Hans von der Planitz
P. gilt als einer der wirkungsmächtigsten kursächsischen Räte aus dem ersten Drittel des 16. Jahrhunderts. Seine Leistungen auf diplomatischem und juristischem Gebiet sind eng verknüpft mit seinem Eintreten für Martin Luther im Sinne der sächsischen Kurfürsten. – P. stammt aus einem Adelsgeschlecht, das seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert im pleißenländischen Reichsterritorium, in der Nähe von Zwickau, nachweisbar ist. Das Stammgut Planitz gehört heute zur Stadt Zwickau. P. wurde um 1473 auf dem Herrschaftssitz Wiesenburg in den hier ansässigen Zweig der Familie hineingeboren. Er begründete die Linien Auerbach, Göltzsch und Belgershain. Mit seiner Frau
Barbara von Schönberg hatte er vermutlich zwölf Kinder. – P. studierte ab 1491 mindestens fünf Jahre an der Universität in Leipzig. Nach einem kurzen Aufenthalt in Ingolstadt, wo er sich 1497 in die Matrikel eintragen ließ, reiste er Anfang 1498 nach Bologna (Italien). Hier studierte er Jura, hielt zeitweilig selbst juristische Vorlesungen und war 1499 bis 1501 Rektor der Universität. Ort und Zeit seiner Promotion sind nicht bekannt, jedoch führte er in Bologna den Doktortitel. Nach seiner Rückkehr aus Italien und einem möglichen Kurzaufenthalt in Frankreich beherrschte er neben Latein Italienisch und wahrscheinlich auch Französisch. Zusammen mit seinem Bruder
Rudolph und weiteren sächsischen Adligen unternahm er von März bis Dezember 1517 eine Pilgerfahrt in das Heilige Land. Im Verlauf der Reise besuchte er Rom und ließ sich in Jerusalem zum Ritter vom Heiligen Grab schlagen. – Ab 1513 bis zu seinem Tod stand er als Rat im Dienst der drei sächsischen Kurfürsten Friedrich III. (der Weise), Johann (der Beständige) und Johann Friedrich (der Großmütige). Zwischen 1514 und 1525 nahm er als Vertreter des Kurfürsten Friedrich III. dreimal an Berghandlungen teil. 1516 bis 1533 war er Amtmann in Grimma und hatte sich für diplomatische Aufgaben im Dienst des Kurfürsten bereitzuhalten. 1520 wird er als Amtmann der Bergstadt Geyer bezeichnet. Darüber hinaus war P. v.a. in der sächsischen Landes- und Reichspolitik tätig. Als Gesandter verhandelte er in unterschiedlichen diplomatischen Angelegenheiten innerhalb und außerhalb der Territorien des Alten Reichs, z.B. mit den Kaisern
Maximilian I. und
Karl V. oder mit dem böhmischen König
Ferdinand I. und dem dänischen König
Johann I. Noch unter Kaiser Maximilian I. wirkte P. zeitweilig am Reichskammergericht, dann als kurfürstlicher Gesandter 1521 bis 1524 und 1528/29 im Reichsregiment in Speyer. Die Berichte an den Kurfürsten über die Arbeit in diesen Gremien belegen seine Kompetenz in politischen Fragen innerhalb und außerhalb des Reichs. Bereits 1522 hatte ihm Erzherzog Ferdinand als Statthalter Kaiser Karls V. v.a. für seine zeitweiligen Dienste am Kammergericht sowie für seine Arbeit im Reichsregiment das Recht verliehen, den Titel Edler zu führen. Dieses Privileg wurde auf die gesamte Familie ausgedehnt. 1530 folgte P.s Teilnahme am Augsburger Reichstag und an den Verhandlungen zur Gründung des Schmalkaldischen Bunds. – Ab 1519 wurde P. zudem in Sachen Reformation tätig. Spätestens anlässlich der Leipziger Disputation, in die er als Abgesandter des Kurfürsten eingriff, um ihren Fortgang im Sinne des Reformators zu sichern, lernte er Luther persönlich kennen. Er unterstützte die Ausbreitung der lutherischen Lehre sowohl in seinen Verantwortungsbereichen Grimma und Auerbach als auch im ernestinischen Sachsen insgesamt, wo er in der Anfangsphase der Schul- und Kirchenvisitationen zu den vier Verordneten gehörte und an Einzelvisitationen teilnahm. Im Reichsregiment und im Umfeld der Nürnberger Reichstage (1522 bis 1524) versuchte er, Maßnahmen gegen Luther, v.a. die Ausführung des Wormser Edikts, zu verhindern. Im Amt Grimma hatte er schon die Veröffentlichung der Bannbulle unterbunden und seinem Amtskollegen in Leisnig geraten, es ebenso zu halten. Seine juristische Bildung, seine Sprachkenntnisse, verbunden mit Eloquenz und Verhandlungsgeschick, seine weitreichenden Beziehungen und diplomatischen Erfahrungen erlaubten es ihm, die Bemühungen der Luthergegner immer wieder zu durchkreuzen. – Die Familie von der Planitz verfügte u.a. in der Gegend um Schneeberg über ausgedehnten Grundbesitz und vielfältige Rechte. Darüber hinaus beteiligte sich P. zusammen mit seinem Bruder Rudolph am Silberbergbau. Jahrzehntelang kämpften beide Brüder um den Erhalt ihrer grund- und gerichtsherrlichen Rechte in und um Schneeberg, die durch das kurfürstliche Bergregal mehr und mehr eingeschränkt wurden. Schließlich bekam P. 1535 Güter in Arnshaugk bei Neustadt/Orla, Jena und Weida als Entschädigung. Bereits nach seiner Heirat 1503/04 hatte er einen Teil des Ritterguts Auerbach gekauft. Das war nach einer Güterteilung zwischen ihm und seinem Bruder Rudolph, der Wiesenburg erhielt und die Schneeberger Bergangelegenheiten im beiderseitigen Interesse fortführte, möglich geworden. Der nicht vom Bergregal betroffene Zinnbergbau in der Herrschaft Auerbach, deren restlichen Teil P. 1525 erworben hatte, sowie die Waldwirtschaft, besonders die Pechsiederei, wurden hier seine Haupteinnahmequellen. – Als sich P. 1535 zusammen mit anderen Räten am Weimarer Hof aufhielt, erlitt er einen Schlaganfall und verstarb. Seine Söhne
Georg und
Balthasar Friedrich übernahmen das Rittergut Auerbach; 1542 trennten sie die Herrschaft Göltzsch für Balthasar Friedrich ab. P.s Sohn
Hans Friedrich erhielt die Herrschaft Belgershain.
Quellen Des Ritters Bernhard von Hirschfeld im Jahre 1517 unternommene und von ihm selbst beschriebene Wallfahrt zum heiligen Grabe, hrsg. von A. v. Minckwitz, in: Mittheilungen der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung vaterländischer Sprache und Alterthümer 1/1856, H. 1, S. 31-106; Des Kursächsischen Rathes Hans von der P. Berichte aus dem Reichsregiment in Nürnberg 1521-1523, ges. von E. Wülcker, bearb. von H. Virck, Leipzig 1899; M. Luther, Kritische Gesamtausgabe, Weimarer Ausgabe 1930-1985, Abt. 3: Briefe, Bd. 1, S. 474; C. E. Förstemann/C. Eduard (Hg.), Neues Urkundenbuch zur Geschichte der evangelischen Kirchen-Reformation, Bd. 1, Hildesheim/New York 1976.
Literatur J. B. Mencke, Genealogische Adels-Historie oder Geschlechtsbeschreibung, Leipzig 1727, S. 715; R. Freytag, Dr. Hans Edler von der P., in: Mitteilungen des Altertumsvereins zu Plauen i.V. 22/1912, S. 137-192; J. Reimers, Dr. Hans Edler von der P., Ritter, kursächsischer Rat und Amtmann zu Grimma († 1535), in: Herbergen der Christenheit 2/1957, S. 88-116; R. v. Mansberg, Erbarmanschaft Wettinischer Lande, Bd. 1: Das Osterland, Dresden 1903, S. 540-556, Tafel 20; A. Laube, Studien über den erzgebirgischen Silberbergbau von 1470-1546, Berlin 1974, S. 178, 188-192; U. Schirmer, Kursächsische Staatsfinanzen 1456-1656, Stuttgart 2006, S. 458f.; R. Metzler, Nachrichten aus Auerbach anno 1525 bis 1545, Plauen/Jößnitz 2007; W. Müller, Die Edlen von der Planitz und ihre Vorfahren, München 1991. – ADB 26, S. 232f.; DBA I.
Regine Metzler
13.9.2016
Empfohlene Zitierweise:
Regine Metzler, Artikel: Hans von der Planitz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3167 [Zugriff 30.12.2024].
Hans von der Planitz
Quellen Des Ritters Bernhard von Hirschfeld im Jahre 1517 unternommene und von ihm selbst beschriebene Wallfahrt zum heiligen Grabe, hrsg. von A. v. Minckwitz, in: Mittheilungen der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung vaterländischer Sprache und Alterthümer 1/1856, H. 1, S. 31-106; Des Kursächsischen Rathes Hans von der P. Berichte aus dem Reichsregiment in Nürnberg 1521-1523, ges. von E. Wülcker, bearb. von H. Virck, Leipzig 1899; M. Luther, Kritische Gesamtausgabe, Weimarer Ausgabe 1930-1985, Abt. 3: Briefe, Bd. 1, S. 474; C. E. Förstemann/C. Eduard (Hg.), Neues Urkundenbuch zur Geschichte der evangelischen Kirchen-Reformation, Bd. 1, Hildesheim/New York 1976.
Literatur J. B. Mencke, Genealogische Adels-Historie oder Geschlechtsbeschreibung, Leipzig 1727, S. 715; R. Freytag, Dr. Hans Edler von der P., in: Mitteilungen des Altertumsvereins zu Plauen i.V. 22/1912, S. 137-192; J. Reimers, Dr. Hans Edler von der P., Ritter, kursächsischer Rat und Amtmann zu Grimma († 1535), in: Herbergen der Christenheit 2/1957, S. 88-116; R. v. Mansberg, Erbarmanschaft Wettinischer Lande, Bd. 1: Das Osterland, Dresden 1903, S. 540-556, Tafel 20; A. Laube, Studien über den erzgebirgischen Silberbergbau von 1470-1546, Berlin 1974, S. 178, 188-192; U. Schirmer, Kursächsische Staatsfinanzen 1456-1656, Stuttgart 2006, S. 458f.; R. Metzler, Nachrichten aus Auerbach anno 1525 bis 1545, Plauen/Jößnitz 2007; W. Müller, Die Edlen von der Planitz und ihre Vorfahren, München 1991. – ADB 26, S. 232f.; DBA I.
Regine Metzler
13.9.2016
Empfohlene Zitierweise:
Regine Metzler, Artikel: Hans von der Planitz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3167 [Zugriff 30.12.2024].