Ida von Lüttichau

L. gehörte in der Zeit des Vormärz zu den einflussreichsten Persönlichkeiten des kulturellen Lebens in Sachsen. Erfolgreich setzte sie sich für die Berufung des Dichters Ludwig Tieck zum Dramaturgen am Dresdner Hoftheater ein und gehörte in der Folge zu seinem literarischen Kreis. L. tauschte sich kontinuierlich mit Künstlern, Wissenschaftlern und geistigen Größen ihrer Zeit aus, zu denen u.a. Carl Gustav Carus, Friedrich von Raumer, Sarah Austin, Eduard Devrient, Bernhard von Lindenau, Dorothea Tieck, Gottfried Semper, Richard Wagner, Felix Mendelssohn Bartholdy, Wolf Heinrich von Baudissin, Hans von Bülow, Carl Maria von Weber, Ida Hahn-Hahn, Karl Ferdinand Gutzkow und Johann Wilhelm Löbell gehörten. – L. unterstützte ihren Ehemann, den Generalintendanten und Hofmarschall Wolf Adolf August von Lüttichau, bei der Auswahl von Theaterstücken und der Anstellung neuer Mitglieder in der Kapelle und am Theater. Bedeutung erlangte sie auch als selbstbewusste, sensible Vermittlerin bei z.T. erheblichen Konflikten von Künstlerpersönlichkeiten untereinander sowie mit ihrem Ehemann. Wagner widmete L. seine 1843 in Dresden uraufgeführte Oper „Der Fliegende Holländer“ und Ernst Rietschel schuf eine Gips- sowie eine Marmorbüste von ihr. – Krankheitsbedingt zog L. sich immer wieder über Monate auf das Gut der Familie in Ulbersdorf bei Hohnstein zurück. Dort fand sie Ruhe zu literarischen, psychologischen und philosophisch-theologischen Studien. Sie hielt ihre Gedanken in Tagebüchern fest und führte umfangreiche Korrespondenzen in mehreren Sprachen. Trotz vieler entsprechender Bitten lehnte L. eigene Publikationen ab. Grund war eventuell die Sorge in Konkurrenz zur öffentlichen Position ihres Gatten zu treten, aber auch zunehmende Resignation, nachdem die Revolution von 1848/49 in Blutvergießen, Zerstörung, Parteiengerangel und neuen reaktionären Tendenzen endete. – Von den Zeitgenossen wurde L. offenbar vorbehaltlos verehrt. In späteren Publikationen wurde sie als bedeutende Repräsentantin der deutschen Romantik neben Rahel Varnhagen und Bettina von Arnim bezeichnet. In ihren erhalten gebliebenen Aufzeichnungen zeigen sich spirituelle und poetische Weisheit, besonnenes Nachdenken und Formulieren im Bemühen um Achtsamkeit und feinste Lebensregungen bei sich und anderen.

Quellen Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 96/4199-4218 Teilnachlass Ida von L.

Literatur E. Le Maistre, Ein Lebensbild, Dresden 1870 (P); O. Fiebiger, Ludwig Tieck und Ida von L. in ihren Briefen, Dresden 1937; F. Kummer, Dresden und seine Theaterwelt, Dresden 1938, S. 105 (P, Bildquelle); H. Kern, Vom Genius der Liebe. Frauenschicksale der Romantik, Leipzig 1939; U. Schmidt, Ida von L., Diplomarbeit Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden 1998 [Ms.]; M. W. Graf v. Lüttichau/P. Bern (Hg.), Wahrheit der Seele. Ida von L. (1798-1856), Leipzig 2010 (P), Ergänzungsband Berlin 2015.

Porträt Ida von L., E. Rietschel, 1857/58, Gips, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Skulpturensammlung; Ida von L., geb. von Knobelsdorff, anonym, Gemälde, Privatbesitz L. v. Pfuel, Jahnsfelde.

Mondrian Wolfgang Graf von Lüttichau
18.10.2017


Empfohlene Zitierweise:
Mondrian Wolfgang Graf von Lüttichau, Artikel: Ida von Lüttichau,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22849 [Zugriff 22.12.2024].

Ida von Lüttichau



Quellen Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 96/4199-4218 Teilnachlass Ida von L.

Literatur E. Le Maistre, Ein Lebensbild, Dresden 1870 (P); O. Fiebiger, Ludwig Tieck und Ida von L. in ihren Briefen, Dresden 1937; F. Kummer, Dresden und seine Theaterwelt, Dresden 1938, S. 105 (P, Bildquelle); H. Kern, Vom Genius der Liebe. Frauenschicksale der Romantik, Leipzig 1939; U. Schmidt, Ida von L., Diplomarbeit Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden 1998 [Ms.]; M. W. Graf v. Lüttichau/P. Bern (Hg.), Wahrheit der Seele. Ida von L. (1798-1856), Leipzig 2010 (P), Ergänzungsband Berlin 2015.

Porträt Ida von L., E. Rietschel, 1857/58, Gips, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Skulpturensammlung; Ida von L., geb. von Knobelsdorff, anonym, Gemälde, Privatbesitz L. v. Pfuel, Jahnsfelde.

Mondrian Wolfgang Graf von Lüttichau
18.10.2017


Empfohlene Zitierweise:
Mondrian Wolfgang Graf von Lüttichau, Artikel: Ida von Lüttichau,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22849 [Zugriff 22.12.2024].