Hans von Wolffersdorff
W. entstammte einer alten sächsischen Adelsfamilie. Er bekleidete am Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts wichtige Hof- und Verwaltungsämter und war an mehreren Land- und Kreistagen beteiligt. – W. besuchte die Schule in Weida/Vogtland, musste jedoch 1560 den Schulbesuch abbrechen, als seine Mutter als Hofmeisterin der Kurfürstin Anna nach Dresden berufen wurde. W. kam nach Ansbach an den Hof des Markgrafen
Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach, während sein Bruder
Gottfried ein Studium an der Universität Leipzig aufnahm. Nach dem Tod der Mutter trat W. in die Dienste des Kurfürsten August. Allerdings ist er erst 1583 als Amtshauptmann von Schwarzenberg und Grünhain konkret nachweisbar. Diese Aufgaben erfüllte er bis zum Tod des Kurfürsten 1586. Dessen Nachfolger Kurfürst Christian I. entband W. der bisherigen Aufgaben und bestellte ihn zum Oberküchenmeister. Für diese neue Aufgabe verlegte W. seinen Wohnsitz nach Dresden. Aufgrund seiner erfolgreichen Amtsführung wurde er 1589 als Nachfolger des verstorbenen Hans von Bernstein zum Kammerrat bestellt. Der nach dem Tod Christians I. regierende Administrator Herzog Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar setzte 1594 W. als Amtshauptmann von Weißenfels ein und betraute ihn zugleich mit der Leitung des nach Torgau verlegten Hofstaats. Anfang 1596 erfolgte die Ernennung W.s zum Geheimen Rat. 1597 wurde er vom kurfürstlichen Administrator zum Obersächsischen Kreistag nach Jüterbog gesandt, der wegen des Türkenkriegs einberufen wurde. Im folgenden Jahr führte er im sächsischen Auftrag Verhandlungen mit dem brandenburgischen Kurfürsten über den geplanten Reichskrieg gegen die Türken. Als Kurfürst Christian II. 1601 mündig geworden war, bestätigte er W. als Geheimen Rat und Amtshauptmann von Weißenfels und ernannte ihn im folgenden Jahr außerdem zum Hofmarschall. In dieser Funktion organisierte er im September 1602 die Feierlichkeiten anlässlich der Vermählung Christians II. mit der dänischen Prinzessin Hedwig. Aus gesundheitlichen Gründen ließ er sich 1604 vom Amt des Hofmarschalls entbinden. Der Kurfürst übertrug ihm aber weitere Aufgaben, indem er ihn im gleichen Jahr zum Obereinnehmer der Land- und Tranksteuer sowie zum Inspektor der Landesschule Schulpforte bestellte. 1605 gehörte W. zu elf Vertrauensmännern, die vom Kurfürsten nach Dresden berufen wurden, um über ein eventuelles Eingreifen in den im Jahr zuvor ausgebrochenen Aufstand in Ungarn zu beraten. Dies zeigt seine weiterhin wichtige Rolle in der sächsischen Politik. Aufgrund einer schweren Erkrankung sah sich W. 1609 gezwungen, als Amtshauptmann von Weißenfels und Inspektor der Landessschule zurückzutreten; die Niederlegung seiner Funktion als Obersteuereinnehmer wurde allerdings vom Kurfürsten abgelehnt, sodass W. dieses Amt bis zu seinem Tod 1610 bekleidete. – Als Rittergutsbesitzer bemühte sich W. um die Konsolidierung seines Besitzes. 1576 erwarb er das Gut Markersdorf und zugleich ein Drittel der Stadt Berga. 1593 kaufte er das bedeutende Rittergut Dehlitz an der Saale. Zudem gelang es W. 1607 nach dem Tod seines verschuldeten Vetters
Heinrich, auch noch dessen Gut Wolfersdorf zu erwerben. Dort baute er ein neues Herrenhaus; besondere Aufmerksamkeit widmete W. jedoch Dehlitz, wo er die Kirche erheblich vergrößerte. Zudem engagierte sich W. persönlich für die Schulbildung seiner Untertanen, und er galt als konsensualer Gerichtsherr.
Quellen B. Hoffmann, Leychpredigt unnd erinnerung geschehen bey der Begrebniß der Edlen unnd viel tugentsamen Frauwen Annen von Wolffersdorff geborner von Wolframsdorff…, Frankfurt/Main 1575, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden; J. Riccius, Einfeltige und Christliche Leichpredigt Bey der Begrabniß des weiland Edlen Gestrengen und Ehrnvesten Hansen von W. daselbsten auf Marckersdorff und Dölitz Churfürstlichen Sachsischen geheimen Raths ..., Leipzig 1611, ebd.; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Geheimes Kabinett, Bestallungsakten.
Literatur J. S. Müller, Des Chur- und Fürstlichen Hauses Sachsen Ernestin- und Albertinischer Linien Annales von Anno 1400 bis 1700, Weimar 1701; G. Wolf von Wolfersdorf, Wolfersdorf Familienchronik 930-1965, Zwiesel 1968, S. 72-79; U. Schirmer, Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), Leipzig 2006. – J. H. Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 58, Halle/Leipzig 1732, Sp. 849-858, Online-Ausgabe: www.zedler-lexikon.de.
Michael Neubert
28.10.2010
Empfohlene Zitierweise:
Michael Neubert, Artikel: Hans von Wolffersdorff,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24203 [Zugriff 21.11.2024].
Hans von Wolffersdorff
Quellen B. Hoffmann, Leychpredigt unnd erinnerung geschehen bey der Begrebniß der Edlen unnd viel tugentsamen Frauwen Annen von Wolffersdorff geborner von Wolframsdorff…, Frankfurt/Main 1575, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden; J. Riccius, Einfeltige und Christliche Leichpredigt Bey der Begrabniß des weiland Edlen Gestrengen und Ehrnvesten Hansen von W. daselbsten auf Marckersdorff und Dölitz Churfürstlichen Sachsischen geheimen Raths ..., Leipzig 1611, ebd.; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Geheimes Kabinett, Bestallungsakten.
Literatur J. S. Müller, Des Chur- und Fürstlichen Hauses Sachsen Ernestin- und Albertinischer Linien Annales von Anno 1400 bis 1700, Weimar 1701; G. Wolf von Wolfersdorf, Wolfersdorf Familienchronik 930-1965, Zwiesel 1968, S. 72-79; U. Schirmer, Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), Leipzig 2006. – J. H. Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 58, Halle/Leipzig 1732, Sp. 849-858, Online-Ausgabe: www.zedler-lexikon.de.
Michael Neubert
28.10.2010
Empfohlene Zitierweise:
Michael Neubert, Artikel: Hans von Wolffersdorff,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24203 [Zugriff 21.11.2024].