Josefa Elstner-Oertel

Nach dem Besuch der Höheren Töchterschulen in Zittau und Chemnitz erlernte E. in Berlin den Beruf einer Bibliothekarin und bestand 1906 das Examen. Ihr beruflicher Weg führte sie zunächst nach Darmstadt, wo sie im Rahmen eines Volontariats mit Ordnungsarbeiten an der Großherzoglichen Hofbibliothek beschäftigt war. 1909 kehrte sie in ihre sächsische Heimat zurück. In Zittau übernahm sie die Aufgabe, die umfangreiche Privatbibliothek des Pastors Claus einzurichten. Daneben war sie ehrenamtlich als Protokollantin in einer Rechtsschutzstelle in Zittau tätig. Die folgenden Monate waren durch Ordnungsarbeiten in verschiedenen kleineren Bibliotheken in Sachsen - in der Bibliothek des Landwirtschaftlichen Kreditvereins in Dresden und in der Bibliothek des Volkswirtschaftlichen Seminars von Robert Wuttke an der Technischen Hochschule in Dresden - und der Leitung einer städtischen Volksbibliothek in Berlin geprägt. Von ihrer Berliner Anstellung aus bewarb sie sich um eine Tätigkeit an der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden. Im April 1911 zunächst noch als Hilfskraft befristet, wurde sie im Oktober als erste bibliothekarisch arbeitende Frau an der Landesbibliothek fest angestellt und 1914 zur Bibliothekarsgehilfin ernannt. – Bereits in Berlin hatte E. im Rahmen von Abendveranstaltungen mit dem Erzählen von Märchen begonnen. Hierfür gibt es Belege von 1910/11 aus Berlin, 1916 aus Dresden und Zittau sowie 1919 aus dem Erzgebirge. Aus gesundheitlichen Gründen musste E. 1919 mehrfach ihre Tätigkeit an der Landesbibliothek unterbrechen. Obwohl seit Sommer 1919 wieder im bibliothekarischen Dienst, bat sie in den Folgejahren mehrfach um befristete Freistellungen, bis sie im März 1922 endgültig kündigte, um sich künftig ganz dem Märchenerzählen zu widmen. Sie arbeitete als freischaffende Vortragskünstlerin, gründete mit Gleichgesinnten eine Agentur in Stollberg/Erzgebirge und organisierte auf diese Weise Tourneen, auf denen Abende mit Musik und Gesang angeboten wurden. Offenbar war es für sie zeitweilig sehr schwierig, allein damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ein Bittschreiben ihres Vaters vom 18.3.1928 an die Landesbibliothek, seine Tochter wieder fest anzustellen, blieb erfolglos. Bis zu ihrem Lebensende arbeitete E. als Vortragskünstlerin und Schriftstellerin. Darüber hinaus trat sie als Sammlerin von Volksliedern hervor.

Quellen Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., Dresden, Nachlass E. (WV).

Werke Im bunten Wagen, Dresden 1925; Der gläserne Berg. Ein deutsches Märchenspiel, Text zur gleichnamigen Oper von W. Braunfels (op. 39), Köln 1928; Aus den Sagen einer sächsischen Blumenstadt, Reichenau/Sachsen 1936; Die schöne Wassilissa. Ein Handpuppen- und Marionettenspiel nach einem russischen Märchen, Dresden 1951; Blümellieder (Liedersammlung), in: B. Schier, Die Kunstblume von der Antike bis zur Gegenwart, Berlin 1957, S. 133-196.

Literatur G. Enderlein, Dichterin und Bewahrerin, Die Union 21.3.1958, S. 3; A. Martin, Der Nachlaß von Josepha E. im Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., in: Volkskunde in Sachsen 7/1999, S. 179-181 (P). – Kürschners Deutscher Literaturkalender, Nekrolog 1936-1970, Berlin 1973 (ND München 1998), S. 496.

Porträt Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, Digitales Bildarchiv (Bildquelle).

Andreas Martin
9.11.2009


Empfohlene Zitierweise:
Andreas Martin, Artikel: Josefa Elstner-Oertel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22818 [Zugriff 2.11.2024].

Josefa Elstner-Oertel



Quellen Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., Dresden, Nachlass E. (WV).

Werke Im bunten Wagen, Dresden 1925; Der gläserne Berg. Ein deutsches Märchenspiel, Text zur gleichnamigen Oper von W. Braunfels (op. 39), Köln 1928; Aus den Sagen einer sächsischen Blumenstadt, Reichenau/Sachsen 1936; Die schöne Wassilissa. Ein Handpuppen- und Marionettenspiel nach einem russischen Märchen, Dresden 1951; Blümellieder (Liedersammlung), in: B. Schier, Die Kunstblume von der Antike bis zur Gegenwart, Berlin 1957, S. 133-196.

Literatur G. Enderlein, Dichterin und Bewahrerin, Die Union 21.3.1958, S. 3; A. Martin, Der Nachlaß von Josepha E. im Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., in: Volkskunde in Sachsen 7/1999, S. 179-181 (P). – Kürschners Deutscher Literaturkalender, Nekrolog 1936-1970, Berlin 1973 (ND München 1998), S. 496.

Porträt Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, Digitales Bildarchiv (Bildquelle).

Andreas Martin
9.11.2009


Empfohlene Zitierweise:
Andreas Martin, Artikel: Josefa Elstner-Oertel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22818 [Zugriff 2.11.2024].