Johann Gottfried Schultz
S. begann schon sechsjährig zu zeichnen, sein erster Zeichenlehrer war der Görlitzer Gymnasiast
Ehrenfried Traugott Eichler. Wichtiger war für ihn aber das Selbststudium anhand von Buchillustrationen. Während seines Mathematik- und Jurastudiums 1754 bis 1758 in Leipzig lernte er an der privaten Zeichenakademie des Goldschmieds Paul Christian Zinck Figuren nach Gipsabgüssen und nach dem Leben zu zeichnen. Später wurden ihm die Radierungen von
Franz Edmund Weirotter und die Ansichten von Adrian Zingg zum Vorbild. – S.s besonderes Interesse galt der Architektur. Bereits in seiner Görlitzer Schülerzeit zeichnete er die Kirchen der Umgebung und fasste sie in einem Album von durchaus enzyklopädischem Anspruch zusammen. Nach Beendigung seines Studiums kehrte S. nach Görlitz zurück und wurde von Adolf Traugott von Gersdorf zur wissenschaftlichen Mitarbeit herangezogen. Unter S.s Leitung und nach seinen Entwürfen wurden 1772 das Görlitzer Hospital und die Kirche zum Heiligen Geist sowie 1776 das Jakobshospital neu errichtet. S. pflegte eine enge Beziehung zum Kreis der Begründer der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften von Gersdorf und Karl Gottlob von Anton, die sich u.a. darin ausdrückte, dass er der Gesellschaft seine umfangreiche Kunstsammlung stiftete. Das Görlitzer Museum bewahrt zahlreiche seiner Alben auf, darunter bildmäßig vollendete Zeichnungen von Ortschaften, charakteristischen Bergen und Tälern, aber auch Einleitungstexte von hohem regionalhistorischen Wert. Unter diesen mehreren Hundert Zeichnungen befinden sich panoramaartige Veduten der Städte Görlitz, Bautzen und Herrnhut. All diese genau lokalisierten Ansichten übernehmen aus den Landschaftsprospekten stammende Kompositionsmuster, z.B. von Johann Alexander Thiele oder der Zingg-Schule. Darüber hinaus trug er in solchen Alben auch „Spanische Trachten“, „Grabmonumente“, „Abbildungen alter und Neuer Krieger und Soldaten“ sowie Holzschnitte, Kupferstiche und Radierungen älterer Meister seit dem 16. Jahrhundert zusammen. – S.s Bedeutung liegt einerseits darin, dass er die Landschaft der Oberlausitz schon so früh zum Gegenstand seiner künstlerischen Bemühung wählte und dabei an das umfangreiche zeichnerische Werk von Johann Benjamin Müller anknüpfte. Andererseits legte er durch sein Wirken als Lehrer - bis zum Beginn des Siebenjährigen Kriegs 1756 gab er 15 Jahre lang Unterricht in einer privaten Zeichenschule in Görlitz - u.a. bei dem späteren berühmten Leipziger Kupferstecher Christian Gottlieb Geyser sowie bei Johann Samuel Conrad und dem hochbegabten Christoph Nathe die zeichnerischen Grundlagen. S. entfaltete aber auch als Architekt, als Justiziar der Herrnhuter Brüdergemeine, der er seit 1781 angehörte, sowie als Autor kurzer historischer Abhandlungen in der „Neuen Lausizischen Monatsschrift“ eine fruchtbare Tätigkeit.
Quellen Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften Görlitz, Archiv Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften; Städtische Sammlungen für Geschichte und Kultur Görlitz.
Werke Über Herrn Bernhards von Gersdorfs zu Bischdorf im Jahre 1622 durch Verwundung erfolgter Tod, in: Neue Lausizische Monatsschrift 2/1801, S. 415-417; Beitrag zur Geschichte der Eisenhämmer und Hüttenwerke in der Oberlausitz, in: ebd. 5/1805, S. 44-46; Von Ahnentafeln oder sogenannten Stammbäumen des Adels, in: ebd., S. 65-67; Von Vermessung und Aufnehmung der Landgüter in Bezug auf die Oberlausitz, in: ebd., S. 211-213; ders., Versuch einer Ehrenrettung Georg Podiebrads, König in Böhmen und Markgrafen der Lausitz, von dem Verdacht des Königsmordes, in: ebd. 6/1806, S. 294-296; Beitrag zur Oberlausitzischen Kirchengeschichte, in: Neues Lausitzisches Magazin 1/1821, S. 52-54.
Literatur A. T. Freiherr v. Gersdorf, Biographie seines Zeichenlehrers Christoph Benjamin Müller, Dresden 1758 [MS, Städtische Sammlungen für Geschichte und Kultur Görlitz]; S. T. Neumann, Denkschrift auf Johann Gottfried S., in: Neues Lausitzisches Magazin 1/1821, S. 82-86; I. Anders, Johann Gottfried S. (1734 bis 1819), in: Görlitzer Magazin 8/1994, S. 85-106; A. Fröhlich, Landschaftsmalerei in Sachsen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Weimar 2002, S. 249-251; Johann Gottfried S. (1734-1819), hrsg. von der Stadtverwaltung Görlitz, Görlitz/Zittau 2005. – Thieme/Becker, Bd. 30, Leipzig 1999, S. 336; F. G. Otto, Lexikon der seit dem funfzehenden Jahrhunderte verstorbenen und jetztlebenden Oberlausizischen Schriftsteller und Künstler, 3. Bd., 1. Abtheilung, Görlitz 1803, S. 235.
Anke Fröhlich
14.11.2011
Empfohlene Zitierweise:
Anke Fröhlich, Artikel: Johann Gottfried Schultz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22170 [Zugriff 19.11.2024].
Johann Gottfried Schultz
Quellen Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften Görlitz, Archiv Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften; Städtische Sammlungen für Geschichte und Kultur Görlitz.
Werke Über Herrn Bernhards von Gersdorfs zu Bischdorf im Jahre 1622 durch Verwundung erfolgter Tod, in: Neue Lausizische Monatsschrift 2/1801, S. 415-417; Beitrag zur Geschichte der Eisenhämmer und Hüttenwerke in der Oberlausitz, in: ebd. 5/1805, S. 44-46; Von Ahnentafeln oder sogenannten Stammbäumen des Adels, in: ebd., S. 65-67; Von Vermessung und Aufnehmung der Landgüter in Bezug auf die Oberlausitz, in: ebd., S. 211-213; ders., Versuch einer Ehrenrettung Georg Podiebrads, König in Böhmen und Markgrafen der Lausitz, von dem Verdacht des Königsmordes, in: ebd. 6/1806, S. 294-296; Beitrag zur Oberlausitzischen Kirchengeschichte, in: Neues Lausitzisches Magazin 1/1821, S. 52-54.
Literatur A. T. Freiherr v. Gersdorf, Biographie seines Zeichenlehrers Christoph Benjamin Müller, Dresden 1758 [MS, Städtische Sammlungen für Geschichte und Kultur Görlitz]; S. T. Neumann, Denkschrift auf Johann Gottfried S., in: Neues Lausitzisches Magazin 1/1821, S. 82-86; I. Anders, Johann Gottfried S. (1734 bis 1819), in: Görlitzer Magazin 8/1994, S. 85-106; A. Fröhlich, Landschaftsmalerei in Sachsen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Weimar 2002, S. 249-251; Johann Gottfried S. (1734-1819), hrsg. von der Stadtverwaltung Görlitz, Görlitz/Zittau 2005. – Thieme/Becker, Bd. 30, Leipzig 1999, S. 336; F. G. Otto, Lexikon der seit dem funfzehenden Jahrhunderte verstorbenen und jetztlebenden Oberlausizischen Schriftsteller und Künstler, 3. Bd., 1. Abtheilung, Görlitz 1803, S. 235.
Anke Fröhlich
14.11.2011
Empfohlene Zitierweise:
Anke Fröhlich, Artikel: Johann Gottfried Schultz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22170 [Zugriff 19.11.2024].