Henry Lange
Nach Besuch des Gymnasiums in Stettin trat L. 1839 in die gerade gegründete Geographische Kunstschule von
Heinrich Berghaus in Potsdam ein. L. begann diese Ausbildung zusammen mit seinem Freund
August Petermann, der später durch seine „Mittheilungen aus Justus Perthes’ geographischer Anstalt“ bekannt wurde. Nach Mitarbeit an dem von Berghaus herausgegebenen „Physikalischen Atlas“ schuf L. seine erste eigene Karte (Sailing Directory of the Strait of Le Maire ..., 1841), publizierte sie aber noch unter dem Namen seines Lehrers. 1844 lud ihn der schottische Geograf
Alexander Keith Johnston nach Edinburg ein, wo er, wie seit 1845 auch Petermann, an einer englischen Ausgabe des „Physikalischen Atlas“ (1848) mitarbeitete. Nach seiner Rückkehr nach Berlin entwarf er seit 1847 als selbstständiger Kartograf eine Reihe von Karten für Publikationen namhafter Wissenschaftler wie
Alexander von Humboldt,
Carl Ritter,
Leopold von Buch und
Wilhelm Dove. Schließlich kam L. zu Friedrich Arnold Brockhaus nach Leipzig und übernahm 1855 in dieser Verlagsfirma die Leitung der neu gegründeten geografisch-artistischen Abteilung, was sich als besonders fruchtbare Tätigkeit erwies. Zu den bekanntesten seiner zahlreichen Werke gehörte 1856 eine Karte der Kaukasusländer. 1857 bis 1860 entstand der „Reiseatlas von Deutschland“ aus 58 Karten mit Stadtplänen und Routenkarten und 1859 brachte er eine „Land- und Seekarte des Mittelländischen Meeres und seiner angrenzenden Länder aus zehn Karten“ sowie 1860 den „Atlas von Sachsen“ aus zwölf Karten mit umfangreichen Erläuterungstexten heraus. Weitere Produkte der Zusammenarbeit mit Brockhaus waren 1860 ein Bibelatlas, 1861 drei Schulkarten des Königreichs Sachsen und 1863 ein Handatlas über alle Teile der Erde. – Nachdem er seinen Vertrag bei Brockhaus 1860 gelöst hatte, war er in Leipzig wieder als selbstständiger Kartograf und daneben als Privatgelehrter tätig. Mit
Vincenz Ferrerius Klun, der 1857 die Professur für Geografie und Statistik an der Handelsakademie in Wien erhalten hatte, erstellte er einen „Atlas zur Industrie- und Handelsgeographie“ (1860), weiterhin eine „Eisenbahnkarte für Europa“ (1863) und eine „Illustrierte Geographie für Schule und Haus“ mit einem Atlas aus 58 Karten (1866). Daneben lieferte er einzelne Karten für Werke wie
Wilhelm Onckens 44-bändige „Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen“ (1877-1893). In Leipzig war er darüber hinaus an der Gründung des Vereins für Erdkunde (1861) und der dortigen Carl-Ritter-Stiftung (ebenfalls 1861) beteiligt, die wie die Berliner Stiftung gleichen Namens seit 1860 geografische Reisen und Arbeiten förderten. Zu dieser Zeit entwickelte er großes Interesse für die deutsche Afrikaforschung und engagierte sich später literarisch-agitatorisch in Berlin besonders für die deutsche Nordpolarforschung und die Kolonisation in Südbrasilien - eine Tätigkeit, die ihm wegen seiner zu wenig kritischen Darstellung der rechtlichen Verhältnisse Brasiliens den Widerspruch und Anfeindungen der Ansiedlungsgegner eintrug. 1868 wurde L. zum Inspektor der Plankammer des Preußischen Statistischen Büros berufen und übte diese Tätigkeit bis zu seinem Tod aus. Er war überdies Mitarbeiter zahlreicher Zeitungen und Zeitschriften, u.a. der Leipziger Illustrierten Zeitung, der Leipziger und Vossischen Zeitung, der Deutschen Allgemeinen Zeitung, von Westermanns Monatsheften und den von Petermann herausgegebenen „Mittheilungen“, wobei zu seinen Hauptthemen die Biografien außergewöhnlicher Reisender gehörten. –
Mit seinen klaren, übersichtlichen Kartendarstellungen und seinen erschwinglichen Editionen wurde er zum Pionier auf dem Gebiet des Schulkartenwesens. Bis zu seinem Tod wurden zweieinhalb Millionen Exemplare seines Kartenwerks verkauft. Insbesondere mit dem beim Verlag Georg Westermann in Braunschweig 1871 erschienenen „Neuen Volksschul-Atlas“ setzte er völlig neue Maßstäbe in der Schulgeografie.
Werke Henry Lange’s Atlas von Sachsen, Leipzig 1860; Handatlas über alle Teile der Erde, 1863; Illustrierte Geographie für Schule und Haus, Stuttgart 1866; Neuer Volksschul-Atlas, Braunschweig 1871, 1. von 250 Aufl.; Südbrasilien, Berlin 1882; Erdglobus von 36 cm Durchmesser, 1886.
Literatur Leipziger Illustrierte Zeitung 101/1893, S. 323 (Bildquelle); R. Jannasch, Ein Erinnerungsblatt für Dr. Henry L., in: Export 1894, S. 505f.; W. Wolkenhauer, Professor Dr. Henry L. und seine Schulatlanten, in: Zeitschrift für Schul-Geographie 15/1894, S. 40-43; ders., Geographische Nekrologie für 1893-95: L., Professor Dr. Henry, in: Geographisches Jahrbuch 19/1896, S. 376. – ADB 51, S. 556-558, DBA III; DBE 6, S. 233; NDB 13, S. 560f.
Heinrich Kaak
1.7.2009
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Kaak, Artikel: Henry Lange,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2619 [Zugriff 22.11.2024].
Henry Lange
Werke Henry Lange’s Atlas von Sachsen, Leipzig 1860; Handatlas über alle Teile der Erde, 1863; Illustrierte Geographie für Schule und Haus, Stuttgart 1866; Neuer Volksschul-Atlas, Braunschweig 1871, 1. von 250 Aufl.; Südbrasilien, Berlin 1882; Erdglobus von 36 cm Durchmesser, 1886.
Literatur Leipziger Illustrierte Zeitung 101/1893, S. 323 (Bildquelle); R. Jannasch, Ein Erinnerungsblatt für Dr. Henry L., in: Export 1894, S. 505f.; W. Wolkenhauer, Professor Dr. Henry L. und seine Schulatlanten, in: Zeitschrift für Schul-Geographie 15/1894, S. 40-43; ders., Geographische Nekrologie für 1893-95: L., Professor Dr. Henry, in: Geographisches Jahrbuch 19/1896, S. 376. – ADB 51, S. 556-558, DBA III; DBE 6, S. 233; NDB 13, S. 560f.
Heinrich Kaak
1.7.2009
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Kaak, Artikel: Henry Lange,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2619 [Zugriff 22.11.2024].