Hermann Freye
F. erlangte als Historienmaler sowie als Professor an der Dresdner Kunstakademie Bedeutung. – F. studierte 1859 bis 1864 an der Königlich Sächsischen Kunstakademie Dresden, u.a. bei Friedrich Gonne, und setzte seine Ausbildung anschließend in dessen Privatatelier fort. Bereits die ersten großen Gemälde wie „
Konradin, dem letzten Hohenstaufen, und
Friedrich von Baden wird das Todesurteil verkündigt“ (1866) zeigen F.s historistisch-akademische Ausrichtung. Bis 1868 reiste er nach Belgien, Holland und Frankreich, wo er die dortige moderne Historienmalerei sowie bedeutende Künstler wie
Joseph van Lerius in Antwerpen (Belgien) oder
Léon Bonnat in Paris kennenlernte. Ab Ende der 1860er-Jahre arbeitete er auch einige Zeit als Genremaler. 1875 bis 1877 war F. an Gonnes Ausmalung des zweiten Semperschen Hoftheaters in Dresden (1870/71-1878) beteiligt. Danach widmete er sich ganz der religiösen Malerei. Sein Ölgemälde „Die Reue“ (1883) erfuhr durch einen Stich weite Verbreitung. Eine Studie für dieses Gemälde ist im Kupferstich-Kabinett Dresden erhalten. Auch mit seinem Gemälde „
Christus am Kreuze“ (1889) war F. erfolgreich. – Erst spät begann F. eine akademische Laufbahn. 1891 wurde er als Nachfolger von Gonne an die Kunstakademie Dresden berufen. Nachdem er zuerst als Leiter der Unterklasse fungierte, folgte 1893 seine Ernennung zum Professor. Ab 1896 war er für das Zeichnen nach „menschenanatomischem Unterricht“ zuständig. F. war Lehrer u.a. von
Johann Vincenz Cissarz und Otto Müller. – Als Maler religiöser Themen und von Historienbildern zählt F. thematisch und stilistisch zu den konservativeren Künstlern und Lehrern der Dresdner Akademie. Seine Verabschiedung in den Ruhestand am 1.5.1904 zeigt, dass F.s historistische Kunstauffassung und sein akademischer Lehrstil ab Mitte der 1890er-Jahre einer neuen Künstlergeneration weichen mussten, die der Reformbewegung und dem Impressionismus nahestanden. F.s Hauptwerke sind die Entwürfe im neogotischen Stil für die Fenster des Chors der evangelischen Stadtkirche Unser Lieben Frauen im nordsächsischen Dahlen (Staatsauftrag, ausgeführt von der Firma Anemüller Nachf.), meist bezeichnet als „Der triumphierende Christus“. Die im Dresdner Kupferstich-Kabinett aufbewahrten Entwürfe zeigen im Mittelfenster Christus zwischen zwei anbetenden Engeln, darunter
Abraham mit
Isaak,
Moses und
Elias. Auf den Seitenfenstern sind je sechs Apostel dargestellt. F. zeigt hier farbliche Frische, kombiniert mit einer detailliert-naturalistischen Darstellung der Figuren sowie der archäologisch exakten Wiedergabe der gotischen Filialen und des Gitterwerks.
Werke Konradin, dem letzten Hohenstaufen, und Friedrich von Baden wird das Todesurteil verkündigt, 1866; Der Abschiedsabend, 1869, Öl auf Leinwand; Die Reue, 1883, Öl auf Leinwand; Christus am Kreuze, 1889; Studie zum verlorenen Sohn, schwarze Kreide, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett; Bleistiftzeichnung einer Frau, im Hintergrund ein Mädchen; Entwürfe für die Glasfenster der Stadtkirche Dahlen, wohl vor 1895.
Literatur F. Jansa, Deutsche bildende Künstler in Wort und Bild, Leipzig 1912, S. 170; Dresden. Von der Königlichen Kunstakademie zur Hochschule für Bildende Künste (1764-1989), hrsg. von der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Dresden 1990, S. 181, 199, 201, 585, 650; B. Dalbajewa/U. Bischoff (Hg.), Die Brücke in Dresden 1905-1911, Köln 2001, S. 351. – DBA III; DBE 3, S. 438; Thieme/Becker, Bd. 12, Leipzig 1999, S. 445; Vollmer, Bd. 5, Leipzig 1999, S. 496; AKL, Bd. 44, München 2005, S. 537.
Gernot Klatte
11.9.2014
Empfohlene Zitierweise:
Gernot Klatte, Artikel: Hermann Freye,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1510 [Zugriff 2.11.2024].
Hermann Freye
Werke Konradin, dem letzten Hohenstaufen, und Friedrich von Baden wird das Todesurteil verkündigt, 1866; Der Abschiedsabend, 1869, Öl auf Leinwand; Die Reue, 1883, Öl auf Leinwand; Christus am Kreuze, 1889; Studie zum verlorenen Sohn, schwarze Kreide, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett; Bleistiftzeichnung einer Frau, im Hintergrund ein Mädchen; Entwürfe für die Glasfenster der Stadtkirche Dahlen, wohl vor 1895.
Literatur F. Jansa, Deutsche bildende Künstler in Wort und Bild, Leipzig 1912, S. 170; Dresden. Von der Königlichen Kunstakademie zur Hochschule für Bildende Künste (1764-1989), hrsg. von der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Dresden 1990, S. 181, 199, 201, 585, 650; B. Dalbajewa/U. Bischoff (Hg.), Die Brücke in Dresden 1905-1911, Köln 2001, S. 351. – DBA III; DBE 3, S. 438; Thieme/Becker, Bd. 12, Leipzig 1999, S. 445; Vollmer, Bd. 5, Leipzig 1999, S. 496; AKL, Bd. 44, München 2005, S. 537.
Gernot Klatte
11.9.2014
Empfohlene Zitierweise:
Gernot Klatte, Artikel: Hermann Freye,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1510 [Zugriff 2.11.2024].