Heinrich Wieynk
W. leitete ab 1914 bis zu seinem Tod 1931 die Staatliche Kunstgewerbebibliothek in Dresden und lehrte als Professor die Fächer Schrift und Buchkunst an der Staatlichen Akademie für Kunstgewerbe in Dresden. – Als Schüler
Emil Doeplers absolvierte W. zwischen 1894 und 1896 eine Ausbildung zum Musterzeichner an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums in Berlin und arbeitete danach zunächst als Schriftkünstler bis zur Jahrhundertwende im Ausland, u.a. in Paris. 1901 trat er unter Geheimrat
Peter Jessen in die Dienste der Bibliothek des Berliner Kunstgewerbemuseums, wo er seine bibliothekarische Ausbildung erhielt. Ab 1910 unterrichtete er zusätzlich an der Städtischen Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Charlottenburg. Auf Vorschlag William Lossows erfolgte am 1.4.1914 seine Berufung zum Vorstand der Staatlichen Kunstgewerbebibliothek Dresden, wo er die Nachfolge von Hofrat
Emil Kumsch antrat. Zudem wurde er zum Professor für Schrift und Buchkunst an der Staatlichen Akademie für Kunstgewerbe in Dresden ernannt. In seinem künstlerischen Arbeitsfeld gehörte er zu den Pionieren moderner Schriftkunst. Er entwarf zahlreiche Drucktypen und gestaltete Bücher und Plakate. Nach seinen Entwürfen wurde Dresdner und Freitaler Notgeld gedruckt, für den Dresdner Anzeiger gestaltete er den Kopf der Beilage „Heim und Welt“. Zudem veröffentlichte W., der als gründlicher Kenner des Schrift- und Buchwesens sowie der Buchausstattung galt, zahlreiche Lehrbücher und Übungshefte zur modernen Schriftgestaltung. W. war in zahlreichen Vereinen und Verbänden aktiv, so u.a. im Verein Deutscher Buchgewerbe-Künstler, dem Sächsischen Künstlerrat und dem Verein der deutschen wissenschaftlichen Beamten. – W.s Verdienste für die Dresdner Kunstgewerbebibliothek lagen v.a. im organisatorischen Ausbau der Institution. Trotz der Schwierigkeiten des Ersten Weltkriegs und der Nachkriegsjahre gelang es ihm, die Dresdner Kunstgewerbebibliothek als die nach Berlin zweitwichtigste Institution dieser Art in Deutschland zu etablieren. Die Bibliothek sollte nicht nur objektiven Überblick über den Stand werkkünstlerischer Entwicklung geben, sondern auch Material für künstlerische Berufsarbeit und allgemeine Geschmacksbildung bereitstellen. W. sah die Bibliothek so in einer Grenzstellung zwischen wissenschaftlicher und populärer Nutzung. Bleibende Leistungen waren die Errichtung eines alphabetischen Zettelkatalogs, der Mitte der 1920er-Jahre fertiggestellt wurde, und eines systematischen Fachkatalogs, der jedoch erst nach dem Tod W.s 1934 den Nutzern übergeben werden konnte. Nach längerer Krankheit verstarb W. im Alter von 56 Jahren in Bad Saarow.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11125 Ministerium des Kultus und Öffentlichen Unterrichts 1576-1945; Hochschule für Bildende Künste Dresden, Hochschularchiv, Personalakte W.
Werke Alphabete für die Praxis, Plauen [1922]; Arbeitsbericht der Kunstgewerbe-Bibliothek, in: Die Staatliche Akademie für Kunstgewerbe Dresden. Bericht über die Jahre 1914-1925, Dresden 1925, S. 39-48; Neueste Wege der Typographie, in: Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik 63/1926, S. 373-382; Die graphischen Techniken und ihre Druckverfahren, Dresden 1927; Thesen zur neuen Typographie, Dresden 1927; Zeitgemäße Bibliophilie, Dresden 1928; Schrifttypen: Mercedes Antiqua, 1904; Trianon, 1905; Woellmer Antiqua, 1907; Belvedere, 1907; Wieynck Kursiv, 1911; Wieynck Fraktur, 1912; Wieynck Mediaeval, 1920; Wieynck Gotisch, 1926.
Literatur E. Odermann, Heinrich W. †, in: Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik 68/1931, S. 576; Heinrich W. †, in: Dresdner Anzeiger 9.9.1931, S. 3; Prof. Heinrich W. †, in: Sächsische Volkszeitung 10.9.1931, S. 6; Professor Heinrich W. zum Gedächtnis, in: ebd. 30.10.1931, S. 7; Professor Heinrich W. †, in: Vossische Zeitung Berlin 10.9.1931, S. 7. – DBA II, III; DBE 10, S. 492; Thieme/Becker, Bd. 36, Leipzig 1999, S. 548.
Porträt Heinrich W., um 1925, Fotografie, Privatarchiv Höhne-Wieynk (Bildquelle).
Lutz Vogel
15.7.2014
Empfohlene Zitierweise:
Lutz Vogel, Artikel: Heinrich Wieynk,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25030 [Zugriff 2.11.2024].
Heinrich Wieynk
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11125 Ministerium des Kultus und Öffentlichen Unterrichts 1576-1945; Hochschule für Bildende Künste Dresden, Hochschularchiv, Personalakte W.
Werke Alphabete für die Praxis, Plauen [1922]; Arbeitsbericht der Kunstgewerbe-Bibliothek, in: Die Staatliche Akademie für Kunstgewerbe Dresden. Bericht über die Jahre 1914-1925, Dresden 1925, S. 39-48; Neueste Wege der Typographie, in: Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik 63/1926, S. 373-382; Die graphischen Techniken und ihre Druckverfahren, Dresden 1927; Thesen zur neuen Typographie, Dresden 1927; Zeitgemäße Bibliophilie, Dresden 1928; Schrifttypen: Mercedes Antiqua, 1904; Trianon, 1905; Woellmer Antiqua, 1907; Belvedere, 1907; Wieynck Kursiv, 1911; Wieynck Fraktur, 1912; Wieynck Mediaeval, 1920; Wieynck Gotisch, 1926.
Literatur E. Odermann, Heinrich W. †, in: Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik 68/1931, S. 576; Heinrich W. †, in: Dresdner Anzeiger 9.9.1931, S. 3; Prof. Heinrich W. †, in: Sächsische Volkszeitung 10.9.1931, S. 6; Professor Heinrich W. zum Gedächtnis, in: ebd. 30.10.1931, S. 7; Professor Heinrich W. †, in: Vossische Zeitung Berlin 10.9.1931, S. 7. – DBA II, III; DBE 10, S. 492; Thieme/Becker, Bd. 36, Leipzig 1999, S. 548.
Porträt Heinrich W., um 1925, Fotografie, Privatarchiv Höhne-Wieynk (Bildquelle).
Lutz Vogel
15.7.2014
Empfohlene Zitierweise:
Lutz Vogel, Artikel: Heinrich Wieynk,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25030 [Zugriff 2.11.2024].