Heinrich von Welck

W.s Leben war geprägt von einer tief im evangelisch-lutherischen Glauben verwurzelten Religiosität und einem daraus erwachsenden jahrelangen sozialen Engagement, das in der Gründung des Landesvereins für Innere Mission mündete. – Nach dem Abitur auf der Fürstenschule St. Afra in Meißen studierte W. ab 1847 Rechtswissenschaften an den Universitäten Leipzig und Bonn. 1849 trat er in die sächsische Armee ein, nahm aber wegen eines unheilbaren Gehörleidens 1854 seinen Abschied. Hiernach erwarb er 1855 das Rittergut Liebau im Vogtland, das er fortan bewirtschaftete. Dies gab er auf, als sein Vater 1862 von Riesa nach Dresden zog und W. die Bewirtschaftung des dortigen Ritterguts übernehmen musste. Das tat er bis 1874, als er das Gut wegen nicht zu überbrückender Konflikte mit der Stadtverwaltung Riesa und mit seiner Kirchengemeinde an die Stadt verkaufte. – W.s bleibendes Verdienst für Sachsen ist die Gründung der Inneren Mission innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen. Aus tiefster religiöser Überzeugung und beeinflusst von Johann Hinrich Wichern, dem „Gründungsvater“ der Inneren Mission in ganz Deutschland, ließ W. 1852 auf seinem Grundbesitz zunächst ein sog. Rettungshaus für Kinder aus sozial schwachen Arbeiterfamilien der aufstrebenden Industriestadt Riesa errichten. Im September 1867 gründete er schließlich zusammen mit einigen Gleichgesinnten den Landesverein für die Innere Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Königreich Sachsen, dessen erster Vorsitzender er wurde. Diese Funktion übte er zehn Jahre lang aus und war damit maßgeblich für den Aufbau einer großen, landesweit agierenden Wohlfahrtseinrichtung verantwortlich, die heute noch existiert und unter dem Namen Diakonisches Werk Sachsen mehr als 600 soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, Wohnheime für behinderte Kinder oder Kindertagesstätten betreibt. – Nach dem Verkauf des Ritterguts Riesa an die Stadt zog sich W. nach Oberlößnitz zurück, blieb aber seinem Lebenswerk der Inneren Mission als Ehrenvorsitzender eng verbunden. Außerdem widmete er sich intensiven theologisch-historischen Forschungsarbeiten, deren Ergebnisse er 1900 in einem Buch über die Rolle des sächsischen Herzogs Georg (des Bärtigen) während der macht- und religionspolitischen Auseinandersetzungen zur Zeit der Reformation publizierte.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 12633 Familiennachlass Freiherren von Welck (D); Stadtarchiv Dresden, 6.4.25 Standesamt/Urkundenstelle, 1.3.2-9 Standesamt I, Personenstandsbuch, Eheregister 1880, Nr. 233 (ancestry.de), 1.3.2-52 Standesamt I, Personenstandbuch, Eheregister 1898, Nr. 1190 (ancestry.de).

Werke Georg der Bärtige, Herzog von Sachsen. Sein Leben und Wirken, Braunschweig 1900 (ND Dresden 2014).

Literatur Peter Hickmann, Zum Gedenken des Herrn Heinrich Freiherrn von W., in: Bausteine. Monatsblatt für Innere Mission 41/1909, Nr. 488, S. 18f.; Alfred Freiherr von Welck, Lebensbilder, Bonn/Bad Godesberg 21992; Bettina Westfeld, Innere Mission und Diakonie in Sachsen 1867-2017, Leipzig 2017; Stephan Freiherr von Welck, Die Familie der Freiherren von Welck in Riesa, in: Sächsische Heimatblätter 65/2019, H. 3, S. 247-251.

Porträt Curt Heinrich von W., Max Nonnenbruch, 1897, Öl auf Leinwand, Privatbesitz.

Stephan Freiherr von Welck
3.11.2021


Empfohlene Zitierweise:
Stephan Freiherr von Welck, Artikel: Heinrich von Welck,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29207 [Zugriff 2.11.2024].

Heinrich von Welck



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 12633 Familiennachlass Freiherren von Welck (D); Stadtarchiv Dresden, 6.4.25 Standesamt/Urkundenstelle, 1.3.2-9 Standesamt I, Personenstandsbuch, Eheregister 1880, Nr. 233 (ancestry.de), 1.3.2-52 Standesamt I, Personenstandbuch, Eheregister 1898, Nr. 1190 (ancestry.de).

Werke Georg der Bärtige, Herzog von Sachsen. Sein Leben und Wirken, Braunschweig 1900 (ND Dresden 2014).

Literatur Peter Hickmann, Zum Gedenken des Herrn Heinrich Freiherrn von W., in: Bausteine. Monatsblatt für Innere Mission 41/1909, Nr. 488, S. 18f.; Alfred Freiherr von Welck, Lebensbilder, Bonn/Bad Godesberg 21992; Bettina Westfeld, Innere Mission und Diakonie in Sachsen 1867-2017, Leipzig 2017; Stephan Freiherr von Welck, Die Familie der Freiherren von Welck in Riesa, in: Sächsische Heimatblätter 65/2019, H. 3, S. 247-251.

Porträt Curt Heinrich von W., Max Nonnenbruch, 1897, Öl auf Leinwand, Privatbesitz.

Stephan Freiherr von Welck
3.11.2021


Empfohlene Zitierweise:
Stephan Freiherr von Welck, Artikel: Heinrich von Welck,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29207 [Zugriff 2.11.2024].