Hans Adam von Schöning
Nach seinem Studium an der Universität Wittenberg (1657-1659) und an der Straßburger Hochschule (1659/60) unternahm S. erste Reisen durch Deutschland und ging 1660 nach Paris, um seine Kenntnisse der französischen Sprache und seine Umgangsformen zu vervollkommnen. Noch im gleichen Jahr begann er von Paris aus eine Kavalierstour, die ihn durch Frankreich und Italien bis nach Malta, Spanien und Portugal und weiter in die Niederlande und nach England führte. Wegen des Todes seiner Eltern kehrte er 1664 auf die väterlichen Güter zurück, trat aber bereits 1665 in Berlin als Legationsrat in den kurfürstlich-brandenburgischen Dienst. Seine Begabungen lagen jedoch viel stärker auf militärischem als auf diplomatischem Gebiet, sodass er 1666 Rittmeister im Kavallerieregiment Anhalt wurde. Nach kurzem Zwischenspiel im Hofdienst wurde er 1668 zum Oberstleutnant und 1670 zum Oberst im Regiment Radziwill ernannt. Mit diesem nahm er 1672/73 und 1674 an den Feldzügen gegen Frankreich teil und zeichnete sich 1675/76 im Krieg gegen Schweden aus, wofür er 1677 zum Gouverneur von Spandau und danach zum Generalmajor befördert wurde. Im Winterfeldzug gegen die Schweden bewies er 1679 erneut seine hohe Befähigung als Offizier und erhielt 1684 die Beförderung zum Generalleutnant und Kommandanten von Berlin sowie zum Obersten der kurfürstlichen Leibgarde. Nach seiner Ernennung zum wirklichen Geheimen Staats- und Kriegsrat 1685 wurde er im Jahr darauf Befehlshaber des brandenburgischen Hilfskorps gegen die Türken und tat sich bei der Einnahme von Ofen (Buda in Ungarn) besonders hervor. Dafür ernannte ihn Kurfürst
Friedrich III. 1688 zum Generalfeldmarschallleutnant. Auch seine Teilnahme am erneuten Krieg gegen Frankreich 1689 schien von Erfolg gekrönt, bis er sich während der Belagerung von Bonn mit dem Generalleutnant und späteren General
Hans Albrecht von Barfuß in Händel einließ. Aus einer gerichtlichen Untersuchung ging Barfuß als Sieger hervor. Jetzt rächte sich, dass S. von herrischem und anmaßendem Wesen war und seine Erfolge Neid und Feindschaft erregten. Außerdem wurde ihm eigennütziges Verhalten aus Habsucht vorgeworfen. 1690 wurde S. aus dem brandenburgischen Militärdienst entlassen. Um allerdings dieses Talent nicht ungenutzt ruhen zu lassen, wurde eine Art von Tausch zwischen den Kurfürsten von Brandenburg und von Sachsen vollzogen: Nachdem Friedrich III. 1690 den sächsischen Feldmarschall Flemming in seinen Dienst genommen hatte, wurde S. 1691 unter Kurfürst Johann Georg III. sächsischer Generalfeldmarschall, wirklicher Geheimer Kriegsrat und Oberst zu Ross und zu Fuß. Als solcher nahm er noch im gleichen Jahr an dem von Johann Georg geführten Reichskrieg gegen Frankreich teil. Der Kurfürst starb während des Feldzuges, und von seinem Nachfolger Kurfürst Johann Georg IV., dessen Günstling S. schon vorher gewesen war, erhielt der Generalfeldmarschall 1691 zusätzlich die Würde eines Obersten der Leibgarde. In der kurzen Regierungszeit dieses Kurfürsten war S. weitaus mehr als nur militärischer Befehlshaber. Er beriet den Kurfürsten nicht allein im Sinne einer Verstärkung des stehenden Heeres, sondern auch im politischen Bereich, wo er sich insbesondere für den Ausbau fürstlicher Macht und für eine Politik gegen Österreich engagierte. Als Eindringling besonders von den Ständen argwöhnisch beobachtet, konnte er seine Vorstellungen in der folgenden Zeit jedoch kaum verwirklichen. Durchgesetzt wurden hingegen eine dauernde finanzielle Absicherung für ein stehendes Heer mit 12.000 Mann und 1692 die Einrichtung der Kadettenschule (Compagnie adeliger Kadetten) in Dresden-Neustadt. Trotz der Widerstände fühlte S. sich für die sächsische Armee verantwortlich. Als sich ein sächsisches Reichskontingent am Rhein über Zurücksetzung bei Operationen und schlechte Unterbringung im Winter durch die kaiserliche Seite beklagte, äußerte er sich öffentlich sehr scharf gegen den Kaiser und versuchte den Kurfürsten zur Reduzierung der sächsischen Reichstruppen zu bewegen. Dies und seine fortdauernden engen Beziehungen zu Frankreich, die auch die Annahme großer Geldbeträge einschlossen, bewirkten tiefe Verstimmung und Misstrauen in Wien und führten, als S. 1692 zur Kur im böhmischen Teplitz weilte, auf kaiserliche Veranlassung hin zu seiner Gefangennahme und Haft in Brünn. Erst als seine Kinder dem zuständigen Minister in Wien 30.000 Taler zukommen ließen und Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen sich nach seinem Regierungsantritt intensiv für S. einsetzte, wurde dieser 1694 begnadigt. In Dresden in seinen Ämtern bestätigt, starb er nach schweren Krankheiten gebrochen im 55. Lebensjahr.
Literatur K. W. v. Schöning, Des General-Feldmarschalls Hans Adam von S. auf Tamsel Leben und Kriegsthaten, Berlin 1837; P. Haake, Generalfeldmarschall Hans Adam von S., Berlin 1910 (P); K. v. Priesdorff, Militärisches Führertum, Bd. 1,2: Generale bis 1740, Hamburg 1937, S. 30f. – ADB 32, S. 309-311; DBA I, II, III; DBE 9, S. 97; A. B. König, Biographisches Lexikon aller Helden und Militairpersonen, welche sich in Preußischen Diensten berühmt gemacht haben, Bd. 3, Berlin 1790, S. 411-415; E. H. Kneschke (Hg.), Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, Bd. 8, Leipzig 1868, S. 312; J. H. Zedler (Hg.), Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften, Bd. 35, Halle/Leipzig 1743, Sp. 834-838.
Porträt J. C. Böcklin sowie A. Fleischmann, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett; J. C. Böcklin, Bildnissammlung F. Wadzeck, Staatsbibliothek zu Berlin; Kupferstich, A. Ch. Fleischmann, Porträtsammlung der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel A 19500; A. Fleischmann, Kupferstich, Militärhistorisches Museum der Bundeswehr Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Heinrich Kaak
23.11.2004
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Kaak, Artikel: Hans Adam von Schöning,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3572 [Zugriff 7.10.2024].
Hans Adam von Schöning
Literatur K. W. v. Schöning, Des General-Feldmarschalls Hans Adam von S. auf Tamsel Leben und Kriegsthaten, Berlin 1837; P. Haake, Generalfeldmarschall Hans Adam von S., Berlin 1910 (P); K. v. Priesdorff, Militärisches Führertum, Bd. 1,2: Generale bis 1740, Hamburg 1937, S. 30f. – ADB 32, S. 309-311; DBA I, II, III; DBE 9, S. 97; A. B. König, Biographisches Lexikon aller Helden und Militairpersonen, welche sich in Preußischen Diensten berühmt gemacht haben, Bd. 3, Berlin 1790, S. 411-415; E. H. Kneschke (Hg.), Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, Bd. 8, Leipzig 1868, S. 312; J. H. Zedler (Hg.), Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften, Bd. 35, Halle/Leipzig 1743, Sp. 834-838.
Porträt J. C. Böcklin sowie A. Fleischmann, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett; J. C. Böcklin, Bildnissammlung F. Wadzeck, Staatsbibliothek zu Berlin; Kupferstich, A. Ch. Fleischmann, Porträtsammlung der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel A 19500; A. Fleischmann, Kupferstich, Militärhistorisches Museum der Bundeswehr Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Heinrich Kaak
23.11.2004
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Kaak, Artikel: Hans Adam von Schöning,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3572 [Zugriff 7.10.2024].