdner Monats-Blätter 12/1961, Folge 5, S. 46; M. Schmeitzner/M. Rudloff, Geschichte der Sozialdemokratie im Sächsischen Landtag, Dresden 1997, S. 224f.; J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 144f. (Bildquelle). – DBA II, III; H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist’s?, Leipzig 81922, S. 1654; W. Röder (Hg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 1, München 1980, S. 799; W. H. Schröder, Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1867-1933, Düsseldorf 1995, S. 791.
Josef Matzerath
25.3.2009
Empfohlene Zitierweise:
Josef Matzerath, Artikel: Kurt Weckel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16597 [Zugriff 22.12.2024].