Herbert Gute

G. besuchte in Dresden die Dreikönigschule, ein Reformrealgymnasium, das er vorzeitig verließ. 1922 begann er eine Lehre als Zimmermann und ging im darauffolgenden Jahr für ein Semester an die Sächsische Staatsbauschule. Ab 1924 studierte er in Dresden an der Staatlichen Akademie für Kunstgewerbe, weilte zu einem kurzen Studienaufenthalt in Wien und arbeitete ab 1925 zumeist als freischaffender Gebrauchsgrafiker. In der Arbeiterpresse schrieb er gelegentlich unter dem Pseudonym „Schlumske“. – Politisch war G. seit jungen Jahren aktiv. Mitglied der Kommunistischen Jugend Deutschlands wurde er 1921, 1928 trat er der KPD bei. Bis 1930 arbeitete er in der Agitprop-Abteilung des KPD-Unterbezirks Dresden, danach in der Agitprop-Abteilung der KPD-Bezirksleitung Sachsen. G. war 1929 Mitbegründer und bis 1931 Vorsitzender des Ortsverbands Dresden der Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands, dann Mitglied der Reichsleitung und ab 1932 Vorsitzender des Bunds sozialistischer Geistesarbeiter. Er baute 1930 in Dresden die Marxistische Arbeiterschule mit auf und leitete sie bis 1933. – In der Zeit des Nationalsozialismus war G. für die KPD tätig und deswegen von 1941 bis Mai 1945 inhaftiert. Nach der Zerstörung Dresdens im Februar 1945, die er als Häftling im Polizeigefängnis Dresden erlebte, kam er in das „Arbeitserziehungslager“ Radeberg und von dort in das KZ Buchenwald. Im Juni 1945 kehrte G. nach Dresden zurück, baute die Abteilung Agitation/Propaganda der KPD-Bezirksleitung Dresden auf und leitete ab Herbst das Referat Kunst und Literatur dieser Abteilung. Gleichzeitig wirkte er an der Schaffung des innerparteilichen Schulungssystems mit und unterrichtete an der Landesparteischule der KPD Ottendorf. Ende 1945 übernahm er als Ministerialdirektor Aufgaben in der Landesverwaltung Sachsen und ab Dezember 1946 bis März 1948 in der Landesregierung Sachsen, zeitweise war er Leiter für Volksbildung und Abteilungsleiter für Kunst und Literatur. Zugleich wirkte er als Gastdozent am Kulturwissenschaftlichen Institut der Technischen Hochschule und an der Kunstakademie Dresden. Auf Beschluss des Zentralvorstands der SED wurde er ab April 1948 stellvertretender Hauptabteilungsleiter in der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung in Berlin und war anschließend zwei Jahre als Professor stellvertretender Direktor der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin-Weißensee. Nach kurzer Zeit als Cheflektor des Verlags Tribüne lehrte er 1951 bis 1958 an der Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Kunsterziehung) und wurde am 1.9.1958 Prodekan der Pädagogischen Fakultät. – Neben seiner beruflichen Tätigkeit hatte G. sowohl in der Partei als auch in gesellschaftlichen Organisationen stets ehrenamtliche Funktionen inne, beispielsweise als Mitglied der Landesleitung Sachsen der KPD/SED und des Kulturbunds zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, 1. Vorsitzender der Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion (später Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft) im Land Sachsen (bis 1948), Generalsekretär im Verband Bildender Künstler (bis 1953), Mitglied des wissenschaftlichen Beirats für die Fachrichtung Kunsterziehung beim Staatssekretariat für Hochschulwesen (1952-1958) und Stellvertretender Vorsitzender der Kommission für weltanschauliche Propaganda beim Zentralkomitee der SED (1957). – Im Herbst 1958 schickte das Zentralkomitee der SED G. nach Dresden, nachdem Oberbürgermeister Walter Weidauer auf Vorschlag der SED-Bezirksleitung Vorsitzender des Rats des Bezirks Dresden geworden war. Am 3.12.1958 wählten die Stadtverordneten G. zum Oberbürgermeister von Dresden, zugleich wurde er Mitglied der SED-Stadt- und Bezirksleitung Dresden. Im kommunalpolitischen Alltag oblagen G. u.a. die Vorbereitung und Teilnahme an Sitzungen des Rats der Stadt und der Stadtverordneten, Sprechstunden für die Bevölkerung sowie Repräsentationspflichten. Ein Höhepunkt in seiner Amtszeit war die Leitung der DDR-Delegation zum 5. Weltkongress gegen die Atom- und Wasserstoffbomben in Hiroshima im August 1959. Zu G.s Aufgaben als Oberbürgermeister gehörte auch die Klärung ökonomischer Probleme, insbesondere im Zusammenhang mit der „sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft“. Die großen Schwierigkeiten in der Wirtschaft, im Gesundheitswesen und bei der Versorgung der Bevölkerung versuchte G. entsprechend der Beschlüsse von Partei und Regierung zu bewältigen, doch schon bald warfen ihm SED-Stadt- und SED-Bezirksleitung „individualistischen Arbeitsstil“, „opportunistische Auffassungen“ in kulturpolitischen Fragen und „einseitige Verbindung“ nur zu bestimmten Kreisen der Intelligenz vor. Dem begegnete G., geleitet von Parteidisziplin, mit der üblicherweise erwarteten Selbstkritik. In G.s zweitem Amtsjahr schränkten schwere gesundheitliche Probleme seine Leistungsfähigkeit ein und bedingten eine längere Abwesenheit vom Amt. Deshalb beantragte die SED-Stadtleitung im August 1960 bei der SED-Bezirksleitung die Ablösung G.s als Oberbürgermeister der Stadt Dresden, die dann auf Beschluss des Sekretariats des Zentralkomitees der SED vom 17.5.1961 in der Stadtverordnetenversammlung am 14.6.1961 erfolgte. Daraufhin wurde G. ab 1.10.1961 als Direktor des VEB DEFA-Studio für Trickfilme in Dresden eingesetzt. Nach seiner Invalidisierung 1962 betätigte er sich als Schriftsteller und wurde Mitglied im Bezirksverband Dresden des Deutschen Schriftstellerverbands der DDR. Für seine Verdienste erhielt G. u.a. den Vaterländischen Verdienstorden in Silber (1958 und 1970), den Orden Banner der Arbeit (1965) und den FDGB-Kunstpreis (1971).

Quellen Bundesarchiv Berlin, Sekretariat des ZK der SED; Humboldt-Universität zu Berlin, Archiv, Personalakte G.; Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Nachlass G.; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, SED-Bezirksleitung Dresden; Stadtarchiv Dresden, Stadtverordnetenversammlung und Rat der Stadt 1953-1990.

Werke A. Th. Steinlens Vermächtnis, Berlin 1954; Die wiedererstandene Kunststadt Dresden, in: Stadt und Gemeinde 10/1959, S. 20f.; Von Neujahr bis Sylvester, Rudolstadt 1959; Zum Wirken der Dresdner „ASSO“, in: Bildende Kunst 10/1967, S. 513-516; Partisanen ohne Gewehre, Berlin 1970; Dora und Diogenes, hrsg. von H. Schöbel, Berlin 1980.

Literatur Kunst im Aufbruch. Dresden 1918-1933, Dresden 1980, S. 265f.; M. Schmeitzner, Schulen der Diktatur, Dresden 2001, S. 28; C. Hermann, Oberbürgermeister der Stadt Dresden Herbert G., Gerhard Schill, Wolfgang Berghofer, in: Dresdner Geschichtsbuch, hrsg. vom Stadtmuseum Dresden, Bd. 10, Altenburg 2004, S. 201-224 (P). – DBA II, III; Leseprobe. Schriftsteller des Bezirkes Dresden, hrsg. vom Rat des Bezirkes Dresden und Schriftstellerverband der DDR, Bezirk Dresden, Dresden 1974, S. 73; G. Albrecht u.a., Schriftsteller der DDR, Leipzig 1975, S. 181f.; M. Broszat/H. Weber (Hg.), Das SBZ-Handbuch, München 1990, S. 918; G. Baumgartner/D. Hebig (Hg.), Biographisches Handbuch der SBZ/DDR 1945-1990, Bd. 1, München 1996, S. 262; H. Müller-Enbergs/J. Wielgohs/D. Hoffmann (Hg.), Wer war wer in der DDR, Berlin 2000, S. 295.

Porträt Fotografie, Stadtmuseum Dresden; C. Querner, Ölgemälde (Ausschnitt), 1965, Städtische Galerie Dresden; Porträt Herbert G. während einer Ansprache 1958, Album von Herbert Gute, Oberbürgermeister von Dresden 1958-1961, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Christel Hermann
2.5.2011


Empfohlene Zitierweise:
Christel Hermann, Artikel: Herbert Gute,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/8941 [Zugriff 21.11.2024].

Herbert Gute



Quellen Bundesarchiv Berlin, Sekretariat des ZK der SED; Humboldt-Universität zu Berlin, Archiv, Personalakte G.; Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Nachlass G.; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, SED-Bezirksleitung Dresden; Stadtarchiv Dresden, Stadtverordnetenversammlung und Rat der Stadt 1953-1990.

Werke A. Th. Steinlens Vermächtnis, Berlin 1954; Die wiedererstandene Kunststadt Dresden, in: Stadt und Gemeinde 10/1959, S. 20f.; Von Neujahr bis Sylvester, Rudolstadt 1959; Zum Wirken der Dresdner „ASSO“, in: Bildende Kunst 10/1967, S. 513-516; Partisanen ohne Gewehre, Berlin 1970; Dora und Diogenes, hrsg. von H. Schöbel, Berlin 1980.

Literatur Kunst im Aufbruch. Dresden 1918-1933, Dresden 1980, S. 265f.; M. Schmeitzner, Schulen der Diktatur, Dresden 2001, S. 28; C. Hermann, Oberbürgermeister der Stadt Dresden Herbert G., Gerhard Schill, Wolfgang Berghofer, in: Dresdner Geschichtsbuch, hrsg. vom Stadtmuseum Dresden, Bd. 10, Altenburg 2004, S. 201-224 (P). – DBA II, III; Leseprobe. Schriftsteller des Bezirkes Dresden, hrsg. vom Rat des Bezirkes Dresden und Schriftstellerverband der DDR, Bezirk Dresden, Dresden 1974, S. 73; G. Albrecht u.a., Schriftsteller der DDR, Leipzig 1975, S. 181f.; M. Broszat/H. Weber (Hg.), Das SBZ-Handbuch, München 1990, S. 918; G. Baumgartner/D. Hebig (Hg.), Biographisches Handbuch der SBZ/DDR 1945-1990, Bd. 1, München 1996, S. 262; H. Müller-Enbergs/J. Wielgohs/D. Hoffmann (Hg.), Wer war wer in der DDR, Berlin 2000, S. 295.

Porträt Fotografie, Stadtmuseum Dresden; C. Querner, Ölgemälde (Ausschnitt), 1965, Städtische Galerie Dresden; Porträt Herbert G. während einer Ansprache 1958, Album von Herbert Gute, Oberbürgermeister von Dresden 1958-1961, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Christel Hermann
2.5.2011


Empfohlene Zitierweise:
Christel Hermann, Artikel: Herbert Gute,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/8941 [Zugriff 21.11.2024].