Johann Caspar Haack

Für seine Truppe erwirkte der Prinzipal und Harlekin-Spieler H. Anfang des 18. Jahrhunderts die kursächsische und königlich polnische Schauspielkonzession. – Wie der gebürtige Dresdner vom Barbiergewerbe zu den wandernden Schauspieltruppen kam, ist nicht überliefert. Erst in der Elenson’schen Schauspielergesellschaft, die das hochfürstlich mecklenburgische Privileg inne hatte, trat H. Anfang des 18. Jahrhunderts als Harlekin-Spieler hervor. 1713 heiratete er die verwitwete Direktrice der Truppe, Sophie Julie Elenson, und vertrat das schon im Frühjahr 1713 per Interimsdekret geschützte Unternehmen zunächst abwechselnd mit seiner Frau und deren Schwager Johann Ferdinand Felix Elenson. Als die Haacks nach dem Tod von Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin am 31.7.1713 das mecklenburgische Spielprivileg einbüßten, visierten sie die sächsische Schauspielkonzession an, wobei ihnen zweifellos zugute kam, dass H. gebürtiger Dresdner war und die sächsischen Herrscher seit den Anfängen professioneller Schauspielkunst bevorzugt einheimische Bühnentalente privilegierten und förderten. Mit Blick auf die einträgliche Monopolstellung einer vom kursächsischen Landesherrn begünstigten Truppe ersuchte H. im Februar 1714 um die Erteilung des sächsischen Privilegs und bat v.a. um die Erlaubnis, während der Messen in Leipzig neben den seit 1692 ausdrücklich für die Messezeit bevorrechtigten Opernaufführungen 15 Komödien aufführen zu dürfen. Noch im selben Monat erhielt er den begehrten Schutzbrief. Das Spielpatent war aus wirtschaftlicher Sicht unentbehrlich für die Messezeiten. Bezogen zunächst regulär auf je 15 Aufführungstage, wurde es noch zu H.s Lebzeiten auf acht Tage vor und nach den Messen in Leipzig sowie „aller Orthen“ in Sachsen ausgedehnt. Ein entsprechendes Dekret des Oberhofmarschallamts reichte der Prinzipal 1721 zur Beglaubigung in Leipzig ein. Damit war Anfang der 1720er-Jahre für das kursächsische Schauspielwesen eine Rechtsform geschaffen, die für etwa ein halbes Jahrhundert Bestand haben sollte. Nach H.s Tod 1722 erbte seine Witwe durch Kabinettsbefehl das Privileg mit allen Rechten. – Aus dem Streit, der nach dem Tod der Prinzipalin 1726 um das kursächsisch-polnische Spielpatent einsetzte, ging das ambitionierte Ehepaar Friederike Caroline und Johann Neuber zunächst als Sieger hervor, ehe der Schwiegersohn von Sophie Julie Haack, Joseph Ferdinand Müller, am 8.9.1733 rückwirkend als der rechtmäßige Erbe des kursächsischen und polnischen Schauspielprivilegs anerkannt wurde.

Literatur M. Fürstenau, Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Dresden, Bd. 2, Dresden 1862 (Reprint 1979), S. 300f.; F. J. Freiherr v. Reden-Esbeck, Caroline Neuber und ihre Zeitgenossen, Leipzig 1881 (Reprint 1985), S. 52, 143f.; G. Wustmann, Zur Geschichte des Theaters in Leipzig 1665-1800, in: ders. (Hg.), Quellen zur Geschichte Leipzigs, Bd. 1, Leipzig 1889, S. 457-493; H. Asper, Spieltexte der Wanderbühne, Wien 1975; G. Hansen, Formen der Commedia dell’Arte in Deutschland, Emsdetten 1984, S. 201f.; B. Rudin, Zwischen den Messen in die Residenz, in: Kleine Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte 34/35/1988, S. 74-104.

Katy Schlegel
12.4.2012


Empfohlene Zitierweise:
Katy Schlegel, Artikel: Johann Caspar Haack,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22754 [Zugriff 16.4.2024].

Johann Caspar Haack



Literatur M. Fürstenau, Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Dresden, Bd. 2, Dresden 1862 (Reprint 1979), S. 300f.; F. J. Freiherr v. Reden-Esbeck, Caroline Neuber und ihre Zeitgenossen, Leipzig 1881 (Reprint 1985), S. 52, 143f.; G. Wustmann, Zur Geschichte des Theaters in Leipzig 1665-1800, in: ders. (Hg.), Quellen zur Geschichte Leipzigs, Bd. 1, Leipzig 1889, S. 457-493; H. Asper, Spieltexte der Wanderbühne, Wien 1975; G. Hansen, Formen der Commedia dell’Arte in Deutschland, Emsdetten 1984, S. 201f.; B. Rudin, Zwischen den Messen in die Residenz, in: Kleine Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte 34/35/1988, S. 74-104.

Katy Schlegel
12.4.2012


Empfohlene Zitierweise:
Katy Schlegel, Artikel: Johann Caspar Haack,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22754 [Zugriff 16.4.2024].