Herbert Matzel

M. wuchs in einer politisch aktiven Familie auf, wurde Mitglied des Jungspartakusbunds sowie des Kommunistischen Jugendverbands Deutschland und betätigte sich nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am Widerstand in Leipzig. Aufgrund seiner Widerstandstätigkeit musste er im Frühjahr 1936 in die Tschechoslowakei emigrieren und hielt sich zeitweise im Lager Stodůlky bei Prag auf. Von dort aus versuchte er Ende desselben Jahrs nach Spanien zu gelangen, um in den Internationalen Brigaden an der Seite der regulären spanischen Regierung gegen den Putsch Francisco Francos zu kämpfen. M. konnte zwar die Grenze nach Österreich überqueren, wurde dort aber von der Polizei aufgegriffen, an Deutschland ausgeliefert und im KZ Dachau inhaftiert. Über diese Zeit liegen keine Dokumente vor, doch wurde er anscheinend schwer gefoltert, sodass er, als er nach zweieinhalb Jahren entlassen wurde, eine schwere, bleibende Sprachstörung hatte. Trotzdem wurde er noch im Jahr seiner Entlassung aus dem KZ zum Militär einberufen. Dort gehörte er nach dem Angriff auf Frankreich 1940 zur 3. Kompanie des Artillerieregiments 223 der Wehrmacht. Schnell fand er gute Beziehungen zu französischen Bürgern. Als Deutschland am 22.6.1941 die Sowjetunion überfiel, verließ er mithilfe seiner französischen Freunde seinen Truppenteil in Bordeaux (Frankreich). Letztere halfen ihm auch, nach Bellac (Frankreich) zu gelangen. Dort wurde M. unter falschem Namen in eine Arbeitskompanie für Ausländer eingereiht, in der sich auch einige internierte deutsche Spanienkämpfer befanden. 1942 gelang es ihm, in der Gegend von Saint-Martin-la-Méanne (Frankreich) Verbindung zu einer Widerstandsgruppe der französischen Résistance aufzunehmen. – Am 13.3.1943 wurde M. von Soldaten der Wehrmacht festgenommen. Bereits am 16.4. wurde er wegen Fahnenflucht zum Tod verurteilt. Dieses Urteil wurde vom Kommandanten von Groß-Paris, Generalleutnant Ernst Schaumburg, vier Tage später bestätigt und am darauffolgenden Tag wurde M. erschossen. – Im Leipziger Ortsteil Dölitz-Dösen sowie in der französischen Stadt Talange tragen Straßen M.s Namen.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, 20031 Polizeipräsidium Leipzig, Nr. 2317/134, 21690 SED, Sammlung Biografien, Nr. 904.

Literatur H. Beutel, Salut, camarade Herbert!, in: Leipziger Volkszeitung 29.12.1960; K. H. Jahnke, Entscheidungen, Frankfurt/Main 1970, S. 191; L. Kraushaar, Deutsche Widerstandskämpfer 1933-1945, Bd. 1, Berlin 1970, S. 625-627; K. H. Jahnke, Jungkommunisten im Widerstandskampf gegen den Hitlerfaschismus, Berlin 1977, S. 359.

Dieter Kürschner †
11.9.2012


Empfohlene Zitierweise:
Dieter Kürschner †, Artikel: Herbert Matzel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24107 [Zugriff 30.6.2024].

Herbert Matzel



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, 20031 Polizeipräsidium Leipzig, Nr. 2317/134, 21690 SED, Sammlung Biografien, Nr. 904.

Literatur H. Beutel, Salut, camarade Herbert!, in: Leipziger Volkszeitung 29.12.1960; K. H. Jahnke, Entscheidungen, Frankfurt/Main 1970, S. 191; L. Kraushaar, Deutsche Widerstandskämpfer 1933-1945, Bd. 1, Berlin 1970, S. 625-627; K. H. Jahnke, Jungkommunisten im Widerstandskampf gegen den Hitlerfaschismus, Berlin 1977, S. 359.

Dieter Kürschner †
11.9.2012


Empfohlene Zitierweise:
Dieter Kürschner †, Artikel: Herbert Matzel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24107 [Zugriff 30.6.2024].