Johann Heinrich Linck
L. führte in dritter Generation eine bedeutende Leipziger Naturalien- und Kuriositätensammlung fort, die er nach den wissenschaftlichen Kriterien seiner Zeit ordnete und für Besucher öffnete. – L. wurde einen Monat nach dem Ableben seines Vaters geboren. Während seiner Kindheit und Jugend übernahm seine Mutter zusammen mit einem Provisor die Geschäfte der väterlichen Apotheke „Zum Goldenen Löwen“. In Sammlungsfragen stand ihr dabei der Leipziger Gelehrte Johannes Ernst Hebenstreit zur Seite. Allerdings scheint erst L. der Sammlung wieder größere Aufmerksamkeit gewidmet zu haben. Infolge seiner Übernahme der Apotheke 1757 begann er, die Bestände sukzessive nach wissenschaftlichen Kriterien zu ordnen. Der 1783 in drei Bänden publizierte „Index Musaei Linckiani“ ist das Zeugnis dieser Bemühungen. Die zoologischen Artefakte richtete er anhand der Aufzeichnungen des schwedischen Gelehrten
Carl von Linné aus. Hinsichtlich der systematischen Ordnung der mineralogischen Objekte der Sammlung griff er auf den Schweden
Johann Gottschalk Waller zurück. L. trat somit in eine Linie mit seinem Vater Johann Heinrich d.Ä. und seinem Großvater Heinrich Linck. Allerdings unterschied er sich von diesen in seinem Interesse für außereuropäische Artefakte. Um die Sammlung übersichtlich gestalten zu können, versteigerte er einerseits einzelne Bestandteile, um andererseits besser einzugliedernde Objekte hinzuzufügen. 1664 versteigerte er zu diesem Zweck beispielsweise die umfangreiche Münzsammlung. Ein weiteres Verdienst L.s ist die Öffnung des Naturalien- und Kuriositätenkabinetts für Besucher. Ein noch heute erhaltenes Gästebuch aus dem Jahr 1767 weist den sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. als ersten Besucher aus. 1770 wurde L. in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen. Als er 1807 auf seinem Gut Zöbigker bei Querfurt verstarb, hatte er alle seine Kinder überlebt. Seine Witwe versuchte daher, die Sammlung in möglichst geschlossenem Zustand zu versteigern. Nach dem Ankauf durch Fürst Otto Victor I. von Schönburg-Waldenburg gelangte sie so 1840 nach Waldenburg, wo sie sich noch heute in einem extra dafür errichteten Museum befindet.
Quellen Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina Halle/Saale, Matricula dominorum collegarum acad. Caes. Leop. Naturae curiosorum, Protocollum acad. Caes. Leop. Naturae curiosorum; Museum Waldenburg, Besucherverzeichnis der Sammlung Linck.
Werke Index Musaei Linckiani, oder kurzes systematisches Verzeichniß der vornehmsten Stücke der Linckischen Naturaliensammlung zu Leipzig, 3 Bde., Leipzig 1783-1787.
Literatur Herrn Zacharias Conrad von Uffenbachs Merkwürdige Reisen durch Niedersachsen Holland und Engelland, Teil 1, Frankfurt/Leipzig 1753, S. LX; J. G. Schulz, Beschreibung der Stadt Leipzig, Leipzig 1784, S. 336; G. Klemm, Zur Geschichte der Sammlungen für Wissenschaft und Kunst in Deutschland, Zerbst ²1838; E. Bormann, Zur Geschichte der Apotheke zum Goldenen Löwen in Leipzig, Leipzig 1909; A. Seifert, Die Apothekerfamilie Linck in Leipzig und ihr Naturalien- und Kunstkabinett, Mittenwald 1934; ders., Das Lincksche Naturalien- und Kunstkabinett in Leipzig (1670-1840) und seine teilweise Neuaufstellung im Fürstlich Schönburgischen Naturalienkabinett in Waldenburg (Sachsen), in: Museumskunde NF 7/1935, H. 1, S. 1-15; ders., Die Mineralogische und Paläontologische Abteilung des Fürstlichen Naturalienkabinettes zu Waldenburg i. Sa., Waldenburg 1937; H. Beyrich, 320 Jahre Lincksche Sammlung, 150 Jahre Naturalien- und Kunstkabinett Waldenburg, Chemnitz 1990; ders., Das Linck‘sche Naturalien und Kunstkabinett aus Leipzig, jetzt in Waldenburg (Sachsen), in: A. Grote (Hg.), Macrocosmos in Microcosmo, Opladen 1994, S. 581-601; Naturalienkabinett Waldenburg, hrsg. von der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen, Meerane 1999; V. Hammer, Georg Meister und das holländische Nutzpflanzenherbar zu Waldenburg, in: OAG Notizen 2008, H. 12, S. 39-46; D. Döring/C. Hollberg (Hg.), Erleuchtung der Welt, Dresden 2009. – DBA I, II; J. G. Meusel, Teutsches Künstlerlexikon oder Verzeichniß der jetztlebenden Teutschen Künstler, Bd. 3, Lemgo ²1814, S. 441.
Veit Hammer
30.7.2010
Empfohlene Zitierweise:
Veit Hammer, Artikel: Johann Heinrich Linck,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25745 [Zugriff 2.11.2024].
Johann Heinrich Linck
Quellen Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina Halle/Saale, Matricula dominorum collegarum acad. Caes. Leop. Naturae curiosorum, Protocollum acad. Caes. Leop. Naturae curiosorum; Museum Waldenburg, Besucherverzeichnis der Sammlung Linck.
Werke Index Musaei Linckiani, oder kurzes systematisches Verzeichniß der vornehmsten Stücke der Linckischen Naturaliensammlung zu Leipzig, 3 Bde., Leipzig 1783-1787.
Literatur Herrn Zacharias Conrad von Uffenbachs Merkwürdige Reisen durch Niedersachsen Holland und Engelland, Teil 1, Frankfurt/Leipzig 1753, S. LX; J. G. Schulz, Beschreibung der Stadt Leipzig, Leipzig 1784, S. 336; G. Klemm, Zur Geschichte der Sammlungen für Wissenschaft und Kunst in Deutschland, Zerbst ²1838; E. Bormann, Zur Geschichte der Apotheke zum Goldenen Löwen in Leipzig, Leipzig 1909; A. Seifert, Die Apothekerfamilie Linck in Leipzig und ihr Naturalien- und Kunstkabinett, Mittenwald 1934; ders., Das Lincksche Naturalien- und Kunstkabinett in Leipzig (1670-1840) und seine teilweise Neuaufstellung im Fürstlich Schönburgischen Naturalienkabinett in Waldenburg (Sachsen), in: Museumskunde NF 7/1935, H. 1, S. 1-15; ders., Die Mineralogische und Paläontologische Abteilung des Fürstlichen Naturalienkabinettes zu Waldenburg i. Sa., Waldenburg 1937; H. Beyrich, 320 Jahre Lincksche Sammlung, 150 Jahre Naturalien- und Kunstkabinett Waldenburg, Chemnitz 1990; ders., Das Linck‘sche Naturalien und Kunstkabinett aus Leipzig, jetzt in Waldenburg (Sachsen), in: A. Grote (Hg.), Macrocosmos in Microcosmo, Opladen 1994, S. 581-601; Naturalienkabinett Waldenburg, hrsg. von der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen, Meerane 1999; V. Hammer, Georg Meister und das holländische Nutzpflanzenherbar zu Waldenburg, in: OAG Notizen 2008, H. 12, S. 39-46; D. Döring/C. Hollberg (Hg.), Erleuchtung der Welt, Dresden 2009. – DBA I, II; J. G. Meusel, Teutsches Künstlerlexikon oder Verzeichniß der jetztlebenden Teutschen Künstler, Bd. 3, Lemgo ²1814, S. 441.
Veit Hammer
30.7.2010
Empfohlene Zitierweise:
Veit Hammer, Artikel: Johann Heinrich Linck,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25745 [Zugriff 2.11.2024].