Herbert Küas

Dem durch Kriegsdienst 1918 verspäteten Abitur und einigen Semestern Architekturstudium in München folgte ein längerer Aufenthalt in Italien, wo sich K. am Deutschen Archäologischen Institut in Rom als Werkstudent aufhielt und parallel die Bildhauerei erlernte. Seiner Rückkehr nach Leipzig folgte das Studium der Kunstgeschichte an der Universität, das er 1935 mit einer Dissertation über die Plastik im Meißner Dom abschloss. Nebenher hatte er 1932 das Werklehrer-Examen abgelegt. Er verdiente sich den Lebensunterhalt v.a. als freier Lektor für Verlage und erreichte vor 1939 und der Einberufung zum Militär einen ersten beruflichen Höhepunkt mit Publikationen über mittelalterliche Sakral- und Profanbauten sowie ihrer Plastik, insbesondere in Meißen und Naumburg. Nach Lazarettaufenthalten vom Militär entlassen, ergab sich 1943 eine Tätigkeit an der Universität Leipzig. Eigentlich Assistent am Psychologischen Institut, wie es sich von seinem Nebenfach, der Psychologie, her anbot, wurde er jedoch vorwiegend für Verwaltungsaufgaben zur Sicherung und dann Rückführung ausgelagerter Kunstschätze sowie zur Inventarisierung von Kriegsschäden eingesetzt. – Bei erster Gelegenheit kehrte K. 1946 in seine freiberufliche Tätigkeit zurück und übernahm von Leipzig aus ab 1949/50 Aufgaben beim Dresdner Institut (später Landesamt) für Denkmalpflege. Darüber hinaus widmete er sich der Baugeschichte und nachfolgend der Archäologie im Auftrag des damaligen Landesmuseums für Vorgeschichte in Dresden. Nach Voruntersuchungen an der Ruine der Leipziger Matthäikirche wurde K. 1950 zum Initiator der Leipziger Stadtkernforschung mit systematischen Grabungen, wie sie unter Leitung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität zunächst bis 1956 durchgeführt wurden. Dabei gelang der Nachweis einer Siedlungskontinuität ab der Jungsteinzeit und von Burg und Suburbium des 10./11. Jahrhunderts. Parallel dazu liefen Untersuchungen auch an Baugruben für Neubauten außerhalb des Altstadtrings, so etwa um 1960 bei der Restaurierung der Thomaskirche sowie im Bereich der Nikolaikirche. K. war es, der die bis um 1970 gewonnenen archäologischen Massenquellen auswertete. Niedergelegt sind die Ergebnisse hauptsächlich in seinem Band über die älteste Leipziger Stadtgeschichte (1976). Dieses opus magnum markiert mit weiteren monografischen Publikationen von 1968 und 1977 einen weiteren Höhepunkt seines akademischen Werks. Hervorzuheben ist ferner K.s Beteiligung an der Erforschung der Baugeschichte der Stiftskirche zu Wechselburg bei Rochlitz in den 1960er-Jahren, die Freilegung von Burg und Rotunde Wiprechts von Groitzsch (um 1100) und das Auffinden der bis dahin nicht lokalisierten Überreste des Klosters Pegau. Beteiligt war er an Grabungen auf dem Burgberg von Meißen. Weitere Studien galten u.a. den frühesten Siedlungsschichten von Taucha bei Leipzig, der Baugeschichte der Leipziger Moritzbastei und verschiedener Dorfkirchen in der Umgebung der Messestadt. Seine „stets rettende und forschende Tätigkeit“ (W. Coblenz, 1984) galt bis ins hohe Alter den herausragenden baulichen Leistungen in der Ära von Romanik und Gotik im sächsischen Raum.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, Nachlass K.; Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Stadtkernarchiv.

Werke Die Naumburger Werkstatt, Berlin 1937; Die Meisterwerke im Naumburger Dom, Leipzig 1938; Der Dom zu Meißen. Baukunst und Bildwerk, Leipzig 1939; Die Goldene Pforte zu Freiberg, Leipzig 1943; Das Sebaldusgrab zu Nürnberg, Leipzig 1965; mit H.-J. Krause, Die Stiftskirche zu Wechselburg, Teil 1: Ergebnisse der Grabungen und Bauuntersuchungen, Berlin 1968; Das alte Leipzig in archäologischer Sicht, Leipzig 1976; mit M. Kobuch, Rundkapellen des Wiprecht von Groitzsch, Leipzig 1977.

Literatur W. Coblenz, Herbert K. 1900-1983, in: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 27/28/1984, S. 7-12 (WV); H. Patze, Herbert K. zum Gedächtnis, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 120/1984, S. 497-503; H.-J. Vogt, Die Wiprechtsburg Groitzsch, Berlin 1987; M. Unger, Herbert K. Archäologe und Kunsthistoriker, in: W. Hocquel (Hg.), Archäologie und Architektur. Das frühe Leipzig, Leipzig 2003, S. 7-42; T. Westphalen, Die frühen Burgen Leipzigs, in: ebd., S. 43-50.

Porträt Fotografie Archiv M. Unger (Bildquelle).

Manfred Unger
15.4.2008


Empfohlene Zitierweise:
Manfred Unger, Artikel: Herbert Küas,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22856 [Zugriff 22.11.2024].

Herbert Küas



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, Nachlass K.; Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Stadtkernarchiv.

Werke Die Naumburger Werkstatt, Berlin 1937; Die Meisterwerke im Naumburger Dom, Leipzig 1938; Der Dom zu Meißen. Baukunst und Bildwerk, Leipzig 1939; Die Goldene Pforte zu Freiberg, Leipzig 1943; Das Sebaldusgrab zu Nürnberg, Leipzig 1965; mit H.-J. Krause, Die Stiftskirche zu Wechselburg, Teil 1: Ergebnisse der Grabungen und Bauuntersuchungen, Berlin 1968; Das alte Leipzig in archäologischer Sicht, Leipzig 1976; mit M. Kobuch, Rundkapellen des Wiprecht von Groitzsch, Leipzig 1977.

Literatur W. Coblenz, Herbert K. 1900-1983, in: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 27/28/1984, S. 7-12 (WV); H. Patze, Herbert K. zum Gedächtnis, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 120/1984, S. 497-503; H.-J. Vogt, Die Wiprechtsburg Groitzsch, Berlin 1987; M. Unger, Herbert K. Archäologe und Kunsthistoriker, in: W. Hocquel (Hg.), Archäologie und Architektur. Das frühe Leipzig, Leipzig 2003, S. 7-42; T. Westphalen, Die frühen Burgen Leipzigs, in: ebd., S. 43-50.

Porträt Fotografie Archiv M. Unger (Bildquelle).

Manfred Unger
15.4.2008


Empfohlene Zitierweise:
Manfred Unger, Artikel: Herbert Küas,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22856 [Zugriff 22.11.2024].