Jakob Hegner
H. trug wesentlich dazu bei, die Gartenstadt Hellerau bei Dresden auch als ein Zentrum der modernen Buchkunst zu etablieren. Darüber hinaus förderte er als Verleger ganz entscheidend die christliche Literatur des 20. Jahrhunderts. – H. entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie. Bereits als Schüler kam er in Kontakt mit der Literaturszene Wiens, eine Nachfolge im väterlichen Betrieb kam danach für ihn nicht in Frage. Seit 1899 lebte H. in Leipzig; aus dieser Zeit datieren eigene literarische Versuche. Während eines Aufenthalts in Berlin sammelte er erste verlegerische Erfahrungen, bevor er sich 1912 in Hellerau niederließ, von dessen einzigartiger intellektueller Atmosphäre er sich angezogen fühlte. Hier fand H. ein ideales Umfeld für seine Idee einer anspruchsvollen künstlerischen Gestaltung von Büchern verbunden mit höchster Qualität der handwerklichen Herstellung. Parallel zur Gründung des „Hellerauer Verlages Jakob Hegner“ wirkte H. auch als Übersetzer, insbesondere von Werken französischer Autoren wie
Paul Claudel oder
Georges Bernanos. – Infolge der Weltwirtschaftskrise musste H. seine unternehmerische Selbstständigkeit Anfang der 1930er-Jahre aufgeben, konnte aber unter dem Dach des Graphischen Großbetriebs Oscar Brandstetter in Leipzig weiter als Verleger wirken. Rückschauend beeindruckt der Mut, mit dem H. Autoren Publikationsmöglichkeiten bot, die aus einer christlichen Grundhaltung heraus ihre ablehnende Haltung gegenüber der NS-Ideologie zum Ausdruck brachten. Dies gilt z.B. für
Theodor Haecker,
Josef Pieper oder
Romano Guardini, die nach 1933 wie auch verschiedene andere Autoren H.s Repressionen des Regimes ausgesetzt waren. H.s Risikobereitschaft verdient umso mehr Respekt, als er sich in Anbetracht seines jüdischen Elternhauses ohnehin gefährdet sehen musste, unabhängig davon, dass er bereits 1919 zum Protestantismus und 1935 zum Katholizismus konvertierte. H. blieb stets seinem beruflichen Credo treu, wonach es Aufgabe des Verlegers sei, „metaphysische Unruhe zu schaffen.“ – Als H. Anfang 1936 aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen wurde, gab es für ihn in Deutschland keine berufliche Existenzgrundlage mehr. Daher ging er zunächst in seine Heimatstadt Wien zurück, musste jedoch nach der Besetzung Österreichs 1938 nach London fliehen. Nach schwierigen Exiljahren siedelte H. 1946 zuerst nach Basel und später nach Lugano über. In Deutschland wirkte er in München und Köln wieder als Verleger.
Quellen Auskunft C. Bodirsky.
Literatur H.-J- Sarfert, Metaphysischer Unruhestifter: Jakob H., in: Festschrift 90 Jahre Hellerau 1909-1999, Dresden 1999, S. 31-33; L. Dunsch, Jakob H.s Anfänge in Hellerau, in: Hellerau-Almanach 9/2003, S. 43-65 (P); L. Dunsch, Jakob H. und sein Verlag in Hellerau, in: Dresdner Hefte 76/2003, S. 60-68. – DBA II, III; DBE 4, S. 484; NDB 8, S. 234f.
Winfrid Halder
20.1.2010
Empfohlene Zitierweise:
Winfrid Halder, Artikel: Jakob Hegner,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18996 [Zugriff 22.12.2024].
Jakob Hegner
Quellen Auskunft C. Bodirsky.
Literatur H.-J- Sarfert, Metaphysischer Unruhestifter: Jakob H., in: Festschrift 90 Jahre Hellerau 1909-1999, Dresden 1999, S. 31-33; L. Dunsch, Jakob H.s Anfänge in Hellerau, in: Hellerau-Almanach 9/2003, S. 43-65 (P); L. Dunsch, Jakob H. und sein Verlag in Hellerau, in: Dresdner Hefte 76/2003, S. 60-68. – DBA II, III; DBE 4, S. 484; NDB 8, S. 234f.
Winfrid Halder
20.1.2010
Empfohlene Zitierweise:
Winfrid Halder, Artikel: Jakob Hegner,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18996 [Zugriff 22.12.2024].