Georg Conrad Walther

W. zählt zu den bedeutendsten deutschen Verlegern des 18. Jahrhunderts. – Seine ersten beiden Lebensjahrzehnte liegen völlig im Dunkeln. 1732 trat er als Mitarbeiter des Hamburger Verlegers Christian Wilhelm Brand in Erscheinung, nahm aber noch im gleichen Jahr das Angebot einer Anstellung beim Dresdner Buchhändler Friedrich Hekel an. Seit 1735 war W. Teilhaber Hekels. 1738 wurde er von Kurfürst Friedrich August II. zum Hofbuchhändler ernannt. Ein Jahr später gründete er am Altmarkt eine eigene, allerdings nicht privilegierte Buchhandlung. Seine exklusiven Beziehungen zum Dresdner Hof, insbesondere zu Graf Heinrich von Brühl, schützten ihn vor den Anfeindungen des Rats und der vier privilegierten Buchhändler der Stadt. Durch den Erwerb der in Konkurs geratenen Sauereßigschen Buchhandlung in der Frauengasse, die sein Schwiegervater für ihn ersteigerte, erlangte W. 1740 sowohl eine Konzession für sein Unternehmen als auch das Bürgerrecht. Das Jahr 1740 gilt daher als das Gründungsjahr der bis ins 20. Jahrhundert hinein bestehenden Verlagsbuchhandlung. W.s Sortiment bestand zu einem großen Teil aus der in Hofkreisen beliebten klassischen französischen Literatur des 17. Jahrhunderts und der modernen französischen Literatur der Aufklärung. Wie damals üblich, ließ W. viele Titel auch nachdrucken. Francesco Graf Algarotti, der 1742 bis 1747 am Dresdner Hof weilte, vermittelte ihm 1746 nicht nur den Kontakt mit Voltaire, er überzeugte den Philosophen und Schriftsteller auch, W. mit einer autorisierten Gesamtausgabe seiner Werke zu beauftragen. 1748 erschien in der Dresdner Verlagsbuchhandlung die achtbändige, 1754 um zwei Bände ergänzte, bedeutsame Werkausgabe. Damit rückte W. mit einem Schlag in Konkurrenz zu anderen Verlegern französischer Aufklärungsliteratur, insbesondere zur Amsterdamer Firma Arkstee&Merkus, in die erste Reihe der Verleger seiner Zeit. Die bis 1755 andauernde enge und freundschaftliche Zusammenarbeit mit Voltaire, wobei sich die Partner nie persönlich kennen lernten, führte zur Herausgabe einer weiteren, allerdings nicht als bedeutend eingeschätzten autorisierten Werkausgabe (1752-1770). W., 1754 zum Kommerzienrat ernannt, verlegte auch sehr erfolgreich Einzelausgaben von Werken Voltaires, u.a. „Histoire de Charles XII.“ (1761-1803, fünf Auflagen) und „Siècle de Louis XIV.“ Er brachte zudem Werke anderer bedeutender Vertreter der Aufklärung wie Pierre Louis Moreau de Maupertius, Jean Baptiste de Boyer Marquis d’Argens und Jean Baptiste DuBos heraus. Für Ostmitteleuropa war er der wichtigste Lieferant und Vermittler französischer Aufklärungsliteratur. Als Herausgeber fremdsprachiger Literatur stand W. insgesamt an erster Stelle in Deutschland. Die zweite bedeutende verlegerische Leistung W.s ist mit dem Namen Johann Joachim Winckelmann verbunden. Der Begründer der klassischen Archäologie und modernen Kunstgeschichte lebte 1748 bis 1754 als Bibliothekar des Grafen Heinrich von Bünau in Nöthnitz und 1755 in Dresden. Der Dresdner Verleger W. erkannte sofort die Begabung Winckelmanns und sicherte sich die zweite, erweiterte Auflage seines Erstlingswerks „Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauerkunst“ (1756). Trotz des schwierigen Charakters Winckelmanns hielt er an der Zusammenarbeit mit ihm fest. 1764 erschien bei W. die Erstausgabe der „Geschichte der Kunst des Alterthums“, des bedeutendsten Werks Winckelmanns. 1767 brachte die Verlagsbuchhandlung ebenso die „Anmerkungen über die Kunst des Alterthums“ als Vorarbeit einer geplanten zweiten Auflage der „Geschichte der Kunst des Alterthums“ heraus, die aber erst 1776 in Wien erschien. Die Palette der Verlagserzeugnisse der Hofbuchhandlung war breit, wenngleich fremdsprachige Titel überwogen. W. verlegte u.a. Werke von Jonathan Swift, Carlo Goldoni, Jean de Lafontaine, Alain-René Lesage, aber z.B. auch Johann Christian Götzes „Merckwürdigkeiten der Königlichen Bibliotheck zu Dreßden“ (1744-1749). Die bereits 1743 von ihm herausgegebenen „Dreßdnischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen“ dienten den Gegnern Johann Christoph Gottscheds um Brühl und den Hofpoeten Johann von König als publizistische Plattform. 1771/72 veröffentlichte W. zwei Bibliografien fremdsprachiger Literatur, die Bibliothekaren und Buchhändlern lange Zeit ein unentbehrliches Hilfsmittel waren. 1765 hatte er eine eigene Druckerei erwerben können. Bereits seit 1744 belieferte W. die Königliche Bibliothek, darüber hinaus war er als Lieferant der Bibliotheken Brühls, Bünaus und anderer Angehöriger der Hofgesellschaft und Gelehrter tätig.

Literatur F. Schubert (Bearb.), Katalog der Bildnis-Ausstellung „Große Männer Sachsens“, Dresden 1939, S. 44; M. Fontius, Voltaire in Berlin, Berlin 1966, S. 26-39; C. Vinz, Das Verlagsverzeichnis der Waltherschen Hofbuchhandlung vom Jahre 1833, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 9/1969, Sp. 99-110; R. Eigenwill, Der Verlagsbuchhändler Georg Conrad W. im augusteischen Dresden, in: Dresdner Hefte 76/2003, S. 16-22.

Porträt Georg Conrad W., A. Graff, um 1770, Ölgemälde, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Reinhardt Eigenwill
16.4.2007


Empfohlene Zitierweise:
Reinhardt Eigenwill, Artikel: Georg Conrad Walther,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17862 [Zugriff 2.11.2024].

Georg Conrad Walther



Literatur F. Schubert (Bearb.), Katalog der Bildnis-Ausstellung „Große Männer Sachsens“, Dresden 1939, S. 44; M. Fontius, Voltaire in Berlin, Berlin 1966, S. 26-39; C. Vinz, Das Verlagsverzeichnis der Waltherschen Hofbuchhandlung vom Jahre 1833, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 9/1969, Sp. 99-110; R. Eigenwill, Der Verlagsbuchhändler Georg Conrad W. im augusteischen Dresden, in: Dresdner Hefte 76/2003, S. 16-22.

Porträt Georg Conrad W., A. Graff, um 1770, Ölgemälde, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Reinhardt Eigenwill
16.4.2007


Empfohlene Zitierweise:
Reinhardt Eigenwill, Artikel: Georg Conrad Walther,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17862 [Zugriff 2.11.2024].