Georg Domizlaff
D. war fast fünf Jahrzehnte im höheren Postdienst tätig. Er leitete ab 1904 bis zu seiner Pensionierung die Leipziger Oberpostdirektion und war im Ersten Weltkrieg als Feld-Oberpostmeister für die Organisation der deutschen Feldpost verantwortlich. – D. entstammte einer Familie, die über Generationen als Handwerker und Lehrer im pommerschen Schivelbein (poln. Świdwin) ansässig war. Sein Vater und einige von dessen Geschwistern verließen Pommern in den 1830er-Jahren und schlugen eine Laufbahn als höhere Postbeamte ein. – 1874 trat D. unter seinem Vater als Posteleve (Postgehilfe) seinen Dienst in Celle an. Ab Sommer 1877 durchlief er die Laufbahn zum höheren Postbeamten. Seine Stationen im Postdienst waren Hannover (1874), Straßburg (frz. Strasbourg) (1878), Berlin (1882), Hamburg (1884), Dresden (1887) sowie Frankfurt/Main (1890). 1894 wurde er zum Kaiserlichen Postrat ernannt und 1904 vom Reichspostamt für den Fall einer Mobilmachung zum Feld-Oberpostmeister bestimmt. Im selben Jahr übernahm D. die Stelle als Oberpostdirektor in Leipzig und stand damit einer der größten und bedeutendsten Oberpostdirektionen im Reichsgebiet vor. Während seiner fast 20-jährigen Dienstzeit in Leipzig wurde die dortige Oberpostdirektion infrastrukturell enorm ausgebaut. So wurde u.a. 1912 ein zentraler Postbahnhof eingerichtet und der Telefondienst erweitert. Ab 1919 wurde der Funkpressedienst sowie ab 1920 der Funkwirtschaftsdienst und der allgemeine Rundfunkdienst eingeführt. Leipzig erhielt zudem zwischen 1920 und 1923 die seinerzeit größte automatische Fernsprecheinrichtung in ganz Europa, ausgelegt für 20.000 Teilnehmer. – Zu Beginn des Ersten Weltkriegs übernahm D. die Aufgabe des Feld-Oberpostmeisters und wurde damit Leiter des deutschen Feldpostwesens. Er war für die Organisation der Feldpost auf allen Kriegsschauplätzen zuständig, was anfangs mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden war, da die Feldpost zuvor letztmalig im Deutsch-Französischen Krieg durch
Heinrich von Stephan mobilisiert und geleitet worden war. Der Aufbau der Feldpost ging deshalb anfangs nicht reibungslos vor sich und D. wurde von verschiedenen Seiten kritisiert. Er war zu Beginn im Großen Hauptquartier, dem obersten Steuerungsorgan der Kriegsführung, dem Quartiermeister untergeordnet. Erst durch eine Änderung der Zuständigkeiten ergab sich eine organisatorische Verbesserung. Mit der Verleihung des Rangs eines Rats erster Klasse erlangte D. 1916 die Stellung eines Generals im Großen Hauptquartier, was ihm seine Aufgabe besonders im Umgang mit den Kommandostellen und Behörden erheblich erleichterte. Mit der Demobilisierung des Heers endete seine Tätigkeit als Feld-Oberpostmeister. – Nach dem Krieg übernahm D. wieder sein Amt als Oberpostdirektor in Leipzig und wurde 1920 zum Präsidenten der Oberpostdirektion ernannt. Von Gönnern und Freunden wurde D. nach Kriegsende für das Amt des Postministers vorgeschlagen, doch die veränderten politischen Verhältnisse verhinderten seine Berufung. 1923 wurde D. pensioniert. – D. wurde mit zahlreichen in- und ausländische Kriegsauszeichnungen sowie mit acht hohen Friedensauszeichnungen geehrt, u.a. mit dem preußischen Roten Adler-Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub am schwarzweißen Band. – 1921 war D. Mitbegründer der Vereinigung „Deutscher Feldpostbund (e.V.), Sitz Leipzig“, zu dessen Ehrenpräsidenten er später ernannt wurde. Neben seiner dienstlichen Tätigkeit war D. ein künstlerisch, kulturell und geschichtlich interessierter Mann. Er betrieb umfangreiche Studien zu den pommerschen Adelsgeschlechtern wie auch zur eigenen Familiengeschichte. Zu den Freunden der Familie in Leipzig zählten neben politischen und gesellschaftlichen Funktionsträgern eine Reihe bekannter Künstler und Intellektueller, wie z.B. die Schriftsteller Theodor Däubler und
Franz Werfel, die Familie von Arthur Nikisch, dem Leiter des Gewandhausorchesters, der Arzt und Schriftsteller
Curt Thesing sowie der Bildhauer und Maler Max Klinger. – Nach kurzer Krankheit verstarb D. 1937 und wurde mit einem Staatsbegräbnis auf dem Südfriedhof in Leipzig beigesetzt. Ende der 1960er-Jahre wurde sein Grabmal aufgelassen.
Quellen Hans-Domizlaff-Archiv Frankfurt/Main, Familienarchiv D.
Werke Die Jomsburg, Leipzig 1929.
Literatur K. Schracke, Geschichte der deutschen Feldpost im Kriege 1914/18, Berlin 1921; P. Sumerauer/C. Zotta, Georg D., Präsident der Oberpostdirektion in Leipzig, Feld-Oberpostmeister, in: dies., Mühlrad, Schulbank und Carrière, Tübingen 2003, S. 417-448 (P). – DBA II, III; DBE 2, S. 591; NDB 4, S. 68.
Porträt Georg D., nach 1919, Fotografie, Hans-Domizlaff-Archiv Frankfurt/Main (Bildquelle).
Peter Sumerauer
5.6.2012
Empfohlene Zitierweise:
Peter Sumerauer, Artikel: Georg Domizlaff,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1204 [Zugriff 22.11.2024].
Georg Domizlaff
Quellen Hans-Domizlaff-Archiv Frankfurt/Main, Familienarchiv D.
Werke Die Jomsburg, Leipzig 1929.
Literatur K. Schracke, Geschichte der deutschen Feldpost im Kriege 1914/18, Berlin 1921; P. Sumerauer/C. Zotta, Georg D., Präsident der Oberpostdirektion in Leipzig, Feld-Oberpostmeister, in: dies., Mühlrad, Schulbank und Carrière, Tübingen 2003, S. 417-448 (P). – DBA II, III; DBE 2, S. 591; NDB 4, S. 68.
Porträt Georg D., nach 1919, Fotografie, Hans-Domizlaff-Archiv Frankfurt/Main (Bildquelle).
Peter Sumerauer
5.6.2012
Empfohlene Zitierweise:
Peter Sumerauer, Artikel: Georg Domizlaff,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1204 [Zugriff 22.11.2024].