Johann Ernst Altenburg

A. stammte aus einer musikalischen Familie. Sein Vater war herzoglich weißenfelsischer Kammertrompeter und ein Nachfahre des Theologen und Komponisten Michael Altenburg. Er sorgte dafür, dass sein Sohn eine Ausbildung als Trompeter in der „Cameradschaft“ der Hof- und Feldtrompeter am Hof von Sachsen-Weißenfels erhielt, die dieser im April 1752 erfolgreich beendete. Da A. zunächst keine Anstellung als Musiker fand, übernahm er eine Tätigkeit als Stallschreiber und Korrespondent beim königlich polnischen Stallmeister von Porzig in Weißenfels. 1756 wurde er Schüler des Merseburger Domorganisten Johann Theodor Römhild und nach dessen Tod vom Naumburger Stadtorganisten und Bach-Schüler Johann Christoph Altnikol unterwiesen. Während des Siebenjährigen Kriegs verdingte sich A. als Feldtrompeter und führte jahrelang ein unstetes Leben, ehe er 1766 zu seiner inzwischen verwitweten Mutter nach Weißenfels zurückkehrte. 1767 trat er das Amt des Organisten in Landsberg bei Halle/Saale und zwei Jahre später in Bitterfeld an, welches er bis zu seiner schweren Erkrankung 1795 innehatte. Der spärlichen biografischen Überlieferung zufolge erwies sich A. als eigenwillig und streitbar. Für die Französische Revolution hegte er Sympathien. Wie das Sterberegister der Bitterfelder Stadtkirche vermerkt, starb A. völlig verarmt. – A.s musikhistorische Bedeutung liegt v.a. auf musiktheoretischem Gebiet. Seine 1795 veröffentlichte Trompetenschule, deren Anfänge wohl schon in den 1760er-Jahren liegen, ordnet sich ein in die Reihe renommierter Lehrwerke im Zeitalter der Aufklärung. A. formulierte seine Thesen zu einem Zeitpunkt, als der Niedergang der Zunft der Trompeter und Pauker längst begonnen hatte. Nichtsdestotrotz stellt sein „Versuch“ „die wichtigste Quelle zum Ausbildungswesen, zu den Privilegien, zu den Instrumententypen, zum Repertoire, zur Spieltechnik und zur Aufführungspraxis der Trompete im 18. Jahrhundert“ dar (D. Altenburg, MGG2P). – Als Komponist ist A. nur anhand einer Sammlung von sechs Klaviersonaten sowie einiger Beispielkompositionen seiner Trompetenschule zu beurteilen. Ob einst ein größerer Werkbestand vorlag und welches Schicksal dieser genommen hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Seine der Kurfürstin Amalia von Sachsen gewidmeten und um 1770 entstandenen durchgehend dreisätzigen Klaviersonaten scheinen als Zyklus konzipiert: Der Durtonart folgt die jeweilige parallele Moll- bzw. Mollvarianttonart. Die schnellen Ecksätze gestaltete A. in der Sonatenform. Gelegentlich lebt in den Finali noch der Suitengeist in Gestalt von Gigue und Menuett fort. Die Themen sind durchaus originell empfunden; motivische Kleingliedrigkeit bestimmt die Faktur des Satzes.

Werke Instrumentalmusik: Concerto für sieben Trompeten und Pauken, o.J.; Marsch für 4 Trompeten, o.J.; Minuetto für zwei Violinen, zwei Trompeten und Pauken, o.J.; Sei Sonate per il cembalo solo, D-Dl, o.J.; Schriften: Versuch einer Anleitung zur heroisch-musikalischen Trompeter- und Pauker-Kunst, zu mehrerer Aufnahme derselben historisch, theoretisch und praktisch beschrieben und mit Exempeln erläutert, Halle 1795 (ND Dresden 1911, Amsterdam 1966, New York 1966, Leipzig 1966, Michaelstein/Hofheim/Leipzig 1993).

Literatur A. Werner, Die Thüringer Musikerfamilie Altenburg, in: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft 7/1905/06, S. 119-124; ders., Musikpflege in Stadt und Kreis Bitterfeld, Bitterfeld 1931; ders., Johann Ernst A., der letzte Vertreter der heroischen Trompeter- und Paukerkunst, in: Zeitschrift für Musikwissenschaft 15/1932/33, S. 258-274; D. Altenburg, Untersuchungen zur Geschichte der Trompete im Zeitalter der Clarinblasekunst, 3 Bde., Regensburg 1973; T. Fuchs, Studien zur Musikpflege in der Stadt Weißenfels und am Hofe der Herzöge von Sachsen-Weißenfels, Lucca 1997. – DBA I, II, III; DBE 1, S. 97; GerberNTL 1, Sp. 77-80; MGG 1, Sp. 386-388; MGG2P 1, Sp. 544-546; NDB 1, S. 214.

Hans-Günter Ottenberg
29.5.2006


Empfohlene Zitierweise:
Hans-Günter Ottenberg, Artikel: Johann Ernst Altenburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/136 [Zugriff 28.12.2024].

Johann Ernst Altenburg



Werke Instrumentalmusik: Concerto für sieben Trompeten und Pauken, o.J.; Marsch für 4 Trompeten, o.J.; Minuetto für zwei Violinen, zwei Trompeten und Pauken, o.J.; Sei Sonate per il cembalo solo, D-Dl, o.J.; Schriften: Versuch einer Anleitung zur heroisch-musikalischen Trompeter- und Pauker-Kunst, zu mehrerer Aufnahme derselben historisch, theoretisch und praktisch beschrieben und mit Exempeln erläutert, Halle 1795 (ND Dresden 1911, Amsterdam 1966, New York 1966, Leipzig 1966, Michaelstein/Hofheim/Leipzig 1993).

Literatur A. Werner, Die Thüringer Musikerfamilie Altenburg, in: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft 7/1905/06, S. 119-124; ders., Musikpflege in Stadt und Kreis Bitterfeld, Bitterfeld 1931; ders., Johann Ernst A., der letzte Vertreter der heroischen Trompeter- und Paukerkunst, in: Zeitschrift für Musikwissenschaft 15/1932/33, S. 258-274; D. Altenburg, Untersuchungen zur Geschichte der Trompete im Zeitalter der Clarinblasekunst, 3 Bde., Regensburg 1973; T. Fuchs, Studien zur Musikpflege in der Stadt Weißenfels und am Hofe der Herzöge von Sachsen-Weißenfels, Lucca 1997. – DBA I, II, III; DBE 1, S. 97; GerberNTL 1, Sp. 77-80; MGG 1, Sp. 386-388; MGG2P 1, Sp. 544-546; NDB 1, S. 214.

Hans-Günter Ottenberg
29.5.2006


Empfohlene Zitierweise:
Hans-Günter Ottenberg, Artikel: Johann Ernst Altenburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/136 [Zugriff 28.12.2024].