Johann Georg
J. entstammte einer Liaison des Kurfürsten Friedrich August I. (König August II. von Polen) mit Fürstin
Ursula Katherina Lubomirska, verheiratet mit Fürst
George Dominicus Lubomirski. Auf Wunsch seines königlichen Vaters erhielt er den Namen Johann Georg de Saxe. Wenige Tage nach der Geburt wurde seine Mutter am 26.8.1704 durch kaiserliches Diplom als Fürstin von Teschen in den Reichsfürstenstand erhoben. Zunächst wuchs J. im Haus seiner Mutter in Dresden und dann in Breslau (poln. Wrocław) auf. Seine Mutter hatte den Wunsch, ihren Sohn zum Geistlichen ausbilden und ihn in den Malteser-Ritter-Orden eintreten zu lassen. 1714 kehrte die Fürstin nach Dresden zurück, und der König bewilligte eine jährliche Pension zu J.s standesgemäßer Erziehung. Im September 1718 begab sich J. nach Rom, um wie andere junge Adlige seiner Zeit auf dem dortigen Jesuitenseminar auf den geistlichen Stand vorbereitet zu werden. In dieser Zeit wurde er zumeist als Prinz von Teschen tituliert, obgleich es keinerlei urkundlichen Beleg für eine solche Bezeichnung gab. Bald kam jedoch die Bezeichnung Chevalier de Saxe auf. 1722 erhielt er auf Ersuchen seines königlichen Vaters das Malteserkreuz und 1724 das Großkreuz des Ordens. 1723 setzte Friedrich August I. seinem Sohn auf Lebzeiten eine jährliche Pension von 12.000 Reichstalern aus. Das Beispiel seines Halbbruders Graf Moritz von Sachsen, der im militärischen Dienst des Königs von Frankreich stand, bewog J. seinen Vater zu bitten, das Seminar in Rom verlassen zu dürfen, um eine Karriere als Offizier anzustreben. Im Dezember 1724 wechselte er unter Aufsicht des sächsischen Oberstleutnants
Barnabas O’Dempsie von Rom an den Hof des Herzogs von Lothringen in Lunéville. Da sich J. dort aber mehr dem höfischen Vergnügen und v.a. dem Spiel hingab und dabei Schulden machte, entschied der König, dass er sich im Mai 1726 zum Großmeister des Ordens nach Malta begeben sollte. Angesichts seiner Bereitschaft zur Ablegung des Ordensgelübdes erhielt er am 8.1.1728 den polnischen weißen Adlerorden. – Von Malta aus beteiligte sich J. zunächst an mehreren Seegefechten gegen die Türken und legte Ende 1728 das Gelübde des Ordens von Malta ab. Da dieses nicht ausschloss, den Ordensdienst wieder zu verlassen und anderswo in Dienst zu treten, berief ihn Friedrich August I. im Oktober 1728 zurück nach Dresden. Nach einer Reise nach Italien ernannte der Vater J. am 24.12.1729 zum Oberst und verlieh ihm am 1.1.1730 das bisherige Klingenbergsche Dragonerregiment, welches als Dragonerregiment Chevalier de Saxe in Lübben in Garnison stand. 1730 nahm er mit seinem Regiment am sog. Lustlager von Zeithain teil. Als sein in kaiserlichen Diensten stehender Stiefvater
Friedrich Ludwig Prinz von Württemberg-Stuttgart 1731 in Korsika entstandene Unruhen durch eine militärische Besetzung der Insel niederschlagen sollte, begleitete ihn J. bis zum erfolgreichen Abschluss dieses Einsatzes im Dezember des folgenden Jahrs. Der Garnisonsdienst endete mit dem Tod seines Vaters am 1.2.1733 in Warschau. In dieser Situation rückte J. mit seinem Regiment nach Polen aus, um die Ansprüche seines Halbbruders, Kurfürst Friedrich Augusts II., auf den polnischen Thron angesichts der Wahl von
Stanislaus Leszczyński zum polnischen König zu unterstützen. J. wirkte 1734 bei der Eroberung der Stadt Danzig (poln. Gdańsk) mit, wohin sich Leszczyński zurückgezogen hatte, und sein Halbruder blieb als August III. König von Polen. Nach diesem aktiven militärischen Einsatz nahm J. zusammen mit einem anderen Halbbruder, dem Generalmajor Friedrich August Graf Rutowski, Urlaub, um wie viele andere hohe Adlige seiner Zeit im Lager des berühmten Feldherrn Prinz
Eugen von dessen Feldzug gegen die Franzosen zu lernen. Es schloss sich erneut ein Garnisonsdienst in Lübben an, bis schließlich 1737 König August III. für Kaiser
Karl VI. sowie Russland ein sächsisches Hilfskorps für den Krieg gegen die Osmanische Pforte zur Verfügung stellte. J. gehörte mit seinem Dragonerregiment Chevalier de Saxe zu diesem Hilfskorps. Beim Angriff auf Timoc, den er trotz einer Kopfverletzung durchführte, zeichnete er sich besonders aus. König August III. ernannte J. am 7.9.1738 zum Generalmajor der Kavallerie, am 11.8.1740 folgte die Beförderung zum Generalleutnant der Kavallerie. Am 1.9.1740 erhielt er das Kommando über die Garde-du-Corps und zog endgültig nach Dresden. – Im Ersten Schlesischen Krieg stand Sachsen auf der Seite Preußens, deshalb wirkte J. an der Eroberung Prags im November 1741 mit. Im Zweiten Schlesischen Krieg war Sachsen Verbündeter Österreichs. An der für Sachsen verlustreichen Schlacht von Kesselsdorf gegen Preußen am 15.12.1745 nahm J. allerdings lediglich als Augenzeuge teil, da er nach einer Erkrankung kein militärisches Kommando inne hatte. – In den folgenden zehn Jahren wurde der Umfang der sächsischen Armee von 30.000 auf 15.000 Mann verringert. Es gelang J. trotz aller Vorstöße bei Hof nicht, diese Halbierung der Truppen zu verhindern. Seit dem 12.5.1755 fungierte er offiziell als Stellvertreter des sächsischen Generalfeldmarschalls Rutowski. Schon zu Beginn des Siebenjährigen Kriegs kapitulierte die verkleinerte sächsische Armee am 15.10.1756 in auswegloser Situation bei Pirna. Weder Feldmarschall Rutowski noch J. sahen einen Sinn in dem vom sächsischen Premierminister Heinrich Graf von Brühl geforderten Kampf auf Leben und Tod. – Aufgrund des schlechten Gesundheitszustands Rutowskis wurde J. schließlich am 30.3.1763 zum Oberkommandierenden der sächsischen Armee und Gouverneur von Dresden ernannt. Am 25.7.1763 folgte seine Beförderung zum Generalfeldmarschall und am 18.8.1763 die Ernennung zum Direktor des Geheimen Kriegsrat-Kollegiums sowie zum Generaldirektor der Kriegskasse. Die drei Kriege hatten die Notwendigkeit einer umfassenden Reform der sächsischen Armee unterstrichen. Bei der Umsetzung dieser Reform, die er von Kurfürst Friedrich Christian nach dem Tod Augusts III. übertragen bekam, erwarb sich J. große Verdienste und wurde am 4.12.1768 mit dem Großkreuz des Militär-St.-Heinrichs-Ordens ausgezeichnet. Am 30.1.1770 legte J. von sich aus alle Chargen und Amtsgeschäfte nieder. Er behielt nur den Titel eines Generalfeldmarschalls und zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück.
Literatur F. A. Freiherr v. O’Byrn, J. George Chevalier de Saxe. Kursächsischer General-Feld-Marschall. Eine biographische Skizze, Dresden 1876. – ADB 14, S. 399f.; DBA I, II.
Porträt Johann Georg von Sachsen (1704-1774), Louis de Silvestre, [1744], Öl auf Leinwand, 155 x 121 cm, © Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Inventar-Nr. Gal.-Nr. 3964, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut (Bildquelle).
Reiner Pommerin
31.8.2005
Empfohlene Zitierweise:
Reiner Pommerin, Artikel: Johann Georg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2333 [Zugriff 22.12.2024].
Johann Georg
Literatur F. A. Freiherr v. O’Byrn, J. George Chevalier de Saxe. Kursächsischer General-Feld-Marschall. Eine biographische Skizze, Dresden 1876. – ADB 14, S. 399f.; DBA I, II.
Porträt Johann Georg von Sachsen (1704-1774), Louis de Silvestre, [1744], Öl auf Leinwand, 155 x 121 cm, © Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Inventar-Nr. Gal.-Nr. 3964, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut (Bildquelle).
Reiner Pommerin
31.8.2005
Empfohlene Zitierweise:
Reiner Pommerin, Artikel: Johann Georg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2333 [Zugriff 22.12.2024].