Gottfried Benndorf
Nach dem Besuch der Neunten Bürgerschule in Dresden 1900 bis 1904 wechselte B. an das König-Georg-Gymnasium in Dresden-Johannstadt, wo er 1913 sein Abitur ablegte. Er studierte 1913 an der Universität Leipzig Germanistik, Geschichte und Geografie, v.a. Kolonialgeografie. Dort wurde B. Schüler von Hans Meyer, der 1915 eine Professur für Kolonialgeographie in Leipzig erhalten hatte und die Leitung des Kolonialgeographischen Instituts übernahm. Mit der Arbeit „Der koloniale Verkehr Deutsch-Ostafrikas. Ein wirtschafts-geographischer Versuch“ wurde B. 1918 promoviert. Zudem legte B. im Juli 1918 die Staatsprüfung für das höhere Schulamt ab und begann sein Probejahr am Schiller-Realgymnasium in Leipzig. Bereits zu Ostern 1919 trat er wieder aus dem Schuldienst aus. Er litt an einer Kehlkopferkrankung, die ihm die Lehrertätigkeit und auch den Militärdienst unmöglich machte. Zur Bibliotheksarbeit hatte er als Assistent an der Bibliothek des Historischen Seminars der Universität Leipzig eine besondere Affinität entwickelt. Er erhielt ein Empfehlungsschreiben von Gerhard Seeliger für die Sächsische Landesbibliothek Dresden (SLB) und bewarb sich nach einem ersten abgelehnten Gesuch erneut um eine Anstellung an der Landesbibliothek. B. begann dann seine Bibliothekslaufbahn am 1.10.1919 dort als Volontär, absolvierte zwei Jahre später, am 11.10.1921, die Prüfung für das höhere Bibliothekswesen und wurde am 1.1.1923 zum wissenschaftlichen Hilfsarbeiter ernannt. Seine Schwester finanzierte ihm während der Ausbildung den Lebensunterhalt; noch Mitte der 1920er-Jahre konnte er sich keine eigene Wohnung von seinem Gehalt leisten. Zum 1.4.1927 erhielt B. den Titel eines Landesbibliothekars und wurde 1926 jedoch bereits als Vorstand der Kartensammlung erwähnt, deren Verwaltung bis 1945 seine Hauptaufgabe blieb. 1928 kaufte er bei einer Versteigerung aus der aufgelösten Dresdner Sekundogeniturbibliothek ungefähr 250 Karten für die SLB. – Am 1.5.1937 trat B. in die NSDAP ein. Als durch die Luftangriffe vom 13. und 14.2.1945 der Dachstuhl des Japanischen Palais in Brand geraten war, gehörte B. zu den vier Bibliotheksmitarbeitern, die bei den Löscharbeiten ums Leben kamen. Erst mehr als ein Jahr später, am 9.5.1946, wurden im Japanischen Palais die Leichen der Mitarbeiter gefunden, die nur noch aus „Knochen und Knochenkalk“ bestanden, wie es in dem Auffindungsbericht heißt. Anhand beiliegender Gegenstände musste seine Frau die Leiche ihres Manns identifizieren. So konnte B. erst am 16.5.1946 in Radebeul beerdigt werden. – B. war nach seiner Dissertation nicht mehr wissenschaftlich tätig; sein publizistisches Werk besteht v.a. aus Gelegenheitsschrifttum in Tageszeitungen.
Quellen Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Bibliotheksarchiv, Personalia über die seit 1865 an der kgl. öff. Bibliothek zu Dresden angestellten Beamten und Hülfsarbeiter, Personalakte B.
Werke Der koloniale Verkehr Deutsch-Ostafrikas. Ein wirtschafts-geographischer Versuch, Weida 1918; Hans Meyer. Zum 70. Geburtstage am 22. März 1928, in: Dresdner Anzeiger, Wissenschaftliche Beilage 5/1928, H. 12; mit H. Hofmann, Die Sächsische Landesbibliothek 1920-1936, in: H. Neubert (Hg.), Festschrift Martin Bollert zum 60. Geburtstage, Dresden 1936, S. 1-14.
Literatur G. Zimmermann, B., Gottfried, in: SLB-Kurier 1/1987, Nr. 2, S. 8f. – DBA III; A. Habermann/R. Klemmt/F. Siefkes, Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925-1980, Frankfurt/Main 1985, S. 54; T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 27f.
Porträt Gruppenaufnahme der Mitarbeiter der Sächsischen Landesbibliothek Dresden, H. Bähr, 1932, Fotografie, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Konstantin Hermann
15.1.2011
Empfohlene Zitierweise:
Konstantin Hermann, Artikel: Gottfried Benndorf,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25212 [Zugriff 12.12.2024].
Gottfried Benndorf
Quellen Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Bibliotheksarchiv, Personalia über die seit 1865 an der kgl. öff. Bibliothek zu Dresden angestellten Beamten und Hülfsarbeiter, Personalakte B.
Werke Der koloniale Verkehr Deutsch-Ostafrikas. Ein wirtschafts-geographischer Versuch, Weida 1918; Hans Meyer. Zum 70. Geburtstage am 22. März 1928, in: Dresdner Anzeiger, Wissenschaftliche Beilage 5/1928, H. 12; mit H. Hofmann, Die Sächsische Landesbibliothek 1920-1936, in: H. Neubert (Hg.), Festschrift Martin Bollert zum 60. Geburtstage, Dresden 1936, S. 1-14.
Literatur G. Zimmermann, B., Gottfried, in: SLB-Kurier 1/1987, Nr. 2, S. 8f. – DBA III; A. Habermann/R. Klemmt/F. Siefkes, Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925-1980, Frankfurt/Main 1985, S. 54; T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 27f.
Porträt Gruppenaufnahme der Mitarbeiter der Sächsischen Landesbibliothek Dresden, H. Bähr, 1932, Fotografie, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Konstantin Hermann
15.1.2011
Empfohlene Zitierweise:
Konstantin Hermann, Artikel: Gottfried Benndorf,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25212 [Zugriff 12.12.2024].