Juliane Wilhelmine Bause
Als Tochter des bekannten Kupferstechers Johann Friedrich Bause beschäftigte sich B. mit dem Zeichnen sowie dem Anfertigen von Druckgrafiken. In Johann Georg Meusels „Teutschem Künstlerlexikon“ wird sie als „treffliche Landschaftenzeichnerin“ (J. G. Meusel) bezeichnet. – B. war die jüngere der beiden Töchter von Johann Friedrich und Henriette Charlotte Bause. Das Zeichnen und Herstellen von Druckgrafiken erlernte sie von ihrem Vater, der ab 1766 an der Leipziger Kunstakademie als Lehrer für den Kupferstich tätig war. Durch die Unterweisung im Atelier des Vaters machte B. früh die Bekanntschaft bedeutender Persönlichkeiten wie Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Charlotte von Stein sowie dem Maler und Grafiker Christoph Nathe. Ihre ältere Schwester Friederike Charlotte Bause, die mit 21 Jahren früh verstarb, war musikalisch talentiert. Neben dem Pianoforte spielte auch B. die seltene Glasharmonika. Anders als die Schwester widmete sie sich jedoch vornehmlich der bildenden Kunst. V.a. fertigte B. reproduzierende Zeichnungen und Radierungen. Zwischen 1789 und 1791 schuf sie eine Reihe von zehn staffierten Landschaftsradierungen nach Vorlagen von Jan Both, Johann Georg Wagner, William Hodges und weiteren. In einem Heft vereint wurden sie unter dem Titel „Versuche im Radiren, der Frau Hauptmannin Löhr gewidmet von Ihrer ganz ergebensten Juliane Wilhelmine B. Leipzig den 13. November 1791“ an Freunde herausgegeben. 1787 fertigte Johann Friedrich Bause unter dem Titel „Der Sommerabend“ eine Aquatinta, als deren Vorlage eine Zeichnung B.s nach Johann Sebastian Bach d.J. diente. Die Zeichnung war 1788 in
Berlin in der Ausstellung der Königlich-Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften zu sehen. – Um 1792 heiratete B. Carl Eberhard Löhr. Als älterer Sohn hatte dieser das Bankhaus in Leipzig seines Vaters Eberhard Heinrich Löhr übernommen und dessen Geschäft erfolgreich fortgesetzt. Auch von ihm sind Radierungen bekannt, die er bereits in seiner Jugend anfertigte. Die gemeinsame Tochter
Henriette wurde 1794 geboren. Nach ihrer Hochzeit scheint B. ihre künstlerische Tätigkeit nicht weitergeführt zu haben, denn sie ist als Künstlerin nur unter ihrem Geburtsnamen bekannt. Ein Bildnis der jungen Familie Löhr, gemalt von Johann Friedrich August Tischbein, der ab 1800 Direktor der Leipziger Kunstakademie war, befindet sich in der Sammlung des Museums der bildenden Künste Leipzig. Als zentrales Attribut hält B. darauf eine Landschaftszeichnung in den Händen, die auf ihre künstlerische Tätigkeit hinweist. Auch der Maler Anton Graff, den seit der gemeinsamen Lehrzeit in
Augsburg eine enge Freundschaft mit Johann Friedrich Bause verband, hielt B. um 1785 im Porträt fest (Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie). – Im April 1813 starb Carl Eberhard Löhr. Als sich in diesem Jahr der Kommandant der napoleonischen Truppen Jean-Toussaint Arrighi de Casanova in dem Haus einquartieren wollte, in dem B. nach dem Tod ihres Gatten lebte, verließ sie Leipzig und ging gemeinsam mit ihrer Tochter und ihren Eltern nach
Weimar. Dort wohnten sie im Haus des Juristen Johann Ludwig Wilhelm Beck. Nach kurzer Zeit des Aufenthalts in Weimar verstarb ihr Vater an Altersschwäche. Bause hinterließ seiner Tochter eine umfangreiche Kupferstichsammlung. Auch ihr Gatte Carl Eberhard Löhr hatte eine bedeutende Gemäldesammlung besessen, die dieser von seinem Vater geerbt hatte und die nach seinem Tod an B. überging. Später gelangten beide Sammlungen in den Besitz von B.s Schwiegersohn Johann Georg Keil, der 1849 einen umfangreichen und kritischen Katalog des druckgrafischen Werks von Johann Friedrich Bause herausgab. Die zehn Landschaftsradierungen B.s aus den Jahren 1789 bis 1791 sind im Anhang des Katalogs aufgeführt. – 1814 kehrte B. nach Leipzig zurück und wohnte nach der Hochzeit ihrer Tochter mit Keil am 26. Oktober 1814 zunächst mit ihnen in der „Feuerkugel“ am Alten Neumarkt. 1816 zogen sie gemeinsam in das Wohnhaus am südlichen Rand von „Löhrs Garten“, der inzwischen in Keils Besitz übergegangen war.
Werke Zeichnung nach „Mondscheinlandschaft“ von Johann Sebastian Bach d.J., vor 1788; Versuche im Radiren, der Frau Hauptmannin Löhr gewidmet von Ihrer ganz ergebensten Juliane Wilhelmine B. Leipzig den 13. November 1791, 1789-1791, Radierungen, u.a. Museum der bildenden Künste Leipzig.
Literatur Juliane Wilhelmine B., in: Catalog des Kupferstichwerkes von Johann Friedrich Bause. Mit einigen biographischen Notizen, hrsg. von Johann Georg Keil, Leipzig 1849, S. 18, 143-148; Ernst Scheyer, Schlesische Malerei der Biedermeierzeit, Frankfurt/Main 1965; Ekhart Berckenhagen, Anton Graff. Leben und Werk, Berlin 1967; Helmut Börsch-Supan, Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786-1850, Bd. 1, Berlin 1971; Inge Stuhr, Leipziger Kunstmäzene. Die Familien Löhr und Keil, in: Leipziger Kalender (1995), S. 131-142; Bärbel Kovalevski (Hg.), Zwischen Ideal und Wirklichkeit. Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen 1750 und 1850, Ostfildern-Ruit 1999; Michael Eissenhauer (Hg.), Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel, Kassel/Wolfratshausen 2003; ders./Hans-Werner Schmidt (Hg.), 3 x Tischbein und die europäische Malerei um 1800, München 2005; Harald Wentzlaff-Eggebert, Weimars Mann in Leipzig. Johann Georg Keil (1781-1857) und sein Anteil am kulturellen Leben der Epoche. Eine dokumentierte Rekonstruktion, Heidelberg 2009; Marc Fehlmann/Birgit Verwiebe (Hg.), Anton Graff. Gesichter einer Epoche, Berlin/München 2013. – DBA I, II; AKL, Bd. 7, München/Leipzig 1993, S. 639; Thieme/Becker, Bd. 3, Leipzig 1999, S. 95; Johann Georg Meusel (Hg.), Teutsches Künstlerlexikon oder Verzeichniss der jetztlebenden Teutschen Künstler, Bd. 1, Lemgo 1808, S. 54; Emmanuel Bénézit, Dictionnaire critique et documentaire des Peintres, Sculpteurs, Dessinateurs et Graveurs, Bd. 1, Paris 1976, S. 532; Chris Petteys, Dictionary of Women Artists. An International Dictionary of Woman Artists Born Before 1900, Boston 1985, S. 50; Jochen Schmidt-Liebich, Lexikon der Künstlerinnen 1700-1900. Deutschland, Österreich, Schweiz, München 2005, S. 39-40.
Porträt Juliane Wilhelmine B., Anton Graff, 1775/1795, Öl auf Leinwand, Staatliche Museen zu Berlin, Alte Nationalgalerie, Ident.-Nr. NG 15/13, Foto: Andreas Kilger (Bildquelle) [CC BY-NC-SA 3.0; dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 3.0 Unported License].
Alana Möller
1.10.2021
Empfohlene Zitierweise:
Alana Möller, Artikel: Juliane Wilhelmine Bause,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22145 [Zugriff 22.12.2024].
Juliane Wilhelmine Bause
Werke Zeichnung nach „Mondscheinlandschaft“ von Johann Sebastian Bach d.J., vor 1788; Versuche im Radiren, der Frau Hauptmannin Löhr gewidmet von Ihrer ganz ergebensten Juliane Wilhelmine B. Leipzig den 13. November 1791, 1789-1791, Radierungen, u.a. Museum der bildenden Künste Leipzig.
Literatur Juliane Wilhelmine B., in: Catalog des Kupferstichwerkes von Johann Friedrich Bause. Mit einigen biographischen Notizen, hrsg. von Johann Georg Keil, Leipzig 1849, S. 18, 143-148; Ernst Scheyer, Schlesische Malerei der Biedermeierzeit, Frankfurt/Main 1965; Ekhart Berckenhagen, Anton Graff. Leben und Werk, Berlin 1967; Helmut Börsch-Supan, Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786-1850, Bd. 1, Berlin 1971; Inge Stuhr, Leipziger Kunstmäzene. Die Familien Löhr und Keil, in: Leipziger Kalender (1995), S. 131-142; Bärbel Kovalevski (Hg.), Zwischen Ideal und Wirklichkeit. Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen 1750 und 1850, Ostfildern-Ruit 1999; Michael Eissenhauer (Hg.), Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel, Kassel/Wolfratshausen 2003; ders./Hans-Werner Schmidt (Hg.), 3 x Tischbein und die europäische Malerei um 1800, München 2005; Harald Wentzlaff-Eggebert, Weimars Mann in Leipzig. Johann Georg Keil (1781-1857) und sein Anteil am kulturellen Leben der Epoche. Eine dokumentierte Rekonstruktion, Heidelberg 2009; Marc Fehlmann/Birgit Verwiebe (Hg.), Anton Graff. Gesichter einer Epoche, Berlin/München 2013. – DBA I, II; AKL, Bd. 7, München/Leipzig 1993, S. 639; Thieme/Becker, Bd. 3, Leipzig 1999, S. 95; Johann Georg Meusel (Hg.), Teutsches Künstlerlexikon oder Verzeichniss der jetztlebenden Teutschen Künstler, Bd. 1, Lemgo 1808, S. 54; Emmanuel Bénézit, Dictionnaire critique et documentaire des Peintres, Sculpteurs, Dessinateurs et Graveurs, Bd. 1, Paris 1976, S. 532; Chris Petteys, Dictionary of Women Artists. An International Dictionary of Woman Artists Born Before 1900, Boston 1985, S. 50; Jochen Schmidt-Liebich, Lexikon der Künstlerinnen 1700-1900. Deutschland, Österreich, Schweiz, München 2005, S. 39-40.
Porträt Juliane Wilhelmine B., Anton Graff, 1775/1795, Öl auf Leinwand, Staatliche Museen zu Berlin, Alte Nationalgalerie, Ident.-Nr. NG 15/13, Foto: Andreas Kilger (Bildquelle) [CC BY-NC-SA 3.0; dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 3.0 Unported License].
Alana Möller
1.10.2021
Empfohlene Zitierweise:
Alana Möller, Artikel: Juliane Wilhelmine Bause,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22145 [Zugriff 22.12.2024].