Johann Friedrich Gühling
G. wurde durch eine Reihe philologischer, theologischer und kirchengeschichtlicher Schriften bekannt und machte sich während seiner zwölfjährigen Amtszeit als Superintendent um das Kirchenwesen der Ephorie Chemnitz verdient. – Bereits während seiner Schulzeit zeigten sich G.s außerordentliche intellektuelle Fähigkeiten. Sowohl von der Stadt Chemnitz als auch von Kurfürst Friedrich August I. (August II., der Starke) erhielt der Handwerkersohn eine großzügige Stipendienförderung, die es ihm ermöglichte, sich am 25.4.1720 an der Universität Wittenberg zu immatrikulieren. Am 17.10.1722 erwarb er den Titel eines Magisters der Philosophie und begann im darauffolgenden Jahr eine erfolgreiche philologische und philosophische Lehrtätigkeit, verbunden mit ersten Veröffentlichungen. Sein Wunsch, in die Heimat zurückzukehren, erfüllte sich 1726 mit der Berufung zum Konrektor am Chemnitzer Lyzeum. Doch schon vier Jahre später schied G. aus dem Schuldienst aus und übernahm stattdessen am 19.2.1730 das Diakonat an der Stadtkirche St. Jakobi. 1738 wurde der begabte Prediger zum Archidiakon und 1760 zum Superintendenten ernannt. Mehrfach unterbrach G. seine geistlichen Verrichtungen, um weitere Studien in Wittenberg zu absolvieren. Dort erwarb er am 24.9.1755 das Lizentiat und am 9.8.1770 den Doktorgrad der Theologie. – Als Vertreter der lutherischen Orthodoxie zeigte sich G. offen für verschiedene Impulse des Pietismus und der Frühaufklärung. Publizistisch wandte er sich gegen die Ausformungen frommer Gesetzlichkeit und in seinen Spätschriften gegen die radikale Aufklärungstheologie. 1732 setzte G.
Sebastian Seydels „Exegetisches Prediger Lexicon“ mit einem zweiten Band fort. Im selben Jahr erschien sein Porträt der Salzburger protestantischen Glaubensflüchtlinge, deren euphorische Aufnahme G. bei ihrer Durchreise durch Chemnitz im Sommer 1732 erlebt hatte. Bei der Herausgabe dieses und weiterer Werke konnte G. auf das seinerzeit sehr leistungsfähige Chemnitzer Buchdruck- und Buchverlagswesen zurückgreifen. Außerdem unterstützte G. andere Autoren, namentlich Adam Daniel Richter bei dessen historischen Forschungen. Richter widmete ihm deshalb seine 1753/54 und 1767 erschienene zweibändige Chemnitzer Chronik.
Werke De Autographis Veterum, Wittenberg 1723; De Apographis Veterum, Wittenberg 1723; De lingua Lycaonica a Pelasgis Graecis orta, Wittenberg 1726; De locutionibus sacris ex Palaestra Graecorum veterum repetits, Wittenberg 1726; De praeiudiciis, Wittenberg 1727; Exegetisches Prediger Lexicon, 2. Teil, Chemnitz 1732; Etwas zur Historie derer Emigranten aus Salzburg, Chemnitz 1732; Der himmlischen Berufung selige Wirkung, eine Leichenpredigt über Phil. 3, 20-21, Chemnitz 1734; Die Schmalkaldischen Artikel, nebst einem Vorberichte, Chemnitz 1737; J. F. W. Jerusalems Beantwortung der Frage: ob die Ehe mit der Schwester Tochter nach den göttlichen Gesetzen zulässig sey?, Chemnitz 1755.
Literatur P. Uhle, Festschrift zum Fünfundzwanzigsten Jubiläum des Vereins für Chemnitzer Geschichte, Chemnitz 1897; G. Buchwald (Hg.), Neue Sächsische Kirchengalerie. Die Ephorien Chemnitz I und II, Leipzig 1904, Sp. 157; B. Stephan, Die Superintendentenporträts in der Jakobikirche, in: S. Thiele (Hg.), Die Stadt- und Marktkirche St. Jakobi zu Chemnitz, Chemnitz 2012, S. 87-94, hier S. 90 (P, Bildquelle). – DBA I.
Porträt Johann Friedrich G., unbekannter Künstler, um 1770, Ölgemälde, St. Jakobikirche Chemnitz, Fotografie: S. Thiele.
Michael Wetzel
26.3.2018
Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Johann Friedrich Gühling,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18674 [Zugriff 22.11.2024].
Johann Friedrich Gühling
Werke De Autographis Veterum, Wittenberg 1723; De Apographis Veterum, Wittenberg 1723; De lingua Lycaonica a Pelasgis Graecis orta, Wittenberg 1726; De locutionibus sacris ex Palaestra Graecorum veterum repetits, Wittenberg 1726; De praeiudiciis, Wittenberg 1727; Exegetisches Prediger Lexicon, 2. Teil, Chemnitz 1732; Etwas zur Historie derer Emigranten aus Salzburg, Chemnitz 1732; Der himmlischen Berufung selige Wirkung, eine Leichenpredigt über Phil. 3, 20-21, Chemnitz 1734; Die Schmalkaldischen Artikel, nebst einem Vorberichte, Chemnitz 1737; J. F. W. Jerusalems Beantwortung der Frage: ob die Ehe mit der Schwester Tochter nach den göttlichen Gesetzen zulässig sey?, Chemnitz 1755.
Literatur P. Uhle, Festschrift zum Fünfundzwanzigsten Jubiläum des Vereins für Chemnitzer Geschichte, Chemnitz 1897; G. Buchwald (Hg.), Neue Sächsische Kirchengalerie. Die Ephorien Chemnitz I und II, Leipzig 1904, Sp. 157; B. Stephan, Die Superintendentenporträts in der Jakobikirche, in: S. Thiele (Hg.), Die Stadt- und Marktkirche St. Jakobi zu Chemnitz, Chemnitz 2012, S. 87-94, hier S. 90 (P, Bildquelle). – DBA I.
Porträt Johann Friedrich G., unbekannter Künstler, um 1770, Ölgemälde, St. Jakobikirche Chemnitz, Fotografie: S. Thiele.
Michael Wetzel
26.3.2018
Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Johann Friedrich Gühling,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18674 [Zugriff 22.11.2024].