Heinrich Büchner

Über B.s Kindheit und Jugend ist nichts bekannt. 1914 bis 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil und kehrte als Invalide und Kriegsgegner zurück. Er wurde Mitglied der KPD und der Roten Hilfe, ohne jedoch herausragende Funktionen zu bekleiden. Aus dieser Zeit stammt seine Bekanntschaft mit dem Uhrmacher Otto Adam. – 1933 begann B. seine illegale Tätigkeit gegen die Nationalsozialisten, zunächst allein, später als Mitglied einer kleinen Widerstandsgruppe. 1936 wurde er kurzzeitig verhaftet, doch wieder auf freien Fuß gesetzt. Danach arbeitete er bei der Maschinenfabrik A. Hogenforst in Leipzig. Hier sammelte er einige Gleichgesinnte um sich, organisierte Hilfe für Zwangsarbeiter, verbreitete ausländische Nachrichten, druckte und brachte Handzettel sowie Flugblätter in Umlauf und stellte Stempel her, mit denen er kurze Losungen an exponierten Stellen in der Stadt anbrachte. Darüber hinaus gab B. verfolgten Juden und Emigranten Obdach und versorgte sie finanziell sowie mit Bekleidung und Lebensmitteln. Das war ihm möglich, weil er sich mithilfe von Freunden ein verstecktes Lager angelegt hatte, aus dem er für die Hilfe schöpfen konnte. – Am 1.5.1943 wurde B. von einem Pförtner einer Leipziger Kaserne beobachtet, wie er auf das Kasernenschild mit einem Gummistempel das Wort „Hunger“ druckte. Alarmierte Soldaten überwältigten und verhafteten B. und übergaben ihn der Gestapo, die schon Monate zuvor - nach dem Auftauchen von Handzetteln sowie Stempelaufdrucken wie „Hunger“ oder „Hitler läßt hungern“ - intensiv nach ihm gesucht hatte. B. wurde unmittelbar nach seiner Festnahme so schwer misshandelt, dass er am Tag darauf verstarb. Die von der Gestapo verbreitete Schilderung, dass er sich mit einem Handtuch an einem Heizkörper aufgehängt habe, steht im krassen Widerspruch zu den Schädel- und Gesichtsverletzungen, die nach seinem Tod festgestellt wurden. Sein Freund Adam wurde kurz danach verhaftet, wenig später zum Tod verurteilt und hingerichtet. Seine Ehefrau wurde am 3.5.1943 ebenfalls verhaftet und nach vier Monaten im KZ Ravensbrück im Prozess gegen Adam wegen Mitwisserschaft zum Hochverrat zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt, die sie bis zur Befreiung in Aichach verbüßen musste. Auch B.s Tochter wurde zeitweilig im KZ Ravensbrück inhaftiert. – Im Leipziger Stadtteil Schönefeld trägt heute eine Straße B.s Namen.

Quellen Bundesarchiv Berlin, Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR (SAPMO), Nr. I 2/3/136, S. 299; Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, 20237 Bezirkstag/Rat des Bezirkes Leipzig, Nr. 15494, 21690 SED, Sammlung Biografien, Nr. 108.

Literatur D. Kürschner, Vor 60 Jahren wurde Heinrich B. zu Tode gefoltert, in: Leipziger Volkszeitung 3.5.2003.

Dieter Kürschner †
5.9.2012


Empfohlene Zitierweise:
Dieter Kürschner †, Artikel: Heinrich Büchner,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24042 [Zugriff 29.3.2024].

Heinrich Büchner



Quellen Bundesarchiv Berlin, Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR (SAPMO), Nr. I 2/3/136, S. 299; Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, 20237 Bezirkstag/Rat des Bezirkes Leipzig, Nr. 15494, 21690 SED, Sammlung Biografien, Nr. 108.

Literatur D. Kürschner, Vor 60 Jahren wurde Heinrich B. zu Tode gefoltert, in: Leipziger Volkszeitung 3.5.2003.

Dieter Kürschner †
5.9.2012


Empfohlene Zitierweise:
Dieter Kürschner †, Artikel: Heinrich Büchner,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24042 [Zugriff 29.3.2024].