Johann Major
M. wirkte jahrzehntelang als Professor für Poetik an der Wittenberger Universität, der Leucorea, und war ein Vertreter des sog. Philippismus. – M. immatrikulierte sich 1549 an der Wittenberger Universität und pflegte schon bald enge Kontakte zum Humanisten und Reformator Philipp Melanchthon, dem er zeitlebens verbunden blieb. Zunächst studierte M. an der unteren, der artistischen Fakultät. 1551 wechselte er an die Leipziger Alma Mater, kehrte jedoch einige Zeit später nach Wittenberg zurück und erwarb 1556 an der Artistenfakultät den akademischen Grad eines Magisters. In den darauffolgenden Jahren hielt sich M. außerhalb Kursachsens auf. Er wirkte in Würzburg und Mainz und promovierte 1557 zum Dr. theol. Ein Jahr später wurde M. in Frankfurt/Main durch König
Ferdinand zum Poeta laureatus ernannt. 1560 ging er erneut nach Wittenberg, um an der dortigen Artistenfakultät zu lehren. 1561 erhielt M. die Professur für Poetik an der Artistenfakultät. Die Leucorea wurde nunmehr - allerdings mit Unterbrechungen - für die kommenden drei Jahrzehnte seine hauptsächliche Wirkungsstätte. Neben seiner Vorlesungstätigkeit verfasste M. im Auftrag der Universität akademische Schriften, vorwiegend zur Leucorea selbst, aber auch zu allgemeinen historischen Ereignissen. Darüber hinaus hielt er jährlich zum Todestag Melanchthons eine Gedenkrede. Um 1570 wurde M. aus unbekannten Gründen inhaftiert, seine Besoldung wurde ihm entzogen und auf andere Universitätslehrer verteilt. Die Haft währte bis 1574, danach konnte er als Lehrkraft an die Wittenberger Universität zurückkehren. – M. gilt als ein Vertreter des sog. Philippismus an der Leucorea, dessen Exponenten in Fortführung der Position Melanchthons eine vermittelnde Haltung zur reformierten Konfession einnahmen. So verteidigte M. stets die Lehren Melanchthons und äußerte sich, v.a. in satirischen Gedichten, zu den theologischen Auseinandersetzungen seiner Zeit. 1574 kam es durch das Eingreifen Kurfürst Augusts zur Entlassung, teilweisen Inhaftierung und Landesverweisung führender kursächsischer Philippisten. M. behielt zwar seine Professur an der Universität Wittenberg, war in der Folge jedoch aufgrund seiner nach wie vor melanchthontreuen Haltung zunehmenden Anfeindungen ausgesetzt. Offenbar wurde er zeitweise erneut in Haft genommen und später zum außerplanmäßigen Professor degradiert. M. lehrte an der Leucorea auch noch während der Regierungszeit Christians I., der versuchte, Kursachsen dem reformierten Bekenntnis zu öffnen. Nach dem Tod Christians erfolgte im albertinischen Territorium eine Restauration des orthodoxen Luthertums. Daraufhin verlor M. unter der Administrationsregierung Friedrich Wilhelms I. von Sachsen-Weimar zu Beginn der 1590er-Jahre endgültig seine Stelle an der Wittenberger Universität und ging nach Zerbst, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte.
Quellen Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitätsarchiv, Rep. 1; Archiv der Stadtkirche St. Marien Wittenberg, Taufbuch 1560-1577, Traubuch 1573-1597, Totenbuch 1563-1574; Scriptorvm pvblice propositorvm a gvbernatoribvs studiorum in Academia Vvitebergensi, Teil 3-7, Wittenberg 1561-1572; W. Amling, Christliche Erklerung des trostreichen Spruchs ... bey der seligen Leiche des ... Poeten Iohannis Maioris, Zerbst 1600; C. E. Foerstemann (Hg.), Liber Decanorum Facultatis Theologicae Academiae Vitebergensis, Leipzig 1838.
Werke Exeqviae, reverendo et clarissimo viro Philippo Melanthoni, in Academia Witebergensi factae a Iohanne Maiore Ioachimo: Doctore Theologiae, [Wittenberg] 1560; Operum, 3 Bde. und Appendix, Wittenberg 1563-1566; Parentalia anniversaria, septimum facta, reverendo et clarissimo viro, D. Philippo Melanthoni, [Wittenberg 1567]; Carmen propositvm a decano collegii philosophici in Acad. Witeberg. in festo visitationis Mariae, [Wittenberg 1568]; Parentalia anniversaria, octavum habita, reverendis et clarissimis viris, D. Martino Luthero, et Philippo Melanthoni, [Wittenberg] 1568; Exeqviae illustrissimo ac potentissimo Principi ac Domino, Domino Augusto, Duci Saxoniae, Electori etc., [Wittenberg] 1586.
Literatur G. Frank, Johann M., der Wittenberger Poet, in: Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie 6/1863, S. 117-163; W. Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, Halle 1917. – ADB 20, S. 111; DBE 6, S. 576; C. G. Joecher, Allgemeines Gelehrten-Lexicon, Bd. 3, Leipzig 1751 (ND Hildesheim 1960), Sp. 56.
Porträt Fortgesetzte Sammlung von Alten und neuen Theologischen Sachen ... Dritter Beytrag Auf das Jahr 1738, Leipzig 1738, unpag. (zwischen S. 252-256).
Ulrike Ludwig
15.12.2011
Empfohlene Zitierweise:
Ulrike Ludwig, Artikel: Johann Major,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2767 [Zugriff 3.12.2024].
Johann Major
Quellen Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitätsarchiv, Rep. 1; Archiv der Stadtkirche St. Marien Wittenberg, Taufbuch 1560-1577, Traubuch 1573-1597, Totenbuch 1563-1574; Scriptorvm pvblice propositorvm a gvbernatoribvs studiorum in Academia Vvitebergensi, Teil 3-7, Wittenberg 1561-1572; W. Amling, Christliche Erklerung des trostreichen Spruchs ... bey der seligen Leiche des ... Poeten Iohannis Maioris, Zerbst 1600; C. E. Foerstemann (Hg.), Liber Decanorum Facultatis Theologicae Academiae Vitebergensis, Leipzig 1838.
Werke Exeqviae, reverendo et clarissimo viro Philippo Melanthoni, in Academia Witebergensi factae a Iohanne Maiore Ioachimo: Doctore Theologiae, [Wittenberg] 1560; Operum, 3 Bde. und Appendix, Wittenberg 1563-1566; Parentalia anniversaria, septimum facta, reverendo et clarissimo viro, D. Philippo Melanthoni, [Wittenberg 1567]; Carmen propositvm a decano collegii philosophici in Acad. Witeberg. in festo visitationis Mariae, [Wittenberg 1568]; Parentalia anniversaria, octavum habita, reverendis et clarissimis viris, D. Martino Luthero, et Philippo Melanthoni, [Wittenberg] 1568; Exeqviae illustrissimo ac potentissimo Principi ac Domino, Domino Augusto, Duci Saxoniae, Electori etc., [Wittenberg] 1586.
Literatur G. Frank, Johann M., der Wittenberger Poet, in: Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie 6/1863, S. 117-163; W. Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, Halle 1917. – ADB 20, S. 111; DBE 6, S. 576; C. G. Joecher, Allgemeines Gelehrten-Lexicon, Bd. 3, Leipzig 1751 (ND Hildesheim 1960), Sp. 56.
Porträt Fortgesetzte Sammlung von Alten und neuen Theologischen Sachen ... Dritter Beytrag Auf das Jahr 1738, Leipzig 1738, unpag. (zwischen S. 252-256).
Ulrike Ludwig
15.12.2011
Empfohlene Zitierweise:
Ulrike Ludwig, Artikel: Johann Major,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2767 [Zugriff 3.12.2024].