Hermann Göhl

Nach dem Besuch der Volksschule in Mitteloderwitz absolvierte G. Ostern 1873 bis August 1874 das Landständische Seminar in Bautzen. Seine Reifeprüfung legte er am Gymnasium in Zittau ab. 1881 bis 1887 studierte er an der Universität Leipzig Neuere Sprachen und Theologie. 1887 fand G. eine Anstellung als „dirigierender Lehrer“ der Privatschule zu Alt- und Neu-Gersdorf. Neben seinen Verpflichtungen als Lehrer widmete er sich sprachwissenschaftlichen Studien. 1889 wurde er an der Universität Leipzig mit einer Arbeit über „Modi in den Werken W. v. Eschenbach“ zum Dr. phil. promoviert. – Am 28.9.1891 trat G. in den öffentlichen Schuldienst ein und wurde Lehrer und Schuldirektor in Glashütte. Ab März 1894 war G. fast vier Jahre Schuldirektor in Hartmannsdorf bei Frauenstein, dann Direktor der Knabenbürgerschule in Freiberg. Ostern 1901 übernahm er die Direktorenstelle der höheren Bürgerschule in Riesa, zwei Jahre später wurde er Bürger dieser Stadt. G. setzte sich für die verstärkte Einbeziehung der Naturwissenschaften in die Schulbildung ein und empfahl die Umwandlung der höheren Bürgerschule in ein Realprogymnasium. Im November 1901 genehmigte das Ministerium des Kultus und Öffentlichen Unterrichts diese Umbildung. G. wurde 1902 interimistischer Leiter und 1905 Direktor des Realprogymnasiums. Im Frühjahr 1907 wurde G. zum Professor berufen, im Sommer desselben Jahrs weilte er zu einem längeren Studienaufenthalt in Frankreich. Über ein Jahrzehnt wirkte G. als Direktor des Realprogymnasiums, 1917 wurde ihm der Titel Studienrat verliehen. Im Jahr darauf stimmte das Kultusministerium G.s Vorschlag der Umwandlung des Realprogymnasiums in eine Oberrealschule zu, was zum 1.4.1919 vollzogen wurde. Ende März 1919 wurde G. als Direktor des Realprogymnasiums Riesa verabschiedet. Ein fortan jährlich von der „Hermann-Göhl-Stiftung“ vergebenes Stipendium sollte den Namen des verdienstvollen Direktors dauerhaft mit der Geschichte dieser Bildungsanstalt verbinden. G. verließ Riesa und ging zurück nach Neugersdorf. – Seit seiner Jugend hatte G. sich mit Esperanto beschäftigt. Seine Begeisterung für diese künstliche Sprache als mögliches Verständigungsmittel aller Menschen und Völker der Welt fand Ausdruck in dem 1914 veröffentlichten Buch „Esperanto. Eine Kulturforderung und ihre Erfüllung“, das er im Auftrag des Deutsch-Akademischen Esperantobunds bearbeitet hatte. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand widmete sich G. wieder intensiv dem Esperanto. Als Vorsitzender der Ortsgruppe Neugersdorf des Deutschen Esperanto-Bunds unterstützte er auch die ostsächsischen Ortsgruppen der Arbeiter-Esperantisten. 1929 wurde G. zum Mitglied des in Paris ansässigen Lingva Komitato (Internationaler Sprachausschuss zur Kontrolle der Entwicklung des Esperanto) gewählt. Posthum erschien 1932 im Esperanto-Verlag Berlin G.s Werk „Ausführliche Sprachlehre des Esperanto. Lehr- und Nachschlagebuch für Fortgeschrittene“, das noch 1973 als eines der besten und detailliertesten deutschsprachigen Werke zur Grammatik des Esperanto eingeschätzt wurde.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv – Hauptstaatsarchiv Dresden, Ministerium für Volksbildung; Stadtarchiv Riesa, Melderegister, Rep. II.; Landratsamt Löbau, Urkundenstelle, Auskunft vom 11.11.1992; Stadtarchiv Freiberg, Auskunft vom 11.11.1992; Evangelisch-Lutherisches Pfarramt Niederoderwitz, Geburtenregister, Auskunft vom 13.11.1992.

Werke Modi in den Werken W. v. Eschenbach, Diss. Leipzig 1889; 60 Volksschulaufsätze als Ergebnis je 14tägiger Lese-, Rede-, Aufsatz-, Sprachlehr- und Rechtschreibübungen, Meißen 1893; mit T. Göhl, 60 Volksschulaufsätze als Ergebnis von Lese-, Rede-, Sprachlehr-, Rechtschreibungs- und Aufsatzübungen, Leipzig 1905; Das neue Gebäude des Realprogymnasiums mit Realschule zu Riesa und seine Einweihung am 8. November 1906, Riesa 1907; Esperanto, Leipzig 1914; Ausführliche Sprachlehre des Esperanto, Berlin 1932 (ND Berlin 1973).

Literatur H. Trenkler, Mitteilungen über die Lehrer und Schüler des Landständischen Seminars zu Bautzen von Oktober 1817 bis Oktober 1892, Bautzen 1892; Müglitztal-Nachrichten 17.3.1894, S. 1, 22.3.1894, S. 1; C. Melzer (Bearb.), Chronik von Neugersdorf, Neugersdorf 1903; Mitteilungen aus dem Realprogymnasium zu Riesa, Riesa 1903; Denkwürdigkeiten aus der Geschichte der Stadt Glashütte, Glashütte 1906; Oberlausitzer Dorfzeitung und Tageblatt 30.9.1925, 1. Beiblatt; Oberrealschule Riesa. Ostern 1916-Ostern 1926, Riesa 1926; W. Streit, Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens, Riesa 1927; Oberlausitzer Dorfzeitung und Tageblatt 4.6.1929, 1. Beiblatt; Prof. Dr. Hermann G. †, in: Oberlausitzer Dorfzeitung und Tageblatt 17.1.1931, 4. Beiblatt; A. Spitzer, Neugersdorf, Löbau 1986; C. Hermann, Der Pädagoge und Sprachwissenschaftler Gustav Hermann G., in: Neugersdorf. Beiträge zur Ortsgeschichte 9/1993, S. 27-32; ders., 1932 erschien G.s Esperanto-Sprachlehre, in: Dresdner Neueste Nachrichten 11.11.2002, S. 14.

Porträt Gustav Hermann G., Fotografie, 1928, Privatbesitz (Bildquelle).

Christian Hermann
31.3.2010


Empfohlene Zitierweise:
Christian Hermann, Artikel: Hermann Göhl,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/19443 [Zugriff 29.3.2024].

Hermann Göhl



Quellen Sächsisches Staatsarchiv – Hauptstaatsarchiv Dresden, Ministerium für Volksbildung; Stadtarchiv Riesa, Melderegister, Rep. II.; Landratsamt Löbau, Urkundenstelle, Auskunft vom 11.11.1992; Stadtarchiv Freiberg, Auskunft vom 11.11.1992; Evangelisch-Lutherisches Pfarramt Niederoderwitz, Geburtenregister, Auskunft vom 13.11.1992.

Werke Modi in den Werken W. v. Eschenbach, Diss. Leipzig 1889; 60 Volksschulaufsätze als Ergebnis je 14tägiger Lese-, Rede-, Aufsatz-, Sprachlehr- und Rechtschreibübungen, Meißen 1893; mit T. Göhl, 60 Volksschulaufsätze als Ergebnis von Lese-, Rede-, Sprachlehr-, Rechtschreibungs- und Aufsatzübungen, Leipzig 1905; Das neue Gebäude des Realprogymnasiums mit Realschule zu Riesa und seine Einweihung am 8. November 1906, Riesa 1907; Esperanto, Leipzig 1914; Ausführliche Sprachlehre des Esperanto, Berlin 1932 (ND Berlin 1973).

Literatur H. Trenkler, Mitteilungen über die Lehrer und Schüler des Landständischen Seminars zu Bautzen von Oktober 1817 bis Oktober 1892, Bautzen 1892; Müglitztal-Nachrichten 17.3.1894, S. 1, 22.3.1894, S. 1; C. Melzer (Bearb.), Chronik von Neugersdorf, Neugersdorf 1903; Mitteilungen aus dem Realprogymnasium zu Riesa, Riesa 1903; Denkwürdigkeiten aus der Geschichte der Stadt Glashütte, Glashütte 1906; Oberlausitzer Dorfzeitung und Tageblatt 30.9.1925, 1. Beiblatt; Oberrealschule Riesa. Ostern 1916-Ostern 1926, Riesa 1926; W. Streit, Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens, Riesa 1927; Oberlausitzer Dorfzeitung und Tageblatt 4.6.1929, 1. Beiblatt; Prof. Dr. Hermann G. †, in: Oberlausitzer Dorfzeitung und Tageblatt 17.1.1931, 4. Beiblatt; A. Spitzer, Neugersdorf, Löbau 1986; C. Hermann, Der Pädagoge und Sprachwissenschaftler Gustav Hermann G., in: Neugersdorf. Beiträge zur Ortsgeschichte 9/1993, S. 27-32; ders., 1932 erschien G.s Esperanto-Sprachlehre, in: Dresdner Neueste Nachrichten 11.11.2002, S. 14.

Porträt Gustav Hermann G., Fotografie, 1928, Privatbesitz (Bildquelle).

Christian Hermann
31.3.2010


Empfohlene Zitierweise:
Christian Hermann, Artikel: Hermann Göhl,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/19443 [Zugriff 29.3.2024].