Hans von Kirchbach
K. war einer der wenigen sächsischen Generale, die im Verlauf des Ersten Weltkriegs ein Truppenkommando oberhalb der Korpsebene erhielten. Bereits 1907 bis 1913 übte er mit dem Amt des kommandierenden Generals des XIX. (2. königlich sächsischen) Armeekorps eine Funktion aus, die zu den drei in Friedenszeiten am stärksten herausgehobenen Positionen im sächsischen Kontingent des deutschen Reichsheers zählte. – Nach dem Besuch der höheren Privatschule in Auerbach und der Realschule von Bezzenberger und Opelt in Dresden trat K. 1863 als Kadett in die königlich sächsische Artillerieschule (Dresden) ein. Seit Mai 1866 als Portepeejunker beim Fußartillerieregiment, nahm er am Preußisch-Österreichischen Krieg teil und avancierte Anfang August 1866 zum Leutnant. Im Anschluss an den Feldzug diente K. im 1. Feldartillerieregiment Nr. 12 und wurde Adjutant der I. Abteilung, mit der er 1870/71 in den Deutsch-Französischen Krieg zog. Zwischen 1878 und 1881 folgten Verwendungen als Regiments- und Brigadeadjutant sowie als Ordonnanzoffizier des sächsischen Königs Albert. Seit 1872 Oberleutnant und seit 1876 Hauptmann, fungierte K. 1881 bis 1884 als Batteriechef in seinem Stammregiment. Zwischen 1884 und 1888 war er als Lehrer an der Berliner Artillerie- und Ingenieurschule tätig, wo er 1887 zum Major befördert wurde. Während seiner Zeit als Kommandeur der I. Abteilung des 1. Feldartillerieregiments Nr. 12 (1889-1893) erhielt er 1891 die Ernennung zum Oberstleutnant. 1893 als Abteilungschef in das Kriegsministerium versetzt, übernahm K. 1896 das 3. Feldartillerieregiment Nr. 32, daran anschließend 1899 die 4. Feldartilleriebrigade Nr. 40 und danach ab 1901 die 1. Feldartilleriebrigade Nr. 23. Er wurde 1895 zum Oberst, 1899 zum Generalmajor und 1904 zum Generalleutnant befördert. 1904 wechselte K. als Kommandeur zur 3. Infanteriedivision Nr. 32. 1907 erfolgte seine Ernennung zum General der Artillerie und die Berufung zum kommandierenden General des 19. (2. königlich sächsischen) Armeekorps. Bemerkenswerterweise erhielt K. diesen Dienstposten, ohne zuvor eine Generalstabsverwendung innegehabt zu haben. Ebenfalls eine Auszeichnung bedeutete es, dass König Friedrich August III. ihn 1912 „à la suite“ des 3. Feldartillerieregiments Nr. 32 stellte. Nach einer ungewöhnlich langen Verwendungsdauer von fast sechs Jahren an der Spitze des Leipziger Generalkommandos trat K. 1913 in den Ruhestand. Wenige Monate später - unmittelbar zu Beginn der Mobilmachung im Ersten Weltkrieg im August 1914 - wurde er jedoch reaktiviert, um als kommandierender General das 12. (sächsische) Reservekorps zu übernehmen. Mit diesem Großverband kämpfte er u.a. 1914 in der Marneschlacht, 1915 in den Champagneschlachten, 1916 an der Somme und 1917 bei Ypern. Nach einem kurzzeitigen Einsatz als Führer der Gruppe Gent wurde K. Ende 1917 an die Ostfront versetzt, wo er den Oberbefehl über die Armeeabteilung D erhielt und im Januar 1918 zum Generaloberst befördert wurde. Mit der Auflösung dieser Armeeabteilung Anfang Oktober 1918 schied er nach insgesamt 52 Dienstjahren endgültig aus dem aktiven Dienst aus und lebte bis zum seinem Tod in Dresden. Für seine Verdienste und Leistungen wurden K. u.a. der Orden der Rautenkrone, der „Pour le mérite“ und das Kommandeurskreuz des Militär-St.-Heinrichsordens verliehen.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Familiennachlass, Personalakten, Nr. 95 (Broizem).
Literatur Kalender für den sächsischen Staatsbeamten auf das Jahr 1916, Dresden 1916, S. 7f. (P); Deutsches Biographisches Jahrbuch 10/1928 (1931), S. 335; Generaloberst Hans von K. (1849-1928), in: Der Militärfriedhof Dresden Albertstadt (Der Nordfriedhof), Dresden 1998, S. 15 (P); P. Mertens, Militärisch-zivile Zusammenarbeit während des Ersten Weltkriegs, Leipzig 2004. – DBA II; NDB 11, S. 635.
Porträt A. Baumgarten-Crusius (Bearb.), Geschichte der Sachsen im Weltkrieg, Leipzig 1923, S. 48; Militärhistorisches Museum der Bundeswehr Dresden, Va-44715, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Peter Mertens
19.9.2007
Empfohlene Zitierweise:
Peter Mertens, Artikel: Hans von Kirchbach,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22395 [Zugriff 21.11.2024].
Hans von Kirchbach
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Familiennachlass, Personalakten, Nr. 95 (Broizem).
Literatur Kalender für den sächsischen Staatsbeamten auf das Jahr 1916, Dresden 1916, S. 7f. (P); Deutsches Biographisches Jahrbuch 10/1928 (1931), S. 335; Generaloberst Hans von K. (1849-1928), in: Der Militärfriedhof Dresden Albertstadt (Der Nordfriedhof), Dresden 1998, S. 15 (P); P. Mertens, Militärisch-zivile Zusammenarbeit während des Ersten Weltkriegs, Leipzig 2004. – DBA II; NDB 11, S. 635.
Porträt A. Baumgarten-Crusius (Bearb.), Geschichte der Sachsen im Weltkrieg, Leipzig 1923, S. 48; Militärhistorisches Museum der Bundeswehr Dresden, Va-44715, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Peter Mertens
19.9.2007
Empfohlene Zitierweise:
Peter Mertens, Artikel: Hans von Kirchbach,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22395 [Zugriff 21.11.2024].