Ilse Korn
Nach dem Besuch der Bürgerschule und der Höheren Mädchenschule in Dresden absolvierte K. 1925 bis 1927 eine Ausbildung zur wissenschaftlichen Diplombibliothekarin an der Deutschen Bibliothekarschule in Leipzig. Danach arbeitete sie als Volontärin in der Städtischen Bücherei und Lesehalle in Dresden, legte 1928 die Prüfung für den bibliothekarischen Dienst im volkstümlichen Büchereiwesen ab und übernahm im April desselben Jahrs die Leitung der Bücherei der Technischen Lehranstalten Dresden. Als Gegnerin des NS-Regimes wurde sie im März 1933 aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ wegen politischer „Unzuverlässigkeit“ (§ 10 Abs. 4) aus dem Bibliotheksdienst entlassen. Ab April 1933 war sie zunächst ehrenamtlich, später 1934 bis 1935 nebenberuflich im Buchhandel beschäftigt. 1934 holte sie Martin Bollert als Bibliothekarin an die Sächsische Landesbibliothek Dresden, die sie im August 1943 auf eigenen Wunsch wieder verließ. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, der wegen kommunistischer Betätigung und Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt war, wurde sie im Juni 1944 von der Gestapo in Untersuchungshaft genommen, aus der ihr am 14. Februar 1945 die Flucht gelang. Im Juni 1945 erhielt sie eine Anstellung beim Rat der Stadt Dresden und wirkte im Kulturamt mit vorbereitenden und organisatorischen Aufgaben am Wiederaufbau des öffentlichen Bibliothekswesens mit. Bereits im August desselben Jahrs wandte sie sich mit einer Denkschrift über das Volksbüchereiwesen der Stadt Dresden an die sächsische Landesregierung. In dieser schlug sie eine Umgestaltung des bisherigen Volksbüchereibetriebs vor. So forderte sie - neben dem raschen Wiederaufbau der Musikbibliothek und Fahrbücherei - die Einrichtung einer zentralen Kinder- und Jugendbücherei, von Klubhaus- und Gewerkschaftsbibliotheken sowie einer Aufsichtsstelle über das private Leihbüchereiwesen. Im September 1945 erfolgte ihre Berufung zur stellvertretenden Leiterin der Städtischen Bücherei Dresden sowie im April 1946 zur Referentin für das Volks- und Leihbüchereiwesen in Sachsen und zur Oberregierungsrätin bei der Landesverwaltung. Außerdem wurde sie Mitbegründerin und Redaktionsmitglied der Fachzeitschrift „Der Volksbibliothekar“. Vom 27. bis 28.11.1947 leitete K. die erste Büchereitagung in Leipzig. In einem Referat über „Zeitfragen der Volksbüchereiarbeit“ trat sie mit Nachdruck für eine Politisierung der Bibliothekare ein, indem sie deren politisches und gesellschaftliches Engagement einforderte. 1949 wurde sie zur Leiterin der Sächsischen Landesstelle für Büchereiwesen ernannt. K. gehörte zu den geistigen Urhebern des „Gesetzes zur Demokratisierung des Büchereiwesens“ in Sachsen, das u.a. den Ausbau des Bibliotheksnetzes und die Finanzierung und Verwaltung der öffentlichen Bibliotheken regelte. 1951 wechselte sie als Mitarbeiterin ins Ministerium für Volksbildung nach Berlin und befasste sich dort mit dem Aufbau und der Organisation des Kinderbibliothekswesens. Ein Jahr später schied sie aus persönlichen Gründen aus ihrem Amt aus und widmete sich freischaffend der Schriftstellerei. Zum Teil gemeinsam mit ihrem Mann verfasste sie zahlreiche sozialistisch geprägte Kinderbücher, von denen die DEFA zwei verfilmte. – K. erwarb sich Verdienste beim Aufbau und der Entwicklung des Bibliothekswesens der DDR, insbesondere durch ihre Initiative und Mitarbeit beim Entwurf des ersten Sächsischen Bibliotheksgesetzes vom 4.2.1949. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielten sie und ihr Mann 1964 für ihr literarisches Werk den Theodor-Fontane-Preis des Bezirks Potsdam.
Quellen Stadtarchiv Dresden, Dezernat Volksbildung.
Werke Volksbüchereiwesen der Stadt Dresden. Denkschrift, Dresden 1945 [Ms.]; Kulturarbeit auf dem Dorfe, in: Der Volksbibliothekar 1/1947, H. 3, S. 135-140; Organisationsformen der Dorfbücherei, in: ebd., H. 4, S. 214-216; Um ein kommendes Büchereigesetz, in: ebd., H. 5, S. 262-267; Begegnung mit Freunden, in: Der Bibliothekar 21/1967, H. 10, S. 1052-1057.
Literatur Personalia, in: Der Bibliothekar 26/1972, H. 4, S. 270; H. Müller-Muck, Dem Gedenken Ilse K.s, in: ebd. 30/1976, H. 7, S. 471f. (P); I. Naumann, Streifzug durch eine wechselvolle Geschichte - die Städtischen Bibliotheken und ihre Vorläufer, in: Stadttore zur Medienwelt, hrsg. von den Städtischen Bibliotheken Dresden, Altenburg 2006, S. 10-91. – DBA III; H. Rupp u.a. (Hg.), Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 9, Zürich u.a. 31984, S. 275.
Porträt Ilse K., um 1930, Fotografie, Familienbesitz (Bildquelle).
Christiane Schastok
16.9.2009
Empfohlene Zitierweise:
Christiane Schastok, Artikel: Ilse Korn,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9162 [Zugriff 22.11.2024].
Ilse Korn
Quellen Stadtarchiv Dresden, Dezernat Volksbildung.
Werke Volksbüchereiwesen der Stadt Dresden. Denkschrift, Dresden 1945 [Ms.]; Kulturarbeit auf dem Dorfe, in: Der Volksbibliothekar 1/1947, H. 3, S. 135-140; Organisationsformen der Dorfbücherei, in: ebd., H. 4, S. 214-216; Um ein kommendes Büchereigesetz, in: ebd., H. 5, S. 262-267; Begegnung mit Freunden, in: Der Bibliothekar 21/1967, H. 10, S. 1052-1057.
Literatur Personalia, in: Der Bibliothekar 26/1972, H. 4, S. 270; H. Müller-Muck, Dem Gedenken Ilse K.s, in: ebd. 30/1976, H. 7, S. 471f. (P); I. Naumann, Streifzug durch eine wechselvolle Geschichte - die Städtischen Bibliotheken und ihre Vorläufer, in: Stadttore zur Medienwelt, hrsg. von den Städtischen Bibliotheken Dresden, Altenburg 2006, S. 10-91. – DBA III; H. Rupp u.a. (Hg.), Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 9, Zürich u.a. 31984, S. 275.
Porträt Ilse K., um 1930, Fotografie, Familienbesitz (Bildquelle).
Christiane Schastok
16.9.2009
Empfohlene Zitierweise:
Christiane Schastok, Artikel: Ilse Korn,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9162 [Zugriff 22.11.2024].