Gerta Taro

Ihre Kindheit verbrachte T. in Stuttgart. Mitte der 1920er-Jahre gründete ihr Vater in Leipzig die Firma „Eier-Import Pohorylle & Brüder Born“ und zog mit seiner Familie dorthin. T. besuchte die dortige Gaudigschule und kam bald mit dem Sozialistischen Schülerbund sowie linksgerichteten Schülern und Studenten in Berührung. Dabei hatten besonders der „rote Arzt“ Karl Gelbke sowie der Lehrer und Pianist Alfred Schmidt-Sas großen Einfluss auf sie. T. entwickelte sich in wenigen Jahren zu einer politisch interessierten und antifaschistisch orientierten Frau. Als nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten T.s Brüder von der SA verhaftet werden sollten, waren diese bereits untergetaucht. Das SA-Rollkommando führte daraufhin T. ab und brachte sie in das Polizeigefängnis Wächterstraße. Wenngleich sie kurze Zeit später freigelassen werden musste, wurde ihr dadurch bewusst, dass sie als Jüdin und Sozialistin Deutschland schnell verlassen musste. – Ohne jegliche finanzielle Mittel ging T. nach Frankreich und traf im Herbst 1933 in Paris ein. Sie profitierte davon, dass sie fließend Französisch sprach und auf die Unterstützung vieler Freunde zurückgreifen konnte. Im September 1934 lernte T. den ungarischen Fotografen André Friedmann kennen. Er brachte ihr das Fotografieren bei und als es ihr gelang, in einer Fotoagentur Arbeit zu bekommen, war ihr weiterer Weg bestimmt. Sie wurde Fotografin und erhielt im Februar 1936 ihren ersten Presseausweis. Da mit den Namen Friedmann und Pohorylle kaum Bilder zu verkaufen waren, legten sie sich die Künstlernamen Robert Capa und Gerta Taro zu. Unter diesen Namen wurden sie bekannt und Capa später sogar weltberühmt. – Am 18.7.1936 putschten faschistische Generale gegen die rechtmäßig gewählte spanische Regierung. T. und Capa wollten sofort als Fotoreporter an die Front. Am 5.8.1936 trafen sie im Auftrag der französischen Zeitung „Regards“ in Barcelona ein. T. berichtete im Folgenden von der Aragon- und der Saragossafront, von den Kämpfen bei Córdoba und Toledo sowie vom 2. Internationalen Schriftstellerkongress im Juli 1937 in Valencia. Bei einer Fotoreportage von der Guadalajarafront erlebte sie den Luftangriff der deutschen „Legion Condor“ und wurde dabei tödlich verwundet. Zwei Tage später wurde sie in Valencia aufgebahrt und mit einem offiziellen Trauerakt geehrt. Von hier wurde ihr Leichnam nach Paris überführt und am 1.8.1937 in einem Trauerzug von mehr als einhunderttausend Menschen zum Friedhof Père Lachaise geleitet und beigesetzt. – In Leipzig trägt eine Straße in der südöstlichen Vorstadt seit 1970 ihren Namen.

Literatur K. H. Jahnke, Entscheidungen, Frankfurt/Main 1970, S. 20-26; I. Schaber, Gerta T., Fotoreporterin im spanischen Bürgerkrieg, Marburg ²1995; dies./R. Whelan/K. Lubben (Hg.), Gerda T., Göttingen 2007.

Porträt Fotografie, L' ŒUVRE, 28. Juli 1937, S.4 (Bildquelle).

Dieter Kürschner †
5.9.2012


Empfohlene Zitierweise:
Dieter Kürschner †, Artikel: Gerta Taro,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24108 [Zugriff 2.11.2024].

Gerta Taro



Literatur K. H. Jahnke, Entscheidungen, Frankfurt/Main 1970, S. 20-26; I. Schaber, Gerta T., Fotoreporterin im spanischen Bürgerkrieg, Marburg ²1995; dies./R. Whelan/K. Lubben (Hg.), Gerda T., Göttingen 2007.

Porträt Fotografie, L' ŒUVRE, 28. Juli 1937, S.4 (Bildquelle).

Dieter Kürschner †
5.9.2012


Empfohlene Zitierweise:
Dieter Kürschner †, Artikel: Gerta Taro,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24108 [Zugriff 2.11.2024].