Joseph Seconda

Die Operngesellschaft unter S.s Leitung scheint bei den Zeitgenossen keinen guten Ruf gehabt zu haben. Ein Brief Ernst Theodor Amadeus (gen. E. T. A.) Hoffmanns von 1813 gibt Gerüchte wieder, wonach die Seconda’sche Gesellschaft sehr schlecht wäre und weder in Leipzig noch in Dresden das geringste Ansehen genieße. – Über S.s Leben existieren kaum gesicherte Informationen, nicht einmal seine genauen Lebensdaten sind bekannt. Er war Prinzipal einer Operngesellschaft, die ab 1787 im Lincke’schen Bad in Dresden auftrat. S. bespielte auch Ballenstedt und Köthen, 1800 ist er in Braunschweig nachgewiesen. Doch seit 1791 pendelte seine Gesellschaft v.a. zwischen Leipzig und Dresden. In ihrem Repertoire befanden sich beispielsweise Werke von Luigi Cherubini, Ferdinando Paër und Wolfgang Amadeus Mozart, wie etwa „Don Giovanni“ und „Die Entführung aus dem Serail“. Zum wechselnden Ensemble S.s zählten auch seine beiden Töchter Antonie und Sophie. – Genauere Informationen über S.s Gesellschaft sind erst aus den Jahren 1813 und 1814 überliefert, als E. T. A. Hoffmann hier als Dirigent arbeitete. Im Februar 1813 erhielt Hoffmann das Angebot, die Musikdirektorenstelle bei der zwischen Leipzig und Dresden pendelnden Seconda’schen Truppe zu übernehmen. Für diese Position hatte sich Hoffmann bereits 1810 bei einer Neuorganisation der Gesellschaft beworben. In einem Brief charakterisierte Hoffmann S. als lieben, ehrlichen, dummen Mann, der 15 Jahre hindurch die Maschine gedreht hätte, wie der Esel die Walkmühle und dabei seine „4- bis 5tausend rth monatlich“ einstriche und wieder ausgäbe. Mitte März 1813 bestätigte S. den Kontrakt mit Hoffmann, der daraufhin zunächst nach Dresden reiste. Die Stadt war zu jener Zeit jedoch von französischen Truppen besetzt und lag im Zentrum des Kriegsgeschehens der Befreiungskriege gegen Napoleon. S. war deswegen in Leipzig geblieben und rief Hoffmann zu sich. Als bis Mitte August 1813 ein Waffenstillstand ausgerufen wurde, erhielt S. doch noch eine Spielerlaubnis für Dresden. Allerdings befand sich der übliche Spielort, das Lincke’sche Bad, außerhalb der Verschanzungen um Dresden und war zudem unter der französischen Besatzung den Aufführungen des Théâtre Français vorbehalten. Durch die Vermittlung seines Bruders Franz erhielt S. deshalb die Erlaubnis im Dresdner Hoftheater zu spielen. Dort wechselte sich die Operngesellschaft mit Italienern und Franzosen ab. Im Winter 1813/14 veranstaltete S. wiederum in Leipzig Opernaufführungen. Als es zu zunehmenden Differenzen mit Hoffmann kam, kündigte S. ihm bereits im Februar 1814 die Stelle. In seinem dramatischen Fragment „Blandina“ soll Hoffmann ein Porträt S.s entworfen haben. – Nach den Befreiungskriegen nahm S. den regulären Spielbetrieb zwischen Dresden und Leipzig wieder auf, jedoch nur für kurze Zeit. Die letzte Vorstellung der Seconda’schen Gesellschaft ist für 1817 belegt.

Quellen E. T. A. Hoffmann, Briefwechsel, hrsg. von H. v. Müller/F. Schnapp, Bd. 1: Von Königsberg bis Leipzig 1794-1814, München 1967.

Literatur Allgemeine musikalische Zeitung 13/1811, Nr. 16, Sp. 271-274; E. Pies, Prinzipale, Zur Genealogie des deutschsprachigen Berufstheaters vom 17. bis 19. Jahrhundert, Ratingen 1973, S. 304. – DBA III; W. Kosch, Deutsches Theater-Lexikon, Bd. 3, Klagenfurt/Wien 1992, S. 2157.

Porträt Joseph S. und Familie, C. Focke, 1806, Öl auf Leinwand, Stadtmuseum Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Corinna Kirschstein
10.8.2011


Empfohlene Zitierweise:
Corinna Kirschstein, Artikel: Joseph Seconda,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22766 [Zugriff 21.11.2024].

Joseph Seconda



Quellen E. T. A. Hoffmann, Briefwechsel, hrsg. von H. v. Müller/F. Schnapp, Bd. 1: Von Königsberg bis Leipzig 1794-1814, München 1967.

Literatur Allgemeine musikalische Zeitung 13/1811, Nr. 16, Sp. 271-274; E. Pies, Prinzipale, Zur Genealogie des deutschsprachigen Berufstheaters vom 17. bis 19. Jahrhundert, Ratingen 1973, S. 304. – DBA III; W. Kosch, Deutsches Theater-Lexikon, Bd. 3, Klagenfurt/Wien 1992, S. 2157.

Porträt Joseph S. und Familie, C. Focke, 1806, Öl auf Leinwand, Stadtmuseum Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Corinna Kirschstein
10.8.2011


Empfohlene Zitierweise:
Corinna Kirschstein, Artikel: Joseph Seconda,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22766 [Zugriff 21.11.2024].