Karl Petermann

P. führte in seiner Amtszeit als Direktor der Meißner Porzellanmanufaktur umfassende Neuerungen durch und hob die Manufaktur sowohl auf wissenschaftlich-technischem als auch künstlerischem Gebiet auf höchstes zeitgemäßes Niveau. – P. wurde in Chemnitz als Sohn eines kaufmännischen Angestellten aus Oberfrohna und dessen Frau geboren. Er besuchte in Oberfrohna die Volksschule und in Claußnitz die Mittelschule. Die Oberstufe absolvierte er 1945 in Chemnitz. Eine Lehre als Klempner 1945/46 brach er vermutlich ab und arbeitete bis zum Beginn seines Ingenieurstudiums 1947 in mehreren Ziegeleien als Praktikant. Bis 1950 wurde er zum Ingenieur für Baukeramik an der Ingenieurschule Zwickau ausgebildet und studierte 1951 bis 1956 Silikathüttenkunde an der Bergakademie Freiberg. Dort erwarb P. mit einer Diplomarbeit über Dehnungseigenschaften feuerfester Baustoffe den akademischen Grad eines Diplom-Ingenieurs. Hiernach arbeitete P. als Abteilungsleiter am Institut für Automatisierung und Wärmetechnik Jena und wurde 1959 an der Hochschule für Bauwesen Weimar mit dem Thema „Untersuchungen über die Materialbewegung und Staubbildung in Drehöfen der Zementindustrie mit Hilfe radioaktiver Isotope“ zum Doktor der Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.) promoviert. – Als 1960 aus dem Zentrallabor der feinkeramischen Industrie der DDR das Wissenschaftlich-Technische Zentrum der feinkeramischen Industrie der DDR in Meißen hervorging war P. Gründungsdirektor. Im September 1967 wurde er als ordentlicher Professor an den Lehrstuhl für Keramik der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar berufen. Vom 1.9.1969 bis zu seinem Tod leitete P. als Direktor den VEB Staatliche Porzellanmanufaktur Meißen. Sogleich nach Amtsantritt begann er mit seiner wohl bedeutendsten Innovation auf technischem Gebiet: Die Umstellung der Brennvorgänge von Kohleöfen auf gasbeheizten Herdwagenöfen. Bereits 1970 fand die Grundsteinlegung für die neue Brennhalle für Roh- und Glasurbrand sowie der Glasurabteilung statt, die 1973 ihren Betrieb aufnahm. Damit erhöhte sich die Produktqualität und Quantität der Produktion von Meißner Porzellan in bis dahin unbekanntem Maße, denn der durch Kohlenfeuerung bedingte Staubeintrag auf den empfindlichen Rohscherben wurde erheblich reduziert. Sogleich nach diesem entscheidenden Schritt ging die Rekonstruktion und Erweiterung der teils noch von 1863 stammenden Produktionsgebäude weiter; immer mit dem Ziel, die Fertigungsabläufe rationell aneinanderzufügen und Fehlerquellen im technologischen Prozess zu minimieren. Auf dem Gebiet der Produktentwicklung förderte er die bisher eher misstrauisch beäugte Arbeit des bereits seit 1961 unter der Leitung des Designers [Ludwig Zepner #25901] tätigen „Kollektivs Künstlerische Entwicklung“. Er ließ es zu, dass diese Gruppe - entgegen jeglicher Manufakturtradition - unikale Porzellane fertigte, die für den Absatz im „nichtsozialistischen Wirtschaftsraum“ eine bedeutende Rolle zu spielen begannen. – Im Februar 1979 unterzeichnete P. im Auftrag des Rats der Stadt die Urkunde zur Städtepartnerschaft Meißens mit der japanischen Stadt Arita. Diese Städtepartnerschaft ging bereits auf das Jahr 1970 zurück, als sich japanische Wissenschaftler und Keramiker für den Einfluss des Imari-Porzellans (Porzellan aus Arita) auf das frühe Schaffen der Porzellanmanufaktur Meißen interessierten und überlieferte Imari-Stücke in der Dresdner Porzellansammlung begutachteten. – P. war ein in Wissenschaft und Praxis hochgeschätzter Fachmann. Er trug als staatliche Auszeichnung den Titel „Verdienter Techniker des Volks“ und war im Redaktionsbeirat der Fachzeitschrift „Silikattechnik - Zeitschrift für Gesteinshüttenwesen“ tätig. – P. verstarb in einem Dresdner Krankenhaus an den Folgen eines Unfalls.

Quellen Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH, Betriebsarchiv; Stadtarchiv Meißen, Meldekartei; Stadtarchiv Chemnitz, Standesamt; Sächsisches Staatsarchiv - Bergarchiv Freiberg; Auskunft Willi Goder, Weinböhla.

Werke Untersuchungen über die Materialbewegung und Staubbildung in Drehöfen der Zementindustrie mit Hilfe radioaktiver Isotope, Diss. Weimar 1959.

Literatur Masako Shôno-Sládek, Japanisches Aritaporzellan im sogenannten „Kakiemonstil“ als Vorbild für die Meißner Porzellanmanufaktur, München 1973; Genosse Prof. Dr.-Ing. Karl P. Hervorragende Persönlichkeit des gesellschaftlichen Lebens, in: Manufaktur-Echo 1983, S. 1, 3; Wolfgang Schulle, Nachruf für Prof. Dr.-Ing. Karl P., in: Silikattechnik 34/1983, H. 5, S. 157; Jürgen Schärer, Zur Geschichte um die neuen Meissener Porzellane von 1960 bis 1990, in: Meissener Konturen. Porzellankunst 1960-1990, hrsg. von der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meißen und dem Museum für Kunsthandwerk Leipzig, Leipzig 1991, S. 9-22; Frank Simon-Fritz (Hg.), 50 Jahre Dissertationen an der Hochschule für Architektur und Bauwesen und der Bauhaus-Universität Weimar, Weimar 2005.

Porträt Karl P., Helfried Kotte, 1979, Fotografie, Stadtmuseum Meißen (Bildquelle).

Steffen Förster
13.6.2019


Empfohlene Zitierweise:
Steffen Förster, Artikel: Karl Petermann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/28743 [Zugriff 5.11.2024].

Karl Petermann



Quellen Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH, Betriebsarchiv; Stadtarchiv Meißen, Meldekartei; Stadtarchiv Chemnitz, Standesamt; Sächsisches Staatsarchiv - Bergarchiv Freiberg; Auskunft Willi Goder, Weinböhla.

Werke Untersuchungen über die Materialbewegung und Staubbildung in Drehöfen der Zementindustrie mit Hilfe radioaktiver Isotope, Diss. Weimar 1959.

Literatur Masako Shôno-Sládek, Japanisches Aritaporzellan im sogenannten „Kakiemonstil“ als Vorbild für die Meißner Porzellanmanufaktur, München 1973; Genosse Prof. Dr.-Ing. Karl P. Hervorragende Persönlichkeit des gesellschaftlichen Lebens, in: Manufaktur-Echo 1983, S. 1, 3; Wolfgang Schulle, Nachruf für Prof. Dr.-Ing. Karl P., in: Silikattechnik 34/1983, H. 5, S. 157; Jürgen Schärer, Zur Geschichte um die neuen Meissener Porzellane von 1960 bis 1990, in: Meissener Konturen. Porzellankunst 1960-1990, hrsg. von der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meißen und dem Museum für Kunsthandwerk Leipzig, Leipzig 1991, S. 9-22; Frank Simon-Fritz (Hg.), 50 Jahre Dissertationen an der Hochschule für Architektur und Bauwesen und der Bauhaus-Universität Weimar, Weimar 2005.

Porträt Karl P., Helfried Kotte, 1979, Fotografie, Stadtmuseum Meißen (Bildquelle).

Steffen Förster
13.6.2019


Empfohlene Zitierweise:
Steffen Förster, Artikel: Karl Petermann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/28743 [Zugriff 5.11.2024].